Die Sniper Elite-Reihe ist seit jeher eine meiner heimlichen Favoriten, wenn es um Stealth Action geht. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt, was „Sniper Elite: Resistance“ zu bieten hat. Als taktischer Third-Person-Shooter mit starkem Fokus auf Stealth und realitätsnaher Ballistik reiht sich der Titel nahtlos in die Serie ein, wagt dabei aber eine erzählerische und strukturelle Abzweigung, die das Spiel bewusst vom nummerierten Hauptstrang der Reihe distanziert.

So ist das Spiel kein vollwertiger Nachfolger, sondern eher ein erzählerisches Spin-off, das sich auf eine andere Perspektive innerhalb desselben historischen Settings von „Sniper Elite 5“ konzentriert – mit einem ganz eigenen erzählerischen Bogen und leicht veränderten Prioritäten im Gameplay. Ob das Spiel dennoch überzeugt, findet ihr in unserem Review heraus:

 Die Geschichte führt uns zurück ins Jahr 1944, mitten in das von den Nazis besetzte Frankreich. Die Hauptfigur, Harry Hawker, ein Agent der britischen Special Operations Executive (SOE), wird hinter feindlichen Linien abgesetzt. Doch sein Auftrag entwickelt sich schnell zu einer persönlichen Mission, als er nicht nur Hinweise auf eine neue Wunderwaffe der Nazis entdeckt, sondern auch mit der französischen Résistance in Kontakt kommt. Die Geschichte entfaltet sich in episodischer Form über sechs große Einsätze, die jeweils an verschiedenen Orten in Frankreich spielen – von zerbombten Landgütern über industrielle Hafenanlagen bis hin zu einem unterirdischen Forschungskomplex in den Alpen. Es ist eine Welt, die cineastisch inszeniert ist und mit ihrer Mischung aus düsterer Kriegsstimmung und nostalgischer Hoffnung an Klassiker wie „Der längste Tag“ oder „Where Eagles Dare“ erinnert.

Anders als in den bisherigen Teilen steht dieses Mal nicht der bisherige Protagonist der Reihe, Karl Fairburne im Fokus, sondern Hawker – ein eher rauer, improvisierter Held, dessen stotternder britischer Akzent und zynischer Humor ihm eine charmant kantige Note verleihen. An seiner Seite agieren Figuren wie Claire Duval, eine ehemalige Lehrerin, die zur Anführerin der lokalen Résistance wurde, und Louis Marchand, ein schweigsamer Sprengstoffexperte mit tragischer Vergangenheit. Ihre Dynamik gibt dem Spiel emotionale Tiefe, die man in den nüchterneren Vorgängern so nicht kannte.

Vergleicht man „Resistance“ mit „Sniper Elite 5“, das ebenfalls in Frankreich angesiedelt war, fällt auf, dass die Kernmechaniken fast identisch geblieben sind. Der Unterschied liegt mehr im Ton und Aufbau: Während der Vorgänger eher auf große Schlachtfelder, Sandbox-Elemente und das bekannte „X-Ray-Killcam“-Spektakel setzte, wirkt „Resistance“ intimer, düsterer und taktischer. Die Entscheidung, dem Spiel keine Nummerierung zu geben, scheint also bewusst gefallen zu sein – eine Art erzählerischer Seitensprung, der weniger auf Fortschritt als auf Variation setzt.

Das Gameplay bleibt im Kern aber sehr vertraut – schleichen, beobachten, planen, exekutieren. Doch „Resistance“ legt noch mehr Wert auf Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Jeder Einsatz beginnt mit einer kurzen Besprechung, in der alternative Routen, Zielpersonen und Nebenziele vorgestellt werden. Spieler können sich entscheiden, ob sie als Schatten durch die Kulissen schleichen oder mit roher Gewalt vorgehen – wobei letzteres oft mit erhöhtem Risiko einhergeht. Neu ist die Möglichkeit, Schlüsselfiguren zu befragen oder sogar zur Zusammenarbeit zu überreden, was zusätzliche Wege öffnet und das Spiel weniger binär erscheinen lässt.

Ebenfalls neu sind die „Propaganda-Missionen“: Wer in der Umgebung versteckte Propagandaposter entdeckt und sabotiert, schaltet zusätzliche Mini-Missionen frei, in denen man aus der Perspektive lokaler Résistance-Mitglieder spielt. Diese Sequenzen unterscheiden sich im Ton und Stil merklich vom Hauptspiel, setzen auf Guerillataktiken und improvisierte Ausrüstung – ein mutiger, erfrischender Bruch zur Präzision des Scharfschützenalltags.

