„Bravely Default Flying Fairy HD Remaster“ erschien am 5. Juni 2025 als Launch-Titel für die Nintendo Switch 2 und markiert die Rückkehr eines modernen JRPG-Klassikers, der ursprünglich bereits im Jahr 2012 auf dem Nintendo 3DS debütierte. Das Spiel gehört zum Genre der rundenbasierten Rollenspiele und wurde von Cattle Call in Zusammenarbeit mit Square Enix neu aufgelegt. Es ist ein Remaster im klassischen Sinne: keine komplette Neuerfindung, wie beispielsweise bei „Final Fantasy VII Remake„, sondern eine liebevolle Restaurierung mit technischen Verbesserungen, neuen Komfortfunktionen und einem Hauch frischer Inhalte. Für Fans klassischer JRPGs, wie „Final Fantasy V“, „Octopath Traveler“ oder „Dragon Quest“ ist dieses Spiel ein nostalgischer Heimathafen.

Die Geschichte beginnt mit einem Riss – buchstäblich. Die Welt Luxendarc wird von einer Katastrophe erschüttert, als ein gewaltiger Abgrund das Dorf Norende verschlingt. Der junge Tiz Arrior überlebt als Einziger und macht sich auf, Antworten zu finden. Dabei trifft er auf Agnès Oblige, die „Vestalin des Windkristalls“, die ihre heilige Mission erfüllen will: die vier Elementarkristalle zu reinigen, die von einer dunklen Macht korrumpiert wurden. Gemeinsam mit dem mysteriösen Ringabel, einem charmanten Amnesisten mit einem prophetischen Tagebuch, und der impulsiven Edea Lee, Tochter eines Generals des feindlichen Eternia-Reichs, formt sich eine Gruppe, die sich dem Schicksal entgegenstellt. Was als klassische „Rette die Welt“-Geschichte beginnt, entfaltet sich bald zu einem vielschichtigen Drama mit überraschenden Wendungen, moralischen Grauzonen und einem Twist, der die vierte Wand beinahe durchbricht. Wer NieR, Chrono Trigger oder Steins;Gate liebt, wird sich hier wie zu Hause fühlen – und gleichzeitig herausgefordert.

Spielerisch bleibt „Bravely Default“ seinen Wurzeln treu, bringt aber genug Eigenständigkeit mit, um sich von der Masse abzuheben. Das Herzstück ist das namensgebende „Brave- und Default-System“: Statt nur eine Aktion pro Runde auszuführen, können Charaktere mit „Brave“ bis zu vier Züge auf einmal machen – auf Kosten zukünftiger Runden. „Default“ hingegen spart Aktionen auf und erhöht die Verteidigung. Dieses System erlaubt taktische Tiefe, die weit über das hinausgeht, was man von klassischen JRPGs gewohnt ist. Kombiniert mit dem umfangreichen Jobsystem – 24 Klassen wie Mönch, Valkyrie, Zeitmagier oder Ninja – entsteht eine fast schon strategische Komplexität. Jeder Job bringt eigene Fähigkeiten, passive Boni und Spezialangriffe mit sich, die sich frei kombinieren lassen. Die Steuerung auf der Switch 2 ist präzise und intuitiv, sowohl im Handheld- als auch im Docked-Modus. Besonders angenehm: Die Encounter-Rate lässt sich stufenlos regulieren, ebenso wie die Kampfgeschwindigkeit. Wer grinden will, kann das also möglichst effizient tun. Wer lieber die Welt erkundet, schaltet Zufallskämpfe einfach aus. Das Leveldesign ist klassisch, aber charmant: Dungeons mit versteckten Schätzen, optionale Bosse mit eigenen Geschichten und eine Oberwelt, die zum Erkunden einlädt. Der Schwierigkeitsgrad ist fordernd, aber fair – besonders Bosskämpfe verlangen durchdachte Strategien und gute Vorbereitung.

