Bevor wir über irgendetwas anderes sprechen: Es fühlt sich wie ein kleines Wunder an, einfach Super Robot Wars Y auf der PlayStation 5 herunterzuladen und direkt loszulegen. Kein Import, keine Zusatz-Accounts, kein regionsgebundenes DLC. Endlich, ganz unkompliziert. Die Reihe gibt es seit über 30 Jahren, und sie gehört zu den größten Strategie-RPG-Crossovers überhaupt. Jede Episode bringt ein völlig überdrehtes Line-up aus Anime-Geschichte zusammen, vorneweg meist mehrere Gundam-Serien, flankiert von Klassikern wie Mazinger Z oder Getter Robo und gelegentlichen Überraschungen wie Evangelion oder sogar Cowboy Bebop. Klingt wild? Ist es auch. Willkommen im Mecha-Multiversum.

Taktik trifft Anime-Overdrive

Das Spielprinzip ist seit Jahrzehnten im Kern gleich: eine riesige Roster an Piloten und Mechs aufbauen, Kämpfe bestreiten, Einheiten aufrüsten und eine Story erleben, die irgendwo zwischen eigener Mecha-Oper und einer wilden Collage aus Anime-Handlungen liegt. So kann es passieren, dass Evangelion, Crossbone Gundam und ein völlig obskurer Mecha-Drache gleichzeitig in derselben Welt existieren. Das Beste daran sind die Kampfsequenzen. Wo ihr in Menüs taktisch Figuren bewegt, eskaliert im Gefecht alles: opulente, fast schon absurd detaillierte Animationen, die wie kleine Tribute an die Originalserien wirken – mit instrumentalen Reminiszenzen oder (per kostenpflichtigem DLC) sogar mit den originalen Anime-Songs. Wer das kennt, bekommt Gänsehaut; wer Neues entdeckt, vielleicht sogar eine neue Lieblingsserie.

Dass Super Robot Wars Y jetzt bei uns ganz regulär erscheint, ist ein riesiger Schritt. Jahrzehntelang war die Reihe in Japan eingeschlossen, wegen Lizenzproblemen mit den vielen Anime-Marken. Erst gab es englische Asia-Releases, dann eine reine Steam-Version und nun das erste richtige Konsolen-Debüt im Westen. Die Kehrseite: Die DLC-Preise, vor allem für Musik, sind happig. Aber sie sind optional, auch ohne versteht man alles und hat Spaß. So cool das ist: SRW Y gehört nicht zu den stärksten Teilen.

Zum Start setzt das Spiel stark auf Gundam Wing, Seed und G Gundam, Reihen, die nicht jeden Fan begeistern. Die neue Original-Story dreht sich um eine junge Aristokratin, die mit einem riesigen, stadtgroßen Schlachtschiff ihre eigene Nation gründet, eine Mischung aus Code Geass und Char’s Counterattack. Klingt genial, zieht sich aber zu Beginn. Die neuen Helden? Sci-Fi-Ninjas mit dazu passenden Mechs, die lange keine echte Rolle im Plot spielen. Erst später, wenn modernere Serien (u. a. The Witch from Mercury) einsteigen, gewinnt die Geschichte an Schwung.

Trotzdem ein Fest für Mecha-Fans

Unabhängig davon bleibt die Faszination bestehen: Neue Charaktere freischalten, ihre Attacken zum ersten Mal sehen und sich an den spektakulären Animationen nicht sattsehen, bis man irgendwann skippt, nur um später doch wieder reinzuschauen. Das ist die Magie von Super Robot Wars. Nach all den Jahren fühlt es sich fast surreal an, dieses Spiel einfach so im Westen zu spielen und zu reviewen. Super Robot Wars Y startet holprig und die Story bleibt schwächer als in anderen Teilen, aber die Mischung aus Fanservice, Showmanship und purer Mecha-Liebe trägt auch diesmal. Für Fans von Robotern, Anime und Taktik gilt: Super Robot Wars Y ist kein perfekter Einstieg, aber ein historisch wichtiger. Und hoffentlich erst der Anfang einer neuen Normalität im Westen.

—— Hinweise & Disclaimer: ———

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