Mit EDENS ZERO wagt sich Konami an die nächste große Anime-Adaption. Basierend auf dem gleichnamigen Manga von Hiro Mashima (bekannt durch Fairy Tail), verspricht das Action-RPG eine Mischung aus klassischen Beat-’em-up-Kämpfen, Erkundung im offenen Raum und schwebenden Schwerkraft-Manövern. Auf allen aktuellen Plattformen soll das Sci-Fi-Abenteuer Anime-Fans genauso wie Actionfreunde begeistern. Doch gelingt der Start ins All oder driftet das Spiel an seinen Ambitionen vorbei?
Ein typischer Anime-Start mit bekannten Gesichtern
Schon der Einstieg ist Anime durch und durch: ein opulentes Intro, eine bunte Welt, ein Held mit wirren Haaren und mächtigen Kräften. Protagonist Shiki Granbell beherrscht Gravitation, seine Begleiterin Rebecca ist die toughe Heldin mit Herz, und das blaue Maskottchen Happy sorgt für das Wiedererkennungsmerkmal bei Mashima-Fans. Die Story beginnt in der Robotikstadt Granbell, nimmt aber rasch Fahrt auf – inklusive feindseliger Maschinen, Entführungen und einer ersten Boss-Schlacht auf einem Space-Piraten-Schiff. Die Handlung setzt stark auf klassische Anime-Motive wie Freundschaft, Mysterien und überzeichnete Bösewichte, bleibt aber oberflächlich. Kleine Nebenmissionen, etwa das Aufspüren von Orten oder das Jagen kleiner Ganoven – sorgen für etwas Abwechslung, ohne große erzählerische Tiefe.

Kampfsystem mit Licht und Schatten
EDENS ZERO kombiniert einfache Beat-’em-up-Mechaniken mit Elementen eines Action-RPGs. Leichte und schwere Angriffe lassen sich zu Kombos verbinden, Spezialfähigkeiten mit Cooldowns bringen etwas taktische Würze ins Gefecht. Shikis Schwerkraft-Kräfte ermöglichen spektakuläre Gruppenkontrolle – theoretisch. In der Praxis wirkt der Kampf jedoch oft schwerfällig. Bewegungen sind langsam, das Trefferfeedback schwach. Besonders außerhalb von Ausweichmanövern fühlt sich Shiki träge an. Zwar gibt es ein gelungenes Kontersystem mit Zeitlupeneffekten bei perfekten Dodges, doch die träge Animation bremst das Gefühl von Dynamik. Bosskämpfe führen eine Guard-Leiste ein, die durch gezielte Angriffe gebrochen werden kann, ein solides Element, das Timing und Aggressivität belohnt. Sobald man in der offenen Spielwelt ankommt, entfaltet EDENS ZERO sein stärkstes Feature: die Schwerkraft-Flugmechanik. Mit ein paar Tastendrücken schwebt Shiki durch die Lüfte, schnell, agil, frei. Es erinnert an eine Anime-Version von Iron Man und gehört zu den spaßigsten Fortbewegungssystemen der letzten Jahre. Auch wenn Texturen beim Flug öfter nachladen, trübt das den Gesamteindruck kaum. Eine Motorradalternative gibt es zwar auch, doch im Vergleich bleibt das Grav-Fliegen der klare Sieger.

Technisch solide, aber nicht makellos
Optisch präsentiert sich EDENS ZERO im typischen Anime-Stil: farbenfrohe Figuren, überzeichnete Effekte und charmante Zwischensequenzen. Die Umgebungen sind jedoch detailarm, und die Pop-Ins von Texturen fallen besonders bei hohen Geschwindigkeiten auf. Soundeffekte und Musik passen gut ins Setting, flott, actionreich, manchmal etwas beliebig. Die Sprecher liefern solide Anime-Performance ab, ohne große Überraschungen. Das Levelsystem ist klassisch: XP durch Kämpfe und Quests, neue Fähigkeiten per Skilltree. In der Hubwelt warten zahlreiche Nebenaufgaben, die zum Erkunden und Grinden einladen. Wer mehr aus seinen Figuren herausholen will, muss sich durch Sidequests und wiederholbare Kämpfe arbeiten, ob das motiviert, hängt stark davon ab, wie sehr einem das Kampfsystem zusagt. Denn gerade auf Dauer wird das träge Kampfgefühl zur Geduldsprobe.

Fazit: Viel Charme, etwas Ballast
EDENS ZERO hat gute Ideen: Die Flugmechanik ist ein echtes Highlight, der Anime-Charme ist spürbar, und die offene Welt lädt zum Erkunden ein. Doch das Spiel kämpft mit einer zu trägen Steuerung, wenig Wucht im Kampf und einer eher flachen Geschichte. Fans von Mashimas Werk kommen auf ihre Kosten, vor allem durch Fanservice und Verweise auf Fairy Tail. Wer jedoch auf geschmeidige Action und anspruchsvolle RPG-Systeme hofft, könnte enttäuscht werden.
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