Letze Woche war es endlich so weit, Nintendo hat mit „Super Mario Galaxy 1+2“ für die Nintendo Switch und die neue Nintendo Switch 2 zwei der beliebtesten Spiele mit Mario auf die neue Generation gebracht. Die Sammlung vereint zwei der einflussreichsten 3D-Jump’n’Run-Titel der letzten Jahrzehnte, die ursprünglich 2007 („Galaxy 1“) und 2010 („Galaxy 2“) auf der Nintendo Wii erschienen sind. Beide Spiele gelten bis heute als Meilensteine des Genres – nicht nur wegen ihrer innovativen Spielmechanik, sondern auch wegen ihrer emotionalen Tiefe und künstlerischen Vision. Die Frage ist allerdings, ob das Bundle in dieser Form den hohen Ansprüchen gerecht werden kann, oder ob es sich um eine eher halbseidene Portierung handelt, von denen wir alle über die vergangenen Jahre bereits genug Enttäuschung erfahren haben?

Die Handlung beider Spiele ist klassisch im besten Sinne – ein Märchen im Weltraum. Mario begibt sich auf eine interstellare Rettungsmission, um Prinzessin Peach aus den Klauen von Bowser zu befreien, der diesmal nicht nur das Pilzkönigreich bedroht, sondern das gesamte Universum. Klar, hier wird die Bedrohungslage zwar massiv gesteigert, aber einen Oscar für Innovation in Sachen Storytelling gewinnen die Spiele nicht. Ist aber auch gar nicht das Ziel, denn das kreative Herz von Nintendo findet man seit jeher eher im Gameplay. In „Super Mario Galaxy“ wird Mario von Rosalina begleitet, einer mysteriösen und sanftmütigen Wächterin der Sterne, deren Sternenobservatorium als zentrale Hub-Welt dient. Ihre Hintergrundgeschichte – erzählt in einem Bilderbuchstil – verleiht dem Spiel eine melancholische Tiefe, die an Werke wie „Der kleine Prinz“ oder „Ori and the Blind Forest“ erinnert. Die Galaxien, die Mario bereist, sind nicht nur Level, sondern kleine poetische Welten mit eigenen Regeln, Farben und Klängen. „Super Mario Galaxy 2“ hingegen verzichtet auf die introspektive Erzählweise und setzt auf eine direktere Struktur: Mario reist mit einem Raumschiff durch das Universum, diesmal begleitet von Yoshi, der neue spielmechanische Möglichkeiten eröffnet. Die Geschichte ist leichter, verspielter, aber nicht weniger charmant – sie erinnert eher an eine episodische Kinderserie mit hohem Tempo und kreativen Ideen in jeder Folge.

Spielerisch sind beide Titel Paradebeispiele für Nintendo-Designkunst. Die zentrale Mechanik – das Springen und Navigieren auf kleinen Planeten mit eigener Gravitation – wird in jeder Galaxie neu interpretiert. Die Steuerung wurde für die Switch grundlegend überarbeitet und bietet nun mehrere Optionen: klassische Tastensteuerung, optionale Bewegungssteuerung mit den Joy-Cons und Touchscreen-Unterstützung im Handheld-Modus. Die Kamera lässt sich nun freier bewegen, und die neue Haptik der Joy-Cons vermittelt ein immersives Feedback, das die Gravitation und das Terrain spürbar macht. Auf der Switch 2 läuft das Spiel in nativer 4K-Auflösung bei stabilen 60 FPS – ein technischer Sprung, der die ohnehin schon spektakulären Welten noch eindrucksvoller macht. Der Schwierigkeitsgrad ist gut balanciert: „Galaxy 1“ bietet einen sanften Einstieg mit intuitivem Leveldesign, während „Galaxy 2“ mit komplexeren Herausforderungen, präzisen Sprungpassagen und kreativen Bosskämpfen punktet. Im Vergleich zu anderen Genregrößen wie „Super Mario Odyssey“, „Crash Bandicoot 4“ oder „Sonic Frontiers“ wirken die Galaxy-Spiele fokussierter und dichter – weniger offene Welt, mehr kuratierte Herausforderung mit hohem Wiederspielwert.

