Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 war eines der turbulentesten Projekte der letzten Jahre und nun hat Ex-Creative Director Dan Pinchbeck von The Chinese Room erstmals ausführlich darüber gesprochen, wie schwierig es war, das Spiel vom ursprünglichen Entwickler Hardsuit Labs zu übernehmen. Seine Aussagen machen deutlich, wie knapp Budget und Zeit waren – und dass das Team sogar versucht hat, den Titel des Spiels zu ändern, um den Erwartungen des Kultklassikers Bloodlines 1 zu entgehen. Im Goth Boss Podcast (via Eurogamer) erklärte Pinchbeck, dass die größte Herausforderung die Erwartungen der Fans an den ersten Teil waren:
„Wir saßen oft da und überlegten, wie wir Paradox dazu bringen, es nicht Bloodlines 2 zu nennen. Wir konnten kein Bloodlines 2 machen – nicht mit der Zeit, nicht mit dem Geld.“
Pinchbeck beschreibt, wie Spiele wie S.T.A.L.K.E.R. oder Shenmue damals trotz Bugs und technischer Probleme zu Kulttiteln wurden. Heute sei das aber nicht mehr möglich. Ein modernes Bloodlines 2 müsste viel polishter sein – etwas, das mit den vorhandenen Ressourcen unrealistisch gewesen sei.
„Großartige Ideen, Spieler liebten sie, aber diese Spiele wären heute nicht mehr durchgegangen. Diesen Geist wiederzubeleben, wäre falsch gewesen. Niemand wäre glücklich gewesen.“
Hardsuit Labs’ Version des Spiels war deutlich stärker als klassisches RPG angelegt: ein frisch verwandelter Vampir, der langsam stärker wird, viele Systeme, viele Freiheiten, klassische Rollenspielelemente. Als The Chinese Room übernahm, blieb davon vieles auf der Strecke. Stattdessen entschieden sich die Briten für eine direktere, kompaktere Erfahrung: weniger RPG, weniger Open World, dafür einen spielmechanisch fokussierten Titel, bei dem man als älterer, mächtiger Vampir spielt. Pinchbeck erklärt:
„Wir wollten nicht einfach das unfertige Spiel eines anderen Studios fertigstellen. Wir wollten es auseinandernehmen und neu zusammensetzen – oder wir wollten es gar nicht machen.“
Als The Chinese Room das Projekt übernahm, fanden sie:
- eine veraltete Engine,
- viele unfertige Systeme,
- und einen Großteil des Designs, der nicht funktionierte.
Der allgemeine Zustand glich eher einem Neubeginn als einer Fortsetzung.
„In vielerlei Hinsicht fühlte es sich an, als würden wir an einer neuen IP arbeiten. Man spürte die Frustration im Projekt – ein Team, das unbedingt etwas Großes schaffen wollte, aber das Projekt war einfach entgleist.“
Pinchbeck schrieb schließlich den Großteil der finalen Story, bezahlte aber mit massivem Burnout und verließ 2023 The Chinese Room. Den entscheidenden Ansatz formulierte er jedoch vorher: nicht versuchen, Bloodlines 1 zu wiederholen, sondern einen kleineren, aber polierten Titel in der Tradition eines „Dishonored“ zu entwickeln.
„Wir können kein Bloodlines 2 machen, kein Skyrim. Aber wir können ein Dishonored machen: fokussiert, stilvoll, der Mythologie treu. Dann bekommen wir eine Bloodlines-Erfahrung, die funktioniert.“
Trotz der schwierigen Entwicklung erschien Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 im Oktober 2025. Und während es nie ein „Bloodlines 2 im Geiste des Originals“ sein konnte, funktionierte es aus einer anderen Perspektive erstaunlich gut.


Hinterlasse einen Kommentar