Wenn ich Freunden erzähle, dass ich ein Sportspiel teste, kommt nach ein paar Tagen immer die gleiche Frage: „Lohnt sich’s?“ Bei NHL 26 ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Einerseits ist es ohne Zweifel besser als sein Vorgänger, der ohnehin schon stark war. Andererseits sind viele der Verbesserungen so subtil, dass sie nur langjährige Fans sofort bemerken. Für Gelegenheitsspieler wirkt das Ganze wie die übliche neue Saison im alten Trikot, nur mit leichtem Glanzfilter.

Die große Neuerung, mit der EA wirbt, heißt ICE-Q 2.0 und soll das realistischste Spieler-Movement der Seriengeschichte bieten. Tatsächlich bewegen sich die Stars noch individueller: Brad Marchand spielt körperbetonter, Nathan McKinnon gelingen diese absurden No-Look-Pässe, für die er bekannt ist. Auf dem Eis sind das jedoch eher Nuancen als ein echter Quantensprung. Präsentations-Spielereien wie die Anzeige von Schussgeschwindigkeit oder Trefferwahrscheinlichkeit nach einem Tor sind nette Details, ändern aber nichts am grundsätzlichen Spielgefühl.

Wirklich revolutionär ist dagegen das neue Torwartsystem. Goalies wirken nicht mehr wie leblose Animationspuppen, sondern agieren viel organischer, mit Dutzenden neuer Bewegungen und Tendenzen. Schüsse von der blauen Linie fühlen sich nicht mehr wie ein Würfelwurf an, Rebounds entstehen häufiger, Slapshots haben mehr Wucht, und Standard-Dekes funktionieren plötzlich nicht mehr als Allzweckwaffe. Torhüter verlassen jetzt öfter den Kasten, stellen Winkel zu, nutzen den Schläger zum Abwehren und machen Fehler, die man ausnutzen kann. Das zwingt dazu, die Offensive neu zu lernen, obwohl die Steuerung unverändert bleibt – eine Umstellung, die manchen frustrieren wird, aber für deutlich mehr Dynamik sorgt. Wer sich früher über zu zähe Abwehrschlachten ärgerte, dürfte diesmal mehr Spaß haben.

Abseits davon bleibt vieles beim Alten. Präsentation und Atmosphäre sind im Wesentlichen unverändert, und obwohl es verständliche Lizenzprobleme gibt, wirkt es enttäuschend, dass Arena-spezifische Musik fehlt. In einer Sportart, in der Einlauf-Songs Kultstatus haben, ist diese Lücke spürbarer als in anderen Serien. Mehr Gewicht bekommen dagegen die X-Factor-Fähigkeiten, die Top-Spielern wie Matthew Tkachuk echte Vorteile verschaffen. Das macht Matches chaotischer und unberechenbarer, gleichzeitig aber auch etwas unausgeglichen, wenn ein Team gleich mehrere X-Factor-Asse im Kader hat. Die PWHL, die Frauen-Profiliga, wurde im Vergleich zum Update in NHL 25 weiter ausgebaut. Commentary und Spielfluss wirken authentischer, mit einem etwas offeneren Stil als in der NHL. Es bleibt eine kleine, aber willkommene Ergänzung, wenn auch noch nicht so konsequent umgesetzt wie die WNBA in NBA 2K.

Mehr Aufmerksamkeit hat dieses Jahr der Karrieremodus „Be a Pro“ bekommen. Dein Weg beginnt in der U20-WM, führt durch die kanadischen Juniorenligen und schließlich in den NHL-Draft. Es gibt mehr Möglichkeiten, den eigenen Spieler zu entwickeln, und die Progression hängt stärker von der Leistung auf dem Eis ab als von Microtransactions. Das macht das Ganze deutlich fairer und immersiver. Trotzdem fühlt es sich komisch an, schon als Rookie mit einem Overall von 82 und drei X-Factor-Skills ins Camp der Flyers zu starten, oder dass gewachsene Teamchemie aus dem Juniorenteam plötzlich ins NHL-Lockerroom übertragbar ist. Vollkommen rund ist das also noch nicht, aber es geht in die richtige Richtung.

Unterm Strich ist NHL 26 ein sehr gutes Eishockeyspiel, das auf dem starken Fundament von NHL 25 aufbaut. Wer den letzten Teil ausgelassen hat, bekommt hier ein nahezu frisches Erlebnis. Wer aber jedes Jahr kauft, wird das Gefühl haben, eher ein großes Update als eine neue Ausgabe zu spielen. Die verbesserte Torwart-KI hebt das Niveau spürbar an, der „Be a Pro“-Modus gewinnt an Tiefe, und insgesamt ist das Spiel realistischer und befriedigender. Doch der große Sprung, wie ihn einst NHL 04 oder NHL 14 bedeuteten, steht noch aus.

—— Hinweise & Disclaimer: ——

Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!

Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure LikesRetweetsAbos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.

Die verwendeten  Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst auf der Review-Plattform erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..