Technisch bewegt sich „Resistance“ auf solidem Niveau. Auf der Xbox Series X beeindruckt das Spiel mit flüssigen 60 FPS bei nativer 4K-Auflösung. Texturen sind scharf, Licht- und Schatteneffekte erzeugen eine überzeugende Atmosphäre. Besonders nachts, wenn das Spiel auf natürliche Dunkelheit, Mondschein und Taschenlampen setzt, entfaltet es eine fast schon survival-horrorartige Stimmung. Die älteren Konsolenversionen müssen hingegen mit reduziertem Detailgrad, geringerer Sichtweite und spürbar längeren Ladezeiten leben, bleiben aber spielbar.

Der Soundtrack, komponiert von Alistair McNeill, ist ein weiteres Highlight. Die Mischung aus dramatischen Streichern und leisen, spannungsgeladenen Klavierpassagen trägt viel zur immersiven Erfahrung bei. Schüsse hallen realistisch durch Täler, Explosionen erschüttern die Umgebung, und das Pfeifen des Windes, das durch zerfallene Kirchenfenster dringt, erzeugt eine bedrückende Dichte. Besonders hervorzuheben sind die lokalisierten Sprachausgaben – deutsche Besatzungssoldaten sprechen durchgehend Deutsch mit authentischem Dialekt, was zur Glaubwürdigkeit der Welt beiträgt. Da Videospiele mittlerweile der Kunstfreiheit unterliegen dürfen im Spiel auch Fassungsfeindliche Symbole verwendet werden. Es gibt allerdings anscheinend keinen Weg diese Symbolik auszuschalten, weswegen ich die Symbole in den Screenshots geblurrt habe.

Rebellion, das britische Studio hinter der Serie, hat mit „Resistance“ erneut bewiesen, dass es sein Handwerk versteht. Bereits mit Titeln wie „Zombie Army 4: Dead War“, „Strange Brigade“ oder jüngst auch „Atomfalll“ zeigte das Studio, dass es in der Lage ist, unterschiedliche Tonalitäten innerhalb des gleichen technischen Rahmens zu liefern. „Sniper Elite: Resistance“ ist in vielerlei Hinsicht das erwachsenste Spiel des Studios: weniger Spektakel, mehr Substanz, weniger Heldenpathos, mehr Widerstand.

In diesem Zusammenhang muss man auch noch den Season Pass erwähnen, der das Spiel in einer kurzen Bonusmission, in der Hitler in einem Filmstudio ausgeschaltet werden soll, wo er einen Propagandafilm zu drehen beabsichtigt, diversen Waffenskins und letztendlich drei großen Inhaltspaketen und unterschiedlichen Settings erweitert, von denen aber bisher nur das erste Paket erschienen ist. In „Vercors Vendetta“ verschlägt es Hawker in die bergige Region Vercors verschlägt, wo verbliebene Nervenkampfstoff-Granaten der Nazis zerstören soll, bevor sie eingesetzt werden können. Die Mission verbindet Schleicheinsätze mit intensiven Gefechten. Zusätzlich werden zwei neue Waffen freigeschaltet. Die verbleibenden großen Inhaltspakete werden im Laufe des Jahres veröffentlicht.

Insgesamt hatte ich wirklich viel Spaß mit „Sniper Elite: Resistance“. Es ist ein Spiel, das seine Zielgruppe kennt und diese ziemlich sicher zufriedenstellt: Fans der Reihe werden den atmosphärischen Fokus und die narrative Tiefe zu schätzen wissen. Neueinsteiger bekommen einen guten, wenn auch nicht ganz repräsentativen Zugang zur Serie – vielleicht sogar einen besseren, weil der Fokus stärker auf persönlicher Geschichte und taktischem Spielverlauf liegt. Wer allerdings Innovation erwartet, wird etwas enttäuscht werden, denn alles in allem wirkt das Spiel lediglich wie eine umfangreiche Erweiterung mit neuem Protagonisten im bekannten Settings. Wer damit allerdings kein Problem hat, oder vielleicht genau aus diesem Grund zum Spiel greift, wird seine helle Freude damit haben. Denn wer sich für den Zweiten Weltkrieg interessiert, Schleich-Gameplay mag und keine Lust auf zu hektische Shooter-Action hat, sollte „Sniper Elite: Resistance“ definitiv einen Platz auf seiner Wunschliste geben.

Entwickler: Rebellion

Publisher: Rebellion

Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S

Getestet auf: Xbox Series X

NB@15.04.2025

——— Hinweise & Disclaimer: ———

Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!

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