Grafisch wurde das Spiel behutsam modernisiert. Die HD-Remaster-Version bringt gestochen scharfe Hintergründe, überarbeitete Charaktermodelle und flüssige 60 FPS auf der Switch 2. Besonders die Städte – gezeichnet im aquarellartigen Storybook-Stil – wirken wie bewegte Gemälde. Die ursprüngliche Dual-Screen-Struktur des 3DS wurde clever auf ein Single-Screen-Layout übertragen, inklusive überarbeitetem HUD. Die neuen Licht- und Schatteneffekte verleihen der Welt mehr Tiefe, ohne den ursprünglichen Stil zu verfälschen. Technisch läuft das Spiel auf der Switch 2 butterweich, sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus. Ladezeiten sind minimal, Abstürze oder Bugs traten im Test nicht auf. Der Soundtrack – komponiert von Revo („Linked Horizon“) – ist ein orchestrales Meisterwerk. Von epischen Boss-Themen über melancholische Stadtmelodien bis hin zu triumphalen Siegesfanfaren: Jeder Track sitzt. Die Musik wurde nicht neu aufgenommen, aber klanglich remastered und klingt nun voller und klarer. Die englische Sprachausgabe ist solide, mit einigen Highlights (Ringabel!) und wenigen Ausreißern. Wer will, kann auf die japanische Tonspur umschalten und unterschiedliche Untertitel zuschalten.

Im Vergleich zum Original von 2012 bietet das Remaster über die grafische Frischzellenkur hinaus und die erwähnte Möglichkeit die Encounters dem Spielstil anzupassen noch einige weitere sinnvolle Neuerungen: Zwei neue Minispiele – „Luxencheer Rhythm Catch“ (ein Rhythmusspiel mit Joy-Con-Maussteuerung) und „Ringabel’s Panic Cruise“ (eine absurde Mischung aus Flugspiel und Reaktionstest) – lockern das Gameplay auf. Außerdem gibt es Quality-of-Life-Verbesserungen wie einen „Alle heilen“-Button, Dungeon-Empfehlungslevel und die Möglichkeit, Zwischensequenzen vorzuspulen. Die Netzwerkfunktionen des Originals wurden angepasst und funktionieren nun über die Switch 2-eigene Infrastruktur. Inhaltlich bleibt das Spiel jedoch identisch – wer also auf neue Story-Abschnitte gehofft hat, wird enttäuscht. Dafür ist das Remaster die mit Abstand komfortabelste und schönste Art, diesen Klassiker zu erleben.

Entwickelt wurde das Remaster von Cattle Call, einem Studio, das bereits an „The Alliance Alive“ und „Metal Max Xeno“ gearbeitet hat. Das Original stammte von Silicon Studio, bekannt für „3D Dot Game Heroe“s und als technischer Partner bei „Octopath Traveler“, das Studio hatte aber meines Wissens nach, keine Beteilgung am Remaster. Square Enix fungiert erneut als Publisher und hat das Projekt im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums der Serie ins Leben gerufen. Die Entscheidung, das Spiel als Launch-Titel für die Switch 2 zu veröffentlichen, war clever – nicht nur als Fanservice, sondern auch als Statement: Klassische JRPGs haben auch 2025 noch ihren Platz.

Insgesamt ist „Bravely Default Flying Fairy HD Remaster“ ein Geschenk an Fans und eine Einladung an Neulinge. Es ist ein Spiel, das sich nicht für seine Wurzeln schämt, sondern sie feiert – mit modernem Komfort, stilvoller Präsentation und einem Kampfsystem, das auch heute noch Maßstäbe setzt. Wer JRPGs liebt, wird hier fündig. Wer sie kennenlernen will, findet hier einen idealen Einstieg. Und wer das Original kennt, darf sich auf eine nostalgische Reise freuen, die sich gleichzeitig frisch und vertraut anfühlt. Luxendarc wartet – und es ist schöner denn je!
Entwickkler: Silicon Studio, Cattle Call
Publisher: Square Enix
Erhältlich auf: Switch 2
Getestet auf: Switch 2
NB@09.07.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltliches Muster für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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