Jahr für Jahr begleitet Madden-Fans dieselbe Hoffnung: Auf dem Feld soll es sich nach echtem Football anfühlen und abseits davon bitte nicht in den Wahnsinn treiben. Mit Madden NFL 26 gelingt EA Sports tatsächlich der stärkste Gameplay-Sprung seit über zehn Jahren. Leider bleiben die altbekannten Schwächen bestehen, und dazu kommen neue Baustellen. Gerade im direkten Vergleich mit dem hauseigenen College Football 26 wird klar: Madden ist in Topform, stolpert aber über eigene Probleme.

Auf dem Feld liefert Madden 26 ein Erlebnis, das so geschmeidig und spaßig ist wie zu Zeiten von Xbox 360 und PS3. Bewegungen sind flüssig, das Manövrieren in der Pocket fühlt sich großartig an und das neue Wear-and-Tear-System verleiht dem Kader-Management eine strategische Tiefe, die sich auf jede Partie auswirkt. Spieler zu überlasten, rächt sich spürbar – ein Feature, das für Authentizität sorgt. Das Passspiel ist so spannend wie seit Madden 06 und dem Vision Cone nicht mehr. Jeder Quarterback besitzt eigene Wurfanimationen, wodurch sich jeder Spielmacher einzigartig anfühlt. Dazu kommt die Möglichkeit, unter Druck aus der Pocket auszubrechen und mit den Playmaker-Steuerungen kreativ zu improvisieren. Wenn das aufgeht, entsteht echtes Football-Kino. Auch die Fang-Animationen großer Receiver wurden verbessert, und das Spieltempo ist ideal austariert: nicht so hektisch wie College Football, aber deutlich flotter als frühere Madden-Teile.

Kurzum: Wer den Controller in die Hand nimmt, bekommt endlich wieder Football-Feeling pur. So viel Spaß das Gameplay macht, so deutlich fallen die Schwächen auf. Receiver bleiben am Ende ihrer Routen einfach stehen, wenn ein Spielzug länger dauert – statt sich freizulaufen. Die Offensive Line wirkt oft planlos, lässt Gegenspieler ohne Not ziehen und blockt nicht konsequent. Noch nerviger ist die KI der CPU: Quarterbacks treffen in absurdem Maße, wodurch Verteidigung oft nach „Cheating“ wirkt und nicht nach Skill. Im Laufspiel hingegen ist die KI so schwach, dass Running Backs regelmäßig in die falsche Richtung laufen. Hier bleibt Madden meilenweit hinter den eigenen Ambitionen zurück.

Optisch ist Madden 26 ein echter Hingucker: weniger Clipping, saubere Animationen und ein Broadcast-Design, das NFL-Übertragungen sehr nahekommt. Scott Hanson als Präsentator der Highlight-Pakete sorgt für frische TV-Atmosphäre, auch das wöchentliche Recap ist ein längst überfälliges Feature. Allerdings bricht die Immersion, wenn Hanson falsche Namen ansagt oder das System ins Stocken gerät. Wo es komplett scheitert, ist die Kommentierung: Das Drei-Team-Modell wirkt unausgereift. Mike Tirico und Greg Olsen klingen mechanisch, Kate Scott und Brock Huard überdreht. Besonders absurd: Selbst in simplen Übungen wie dem 40-Yard-Dash wird geschrien, als ginge es um den Super Bowl. Da hilft nur Stummschalten – immerhin wartet dann einer der besten Soundtracks der Madden-Geschichte. Die Menüs laufen zwar schneller, leiden aber weiterhin unter Hängern und Ladezeiten. Auch die Trikotoptionen sind unverständlich eingeschränkt: Retro-Helme mit aktuellen Jerseys? Fehlanzeige.

Der Skills-Trainer ist so umfangreich wie nie zuvor und bietet über 100 Übungen. Für Neueinsteiger wie Veteranen ein Highlight. Auch der Franchise-Modus punktet: Mehr Tiefe bei Spielvorbereitung, Verletzungs-Management und Scouting machen Coaching relevanter denn je. Doch es gibt Rückschritte: Nur noch die Rolle als Coach ist spielbar, Besitzer- oder Spieler-Optionen wurden gestrichen. Stadion-Features, Ticketpreise, Merchandise – alles verschwunden. Der Draft bleibt unübersichtlich, Free Agents unterschreiben nur Einjahresverträge, Relocations stagnieren seit Jahren. Der Superstar-Modus bringt mit dem Sphere-of-Influence-System RPG-Elemente ins Spiel. Gespräche mit Coaches, Agenten oder Promis beeinflussen die Fähigkeiten – ein interessantes Konzept, das frischen Wind bringt. Die Quest- und Kapitelstruktur verstärkt das Karrieregefühl. Allerdings sind die Positionen stark eingeschränkt und der Spieler-Editor quälend langsam.

Ultimate Team richtet sich etwas stärker an Solospieler, leidet aber immer noch unter trägen Menüs, langen Ladezeiten und nicht überspringbaren Pack-Animationen. Wie fast die gesamte Branche startet auch Madden 26 mit einer Bug-Flut. Zu den gröbsten Fehlern gehören:
- Helme, die zur Halbzeit die Farbe wechseln
- falsche Starts durch Spielerbewegungen
- fehlende Hintergründe im Draft-Board
- Verteidiger, die in der Offense stehen
- Playbooks, die verschwinden
- Abstürze im Superstar-Editor
- Deluxe-Boni, die nicht auftauchen – während der EA-Support keine Hilfe bietet
Madden NFL 26 ist ein widersprüchliches Erlebnis. Auf dem Spielfeld bietet es das beste Football-Gefühl seit über einer Dekade: individuelle Quarterbacks, durchdachtes Kader-Management und großartige Animationssysteme machen jede Partie packend. Auch Franchise-Fans bekommen sinnvolle Neuerungen. Gleichzeitig reißen gestrichene Features, frustrierende KI-Probleme und zahlreiche Bugs das Gesamtbild nach unten. Madden 26 ist im Kern ein sehr gutes Football-Spiel – aber eines, das dringend Patches braucht.
—— Hinweise & Disclaimer: ———
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