Wir betreten erneut die Zeitmaschine in die Ära der Baggy Pants, Punkrock und PlayStation-Demo-Discs den Takt vorgaben. Nach dem grandiosen Erfolg des „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“-Remakes war die Hoffnung auf ein Comeback der nachfolgenden Titel groß – und Vicarious Visions (nun Teil von Blizzard Albany) hat erneut abgeliefert. Das Warten hat sich wirklich gelohnt: Mit „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ erhält die legendäre Skateboard-Reihe endlich die würdige Neuauflage, auf die Fans seit Jahren gehofft haben!

Wer mit der Reihe aufgewachsen ist, wird sofort von einem warmen Schauer nostalgischer Erinnerungen überrollt. Die Remakes vereinen die Inhalte von „Tony Hawk’s Pro Skater 3“ (2001) und „Tony Hawk’s Pro Skater 4“ (2002) und erweitern sie mit modernen Annehmlichkeiten. Es handelt sich dabei um ein Sport- und Arcade-Spiel mit Fokus auf Geschicklichkeit, Highscores und trickbasiertes Gameplay – ein Hybrid zwischen Zeitdruck, Flow und urbaner Exploration.
Anders als viele moderne Sportspiele erzählen die Tony Hawk’s-Titel keine klassische Story, aber in ihrer Struktur entfalten sie dennoch eine Art urbane Erzählung: Man beginnt als noch unbekannter Skater und arbeitet sich über globale Spots und Sponsoren zu Ruhm und Legende hoch. Dabei trifft man auf eine illustre Riege von Skateboard-Ikonen wie Tony Hawk, Rodney Mullen, Bam Margera, Eric Koston oder Elissa Steamer – alle mit ihren ikonischen Tricks und Persönlichkeiten. Besonders charmant: Viele der Protagonisten sind gealtert und tragen heute graue Haare oder haben Nachwuchs bekommen – ein sympathischer Kniff, der dem Spiel eine unerwartete Tiefe verleiht. Es ist eine Reise durch die Subkultur des Skateboardings, angereichert mit Anspielungen auf Skatevideos der späten 90er und Filme wie „Lords of Dogtown“ oder einem meiner persönlichen Favoriten: „Grind“.

Spielerisch bleibt „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ dem bewährten Flow treu, der die Reihe berühmt gemacht hat: Skate in zwei Minuten durch ikonische Level wie Airport, Los Angeles, Faundry, Suburbia oder College, sammle versteckte VHS-Kassetten, halte Combos am Leben und absolviere kreative Challenges. Die Steuerung wurde gegenüber dem 1+2-Remake nochmals verfeinert: Manuals, Reverts und Spine Transfers gehen butterweich von der Hand, Wallplants und Acid Drops fügen sich ebenso selbstverständlich ins Trickrepertoire ein wie die altbekannten Grinds und Flips. Neu ist ein optionales Physics-Modul, das den realistischen Spielmodus aus „THUG“ simuliert – weniger Arcade, mehr Skate-Simulation. Wer aber lieber den klassischen Arcade-Flow genießt, kann problemlos umschalten.

Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm fordernd. Neueinsteiger haben mit assistierten Modifikatoren (wie Unendlich-Kombo oder Zeitlupe) die Möglichkeit, sich langsam an die Mechaniken heranzutasten, während Veteranen durch individuelle Highscore-Quests und einen Hardcore-Modus (ohne HUD und nur mit begrenzter Wiederholung) ordentlich gefordert werden. Besonders erfreulich: Der neue Skatepark-Editor ist ein mächtiges Tool geworden, mit dem sich komplexe Level inklusive vertikaler Layers, beweglicher Objekte und Multiplayer-Modi bauen lassen. Dank Cloud-Sharing wächst das Levelangebot täglich.