Da es sich ursprünglich um Wii-Spiele handelt, eine Konsole, die ihre Bewegungssteuerung inflationär und stellenweise auch sehr unpassend einzusetzen vermöchte, möchte ich einen detaillierteren Blick auf die Steuerung von „Super Mario Galaxy 1+2“ werfen: Was direkt auffällt, hier wurde nicht nur modernisiert, sondern mit viel Fingerspitzengefühl an die neuen Hardware-Gegebenheiten angepasst. Während die Originale auf der Wii stark auf Bewegungssteuerung und Pointer-Funktionalität setzten, bringt der Port eine Reihe von Optionen mit, die sowohl Puristen als auch Komfortspieler zufriedenstellen dürften.

Im Original war die Steuerung eng mit der Wii-Remote verknüpft: Der Zeiger wurde genutzt, um Sternenteile einzusammeln, bestimmte Gegner zu fixieren oder mit der Umgebung zu interagieren. Diese Funktion wurde nun elegant auf die Gyrosensoren der Joy-Cons übertragen. Wer im Docked-Modus spielt, kann die Bewegungssteuerung aktivieren und mit präzisen Handbewegungen Sternenteile einsammeln oder die Greifsterne anvisieren. Alternativ lässt sich der Zeiger auch über den rechten Stick steuern – eine Option, die besonders im Handheld-Modus oder mit dem Pro Controller sinnvoll ist. Die Empfindlichkeit des Zeigers kann im Optionsmenü angepasst werden, was ein willkommenes Detail für Spieler mit unterschiedlichen Präferenzen ist. Die Sprungsteuerung selbst wurde ebenfalls verfeinert. Die Eingabeverzögerung ist minimal, die Animationen reagieren flüssig auf Richtungswechsel, und die Kamera lässt sich nun deutlich intuitiver drehen – ein Punkt, der im Original oft kritisiert wurde. Besonders bei komplexeren Passagen in „Galaxy 2“, wo präzise Sprünge und schnelle Richtungswechsel gefragt sind, zeigt sich die neue Steuerung als klarer Fortschritt. Auch die Interaktion mit Yoshi wurde überarbeitet: Das Zielen mit seiner Zunge funktioniert nun entweder über Bewegungssteuerung oder Stick-Ausrichtung, was die Kontrolle über ihn deutlich verbessert.

Ein weiteres Highlight ist die Touchscreen-Unterstützung im Handheld-Modus. Sternenteile können direkt mit dem Finger eingesammelt werden, was sich überraschend natürlich anfühlt und dem Spiel eine fast mobile Anmutung verleiht – ohne an Tiefe zu verlieren. Die Greifsterne lassen sich ebenfalls antippen, was besonders für jüngere Spieler oder Einsteiger eine barrierefreie Option darstellt. Die Menüführung wurde ebenfalls überarbeitet: Sie ist nun vollständig mit Touch und klassischen Eingaben bedienbar, was den Spielfluss verbessert und die Navigation durch Galaxien und Level deutlich beschleunigt. Im Vergleich zur „Super Mario 3D All-Stars“-Version von „Galaxy 1“ ist die Steuerung hier nicht nur präziser, sondern auch flexibler. Die All-Stars-Version bot nur rudimentäre Anpassungen, während der neue Port eine vollständige Neuausrichtung der Steuerungslogik bietet – inklusive frei belegbarer Tasten, invertierbarer Achsen und einer verbesserten Zielerfassung bei beweglichen Objekten. Die Integration der HD-Vibration ist subtil, aber effektiv: Sie vermittelt das Gefühl von Gravitation, Aufprall und Energiefluss auf eine Weise, die das Spielerlebnis vertieft, ohne aufdringlich zu wirken.

Visuell ist die Neuauflage echt schick anzusehen, ist aber selbstverständlich nicht auf dem gleichen Niveau wie aktuelle Spiele, wie beispielsweise das herausragende „Donkey Kong Bananza“. Im Herzen handelt es sich immerhin um Spiele, die > 10 Jahre auf dem Buckel haben. Jedoch kann sich das Ergebnis der Überarbeitung mehr als sehen lassen: Die Texturen wurden komplett überarbeitet, Lichteffekte wirken realistischer, und die Farben leuchten kräftiger als je zuvor. Auf der Switch wird in 1080p gerendert, während die Switch 2 sogar eine native 4K-Auflösung mit HDR-Unterstützung bietet. Besonders auffällig ist die Detailtiefe: Grasflächen, Sternenstaub, Wasseroberflächen und die glänzenden Texturen der Planeten wirken fast plastisch. Die Animationen wurden flüssiger gestaltet, und die Übergänge zwischen den Galaxien sind nun nahtlos.

