Zu sagen, dass Battlefield 2042 eine Enttäuschung war, wäre fast noch geschmeichelt. Trotz großspuriger Ankündigungen und technischer Ambitionen blieb es ein Spiel ohne Herz, ohne das, was Battlefield immer ausgemacht hat: kontrolliertes, aber herrlich unberechenbares Chaos. Es gab keine Kampagne, die Karten waren überdimensioniert und oft leer, und fast schon ein Sakrileg, es fehlte an echter Zerstörung. Weder die Fans noch die Entwickler waren zufrieden. Nun also Battlefield 6: eine Rückkehr zu den Wurzeln, ein Spiel, das so sehr nach klassischem Battlefield klingt und sich so anfühlt, dass man sich fragt, warum es diesen Umweg überhaupt gebraucht hat.

Das auffälligste Zeichen dieser Rückbesinnung ist die Rückkehr der Kampagne. Sie ist nicht bloß ein Anhängsel, sondern eine überraschend umfangreiche und handwerklich solide Erfahrung, die zeigt, wie viel Wucht und Dynamik in einem modernen Battlefield stecken kann. Man spielt ein Mitglied einer NATO-Spezialeinheit, die eine globale Bedrohung durch die private Militärorganisation PAX Armata aufhalten soll. Die Handlung dient dabei mehr als Kulisse, bemüht sich um Kameradschaft im Stil von Bad Company, erreicht aber nicht ganz dessen Charme oder Leichtigkeit. Trotzdem funktioniert sie hervorragend als spektakulärer Auftakt für das, was folgt. Die Kampagne liefert genau das, was man sich von Battlefield erhofft: Explosionen, Adrenalin und massenweise Zerstörung. Sie führt Spieler behutsam an die neuen Mechaniken und Gadgets heran, die später im Multiplayer unverzichtbar sind. Anfangs wirkt sie noch recht linear, öffnet sich jedoch im Verlauf immer stärker, bis die letzten Missionen den Inbegriff dessen darstellen, was die Serie so besonders macht, das Zusammenspiel aus Taktik, Wahnsinn und purem Spektakel.

Natürlich bleibt Battlefield in erster Linie ein Multiplayer-Erlebnis. Hier zeigt Battlefield 6 sein wahres Gesicht, und das ist im besten Sinne vertraut. Nach dem gescheiterten Experiment von 2042 kehrt DICE zu seinen Wurzeln zurück: zu klaren Klassen, sinnvollen Rollenverteilungen und einem System, das wieder Struktur bietet. Zwar sind Waffen in den meisten Modi nicht mehr strikt klassengebunden, was für Puristen ein kleiner Wermutstropfen ist, doch das Grundgefühl stimmt. Das Spiel hat wieder eine Identität, eine Seele, und die liegt eindeutig im Teamspiel. Der Mehrspielermodus bietet eine gelungene Mischung aus Bewährtem und Feintuning. Rush feiert seine Rückkehr, ebenso Conquest, Breakthrough und das neue Escalation. Zwar ist es etwas unverständlich, dass Rush keine eigene Playlist besitzt, doch die Modi greifen harmonisch ineinander. Kleinere CQC-Scharmützel sind weiterhin dabei, bleiben aber eher Randnotiz, denn die wahre Magie entfaltet sich in den großen Schlachten. Mit der Rückkehr des Battlefield Portal samt integriertem Karteneditor öffnet DICE der Community erneut die Tür, um selbst kreativ zu werden und eigene Szenarien zu gestalten.

Besonders hervorzuheben ist die neu gewonnene Balance. Die Schlachtfelder sind wieder auf 64 Spieler begrenzt, manche Karten sogar auf 32. Dadurch entfällt das lange Rennen zur Frontlinie, die Action beginnt fast unmittelbar. Jeder Moment kann zum Chaos werden, jeder Schuss zu einer Geschichte. Die Karten selbst, von den klaustrophobischen Straßenschluchten New Yorks bis zu den offenen Panoramen von Liberation Peak oder New Sobek City, sind abwechslungsreich und durchdacht. Vielleicht ist kein neuer Klassiker wie Arica Harbour oder Caspian Border dabei, aber die Qualität ist durchweg hoch. Mit neun Maps zum Start ist außerdem für genügend Abwechslung gesorgt. Das vielleicht wichtigste Element jedoch ist die Rückkehr der Zerstörung. Sie ist wieder ein zentraler Bestandteil des Spiels und verleiht jeder Partie eine eigene Dynamik. Häuser können einstürzen, Mauern brechen ein, ganze Straßenzüge verwandeln sich in Sekunden in Schuttfelder. Panzer walzen durch Gebäude, Jets reißen Deckungen auf, Explosionen formen das Schlachtfeld immer wieder neu. Zwar gibt es in den städtischen Karten technische Grenzen, doch insgesamt erinnert das System an das aus Bad Company 2, und das gilt für viele als das beste Zerstörungsmodell der Serie. Es fühlt sich chaotisch, intensiv und befriedigend an – so, wie es sich für Battlefield gehört.

Technisch überzeugt Battlefield 6 auf ganzer Linie. Die Grafik ist kraftvoll und stimmungsvoll, ohne überladen zu wirken, und das Zerstörungsmodell verleiht der Umgebung eine spürbare Lebendigkeit. Besonders beeindruckend ist der Sound: Explosionen haben Gewicht, Schüsse hallen realistisch durch Häuserschluchten, und die Mischung aus orchestralen Themen und wuchtigem Schlachtfeldlärm sorgt für Gänsehaut. Es ist, als stünde man mitten in einem orchestrierten Chaos, das mit jedem Moment intensiver wird.
Nach dem Fehlschlag von 2042 wirkt Battlefield 6 wie ein Befreiungsschlag. Alles, was man damals falsch gemacht hat, wurde hier korrigiert. Die Zerstörung ist zurück, die Klassen sind zurück, Rush ist zurück und damit auch das Gefühl, Teil eines echten, chaotischen Kriegsgeschehens zu sein. Battlefield 6 ist kein Neustart, sondern eine Heimkehr. Ein Spiel, das wieder weiß, was es sein will, und das genau deshalb so befriedigend funktioniert.
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