Die grafische Präsentation des Spiels ist schlichtweg atemberaubend. Während „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“ bereits ein visuelles Upgrade war, legt das neue Remake noch eine Schippe drauf: Dank Unreal Engine 5 wirken Texturen plastischer, Lichteffekte realistischer und Animationen flüssiger denn je. Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel in nativen 4K bei konstanten 60 FPS, auf Xbox Series X ebenfalls – lediglich die Series S muss mit dynamischer Auflösung und gelegentlichen Framerate-Drops leben. Ebenso muss man auf PS4 und Xbox One, auf denen da Spiel ebenfalls erhältlich ist, mit Einbußen in Sachen Framerate und Auflösung leben. Der PC erlaubt zusätzlich Raytracing-Support, was besonders in nächtlichen Levels wie San Francisco oder Kona für eine herrlich stimmige Atmosphäre sorgt.

Der Soundtrack ist – wie zu erwarten – ein Herzstück des Spiels. Neben den Originaltracks (von CKY über Motörhead bis Run D.M.C.) wurden über 50 neue Lieder integriert, darunter frischer Punk, Hip-Hop und Indie – darunter Turnstile, Run The Jewels, IDLES und Fontaines D.C.. Die Playlist lässt sich individuell anpassen, der Shuffle-Modus sorgt für Abwechslung. Besonders nett: In den Audio-Einstellungen können klassische Soundfilter aktiviert werden, die das Spiel wie eine alte VHS klingen lassen – inklusive dezentem Tape-Rauschen. Klingt zwar nicht wirklich „gut“, aber dafür sehr authentisch… – Einige Fans werden aber wahrscheinlich enttäuscht sein, dass nicht alle Songs aus den Originalen im Remake zu finden sind. So fehlt beispielsweise sogar „TNT“ von AC/DC, das damals als Introsong fungierte, neben einigen anderen ikonischen Songs, was wahrscheinlich an zu hohen Lizenzen lag.

Im direkten Vergleich mit den Originalspielen wurden zahlreiche Detailverbesserungen vorgenommen: So wurden die Level nicht nur optisch überarbeitet, sondern auch hinsichtlich ihrer Physik, Architektur und Trickmöglichkeiten neu balanciert. Alte Glitches – wie das Wandglitching auf Airport – sind wahlweise im Legacy-Modus aktivierbar, was Fans alter Speedrun-Taktiken freuen dürfte. Einige Challenges wurden neu designt, um modernen Erwartungen gerecht zu werden, ohne ihren Oldschool-Charme zu verlieren. Der Karrieremodus aus Teil 4 wurde leicht gestrafft und bietet nun optionale Storylines für jeden Skater, was dem Spiel mehr Motivation und Tiefe verleiht.

Entwickelt wurde das Spiel von Vicarious Visions, die sich bereits durch das „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“-Remake sowie durch Neuauflagen wie „Crash Bandicoot N. Sane Trilogy“ einen Namen gemacht haben. Seit der Integration in Blizzard Albany war es lange unklar, ob ein neues Hawk-Projekt überhaupt entstehen würde. Umso überraschender war die Ankündigung 2024 zur The Game Awards-Show. Publisher ist erneut Activision, die nach dem Erfolg von „1+2“ offenbar Vertrauen in das Remake-Konzept gewonnen haben. Die Entwicklung stand allerdings unter schwierigen Vorzeichen: Zeitweise kursierten Gerüchte, das Projekt sei eingestellt worden, und auch Tony Hawk selbst äußerte sich in Interviews skeptisch. Dass das Spiel nun doch das Licht der Welt erblickt hat, ist nicht zuletzt der leidenschaftlichen Community und einem engagierten Entwicklerteam zu verdanken.

Alles in allem ist „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ ein mit Liebe gebautes Denkmal an eine Ära des Skateboarding, die viele geprägt hat. Es ist sowohl eine Liebeserklärung an das Original als auch ein moderner, technisch beeindruckender Titel, der zeigt, dass Skateboardspiele noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Die Kombination aus Retro-Vibes, flüssigem Gameplay, stylischer Präsentation und massenhaft Content macht das Spiel zu einem Pflichtkauf für Fans und Neulinge gleichermaßen. Wer jemals in einem Kinderzimmer, Jugendtreff oder bei Freunden zu „Ace of Spades“ Tricks geübt hat, wird hier mit Sicherheit erneut sein Herz verlieren!
Entwickler: Vicarious Visions / Blizzard Albany
Publisher: Activision
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch, Nintendo Switch 2
Getestet auf: PS5
NB@05.08.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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