Der orchestrale Soundtrack – komponiert von Mahito Yokota und Koji Kondo – gehört zu den besten der Videospielgeschichte. Die Musik begleitet die Reise mit epischen Streichern, melancholischen Klavierstücken und verspielten Melodien, die sich tief ins Gedächtnis brennen. Die Soundqualität wurde ebenfalls verbessert: Die neue Version unterstützt 3D-Audio und bietet eine räumliche Klangkulisse, die das Gefühl von Weite und Tiefe verstärkt. Im Vergleich zur „Super Mario 3D All-Stars“-Version von „Galaxy 1“ ist die neue Edition deutlich überlegen: bessere Auflösung, flüssigere Steuerung, vollständige Touchscreen-Unterstützung und ein überarbeitetes Interface. „Galaxy 2“, das in der All-Stars-Sammlung fehlte, feiert hier sein Comeback – und das mit Bravour. Die Unterschiede zwischen den beiden Spielen sind subtil, aber spürbar: „Galaxy 1“ ist poetischer und ruhiger, „Galaxy 2“ dynamischer und herausfordernder. Beide ergänzen sich perfekt und ergeben zusammen ein vollständiges Erlebnis.

Entwickelt wurden beide Spiele von Nintendo EAD Tokyo, einem Studio, das zuvor bereits „Donkey Kong Jungle Beat“, „Super Mario Sunshine“ und später „Super Mario Odyssey“ verantwortete. Die Neuauflage entstand unter der Leitung von Yoshiaki Koizumi, der als kreativer Kopf hinter vielen modernen Mario-Spielen gilt. Die Entscheidung, beide Spiele in einem Bundle zu veröffentlichen, fällt in eine Zeit, in der Nintendo sein 40-jähriges Jubiläum feiert – ein bewusster Rückgriff auf die goldene Ära der Wii, gepaart mit moderner Technik und nostalgischem Feingefühl. Die Entwicklung dauerte rund zwei Jahre und wurde von einem Team aus Veteranen und jungen Talenten getragen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die Magie der Originale zu bewahren und gleichzeitig neue Standards zu setzen. Besonders bemerkenswert ist die Liebe zum Detail: Jede Galaxie wurde überprüft, angepasst und optimiert, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verlieren.

Insgesamt kann man festhalten, dass es sich bei „Super Mario Galaxy 1+2“ nicht nur um einen bloßen Port, sondern um eine technisch und gestalterische überarbeitete Version handelt, die sich an moderne Standards anpasst, ohne den nostalgischen Kern zu verlieren. Mit verbesserter Grafik, überarbeiteter Steuerung und neuen Komfortfunktionen ist das Bundle sowohl für Veteranen als auch für Neulinge ein galaktisches Erlebnis. Die Spiele bieten auch heute noch eine perfekte Mischung aus Herausforderung, Entdeckung und emotionaler Tiefe. Für Neueinsteiger sind sie ein idealer Einstieg in die Welt von Mario, für Veteranen ein Wiedersehen mit alten Freunden. Wer Plattforming liebt, kommt an diesem Bundle nicht vorbei. Es ist ein Pflichtkauf – nicht nur für Fans, sondern für alle, die wissen wollen, wie gutes Spieldesign aussieht. Der einzig größere Kritikpunkt ist allgemein allerdings der Preis und die Tatsache, dass nur eins der enthaltenen Spiele wirklich neu, obgleich massiv inhaltlich verbessert ist. Physisch gibt es die Spiele ausschließlich als Bundle, digital jedoch auch einzeln, beides aber mit einem recht großen Preisschild. Fans, Sammler und Nostalgiker greifen wahrscheinlich ohne größere Bedenken direkt zu, zumal das Spiel momentan physisch schon im Preis gefallen ist, alle anderen warten wahrscheinlich auf einen weiteren Price Drop.
Entwickler: Nintendo EAD Tokyo
Publisher: Nintendo
Erhältlich auf: Nintendo Switch, Nintendo Switch 2
Getestet auf: Nintendo Switch 2
NB@14.10.2025
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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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