Als Fans klassischer RPGs wie zu Zeiten des SNES hat mich „Starlight Legacy“ direkt angesprochen, das seit Anfang des Jahres auf dem PC und seit kurzem auch auf Konsolen erhältlich ist. Das Spiel ist ein klassisch inspiriertes 16‑Bit-JRPG mit rundenbasiertem Kampfsystem und nichtlinearer Spielführung, wie man es beispielsweise von frühen Dragon Quest– und Final Fantasy-Teilen kennt.

Die Handlung spielt im Königreich Evaria, das lange durch den mächtigen „Eternity Tree“ geschützt war – doch mittlerweile ist dieser verwelkt. Drei Helden, Ignus, Teryl und später Frida, werden ausgesandt, um die in vier Provinzen verstreuten Starlight Relics zu finden und so den Baum wiederherzustellen. Die Provinzen Wald, Wüste, Berg und Himmel können in beliebiger Reihenfolge erkundet werden, was abrrmals an alte Final Fantasy‑Titel erinnert. Ignus ist eine junge Kämpferin aus der Provinz, Teryl ihr loyaler Freund und Heiler, Frida die kämpferische Händlerin mit Erdmagie. Die politischen Konflikte – ein König, der Magie im Himmelreich verbietet, und aufkeimende Separatisten – geben der Geschichte nostalgische Tiefe, wenngleich sie eher Vorlagen nutzt als sie radikal erweitert.

Gameplay-technisch setzt das Spiel auf klassische Rundenkämpfe mit Menüsteuerung und Elementarzuordnungen (Feuer, Eis, Erde, Normal), die effektiv gegen Gegner eingesetzt werden müssen. Der nonlineare Zugang ermöglicht es, die Spielreihenfolge selbst zu bestimmen – ähnlich einem frühen Legend‑of‑Mana‑ oder Chrono‑Trigger‑Ansatz, nur weniger komplex. Es gibt kein automatisches Tutorial: Man muss wie in SaGa‑Spielen selbst herausfinden, etwa dass Magie‑Flächenangriffe möglich sind. Die Entwickler bieten Optionen zur Anpassung der Begegnungen – man kann Zufallskämpfe abschalten oder XP-Modifikatoren aktivieren – was Spielern erlaubt, schwierige Abschnitte zu vereinfachen oder gezielt schwieriger zu gestalten. Das Level‑Design ist solide: einfache dörfliche Straßen reichen zu komplexeren Tempeln mit nummerierten Schatztruhen, die nur mit ausreichender Anzahl von Relics geöffnet werden können. Der Schwierigkeitsgrad startet fair, doch frühe Gegner können ohne Elementarstrategie sehr hart sein – ein Design, das klassisch wirkt, aber nicht veraltet.

Die Grafik setzt bewusst auf helle, saubere Pixelästhetik im SNES‑Stil, gemischt mit gelegentlichen Mode‑7‑Flugeinlagen über die Karte – mit liebevoll gestalteten Gegnern, aber insgesamt eher mittelmäßiger visueller Präsenz verglichen mit anderen Indie‑Retro‑Titeln. Die Performance ist auf allen Plattformen solide: die Switch‑Portierung läuft flüssig, ohne spürbare Ladezeiten beim Ortswechsel; die Spielgeschwindigkeit bleibt konstant, unabhängig der Plattform. Der Soundtrack ist ein echtes Highlight: eingängige, thematisch passende Stücke mit klassischen JRPG‑Melodien, die lange im Ohr bleiben und mehr Atmosphäre erzeugen als die Pixelgrafik allein. Die Stücke passen sich gut an die jeweiligen Regionen an – orientalisch angehauchte Wüstenthemen, träumerische Klavierstücke für das Himmelreich und melodische Kampfmusik mit klarer Struktur.

Das Spiel ist kein Remake und keine Fortsetzung, sondern ein komplett eigenständiger Titel, wirkt aber dennoch inhaltlich bekannt. Man merkt deutlich, dass er auf Schultern der Giganten steht – sei es beim Aufbau der Welt, den Menüstrukturen oder der Art, wie Geschichte erzählt wird. Für Fans älterer Titel wie Lufia II, Secret of Evermore oder Golden Sun ist das Spiel fast wie ein heimlicher Liebesbrief. Es modernisiert vorsichtig – etwa mit optionalem Schwierigkeitsgrad oder schnellen Speicherpunkten – bleibt aber im Kern konservativ.

Das Team hinter dem Spiel besteht aus dem Entwickler Decafesoft und dem Publisher Eastasiasoft, beide mit Erfahrung in Retro‑Indie‑Titeln. Decafesoft war bisher kaum im Mainstream präsent, aber mit „Starlight Legacy“ präsentieren sie ein ambitioniertes Projekt, das bereits zur Tokyo Game Show 2024 positive Resonanz erhielt. Ihre Liebe zum Genre ist spürbar: Das Balancing, die Zahl der Nebenquests und die durchdachte Spiellogik zeugen von viel Spielpraxis und Verständnis für das klassische JRPG-Design. Eastasiasoft wiederum ist bekannt für kleinere, aber qualitativ saubere Veröffentlichungen im Indie- und Nischenbereich – was der Veröffentlichung auf mehreren Plattformen ohne technische Mängel zugutekommt.

Insgesamt ist „Starlight Legacy“ ein charmantes, ca. 8–10 Stunden langes Erlebnis, das nostalgischen JRPG‑Fans ein kompaktes, angenehm spielbares Abenteuer bietet. Es punktet mit zugänglichem Kampfsystem, freier Gebietswahl, sympathischer Nostalgie und starkem Soundtrack – ohne Anspruch auf Tiefgang. Kleine Mankos wie fehlende Auto‑Save-Funktion, hohe Zufallsbegegnungsrate zu Beginn und teils vorhersehbare Story‑Twists mindern den Gesamteindruck nur geringfügig. Für Fans von Klassikern drs Genres ist es dennoch mitunter ein kleines Juwel – wer hingegen auf epische Weltenentwicklung oder moralisch ambivalente Storys hofft, wird nicht fündig. Aber gerade in Zeiten, in denen große JRPGs hunderte Stunden fordern, ist dieses kompakte Stück Nostalgie genau das Richtige für entspannte Spielabende mit einem Hauch von 90er-Jahre-Magie. Ich kann das Spiel älteren und neuen JRPG‑Fans gleichermaßen empfehlen – besonders jenen, die sich nach Retro‑Charme, guter Musik und klassischer Spielstruktur sehnen. Wer neugierig ist, sollte sich das Spiel nicht entgehen lassen und auf jeden Fall in die Demo reinschnuppern. Es könnte genau das Abenteuer sein, das du vermisst hast.
Entwickler: Decafesoft
Publisher: Eastasiasoft
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
Getestet auf: Xbox Series X
NB@13.08.2025
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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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