Nachdem „Hyrule Warriors“, das Spin Off der erfolgreichen The Legend of Zelda-Reihe, zu seinem Release 2014 auf der Wii U eher durchwachsene Kritiken bekommen hat, hat man bereits 2020 mit dem ersten Nachfolger „Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung“, das gleichzeitig als Vorgeschichte zu „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ die Verbindung beider Reihen hochgefahren und damit bessere Wertungen eingefahren.

Nun ist mit „Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung“ der zweite Nachfolger, dieses Mal exklusiv für die Nintendo Switch 2 erschienen und erweitert die Hyrule Warriors-Reihe um ein Kapitel, das viel tiefer in das Fundament der Zelda-Lore eindringt, als man es von einem Musou-Titel erwarten würde… Während viele Spartenspiele in diesem Genre meist reine Schlachtensammlungen mit minimaler Story sind, versucht dieser Titel bewusst, ein lange angedeutetes, aber nie erzählerisch ausgeschmücktes Zeitalter der Zelda-Chronik lebendig werden zu lassen: den legendären Versiegelungskrieg. Spieler, die mit dieser Epoche bisher nur vage Prophezeiungen, Wandmalereien oder kurze Andeutungen verbinden, erhalten hier erstmals ein umfassendes Bild davon – eingerahmt in einem Actionspiel, das die neue Hardware der Switch 2 eindrucksvoll nutzt.

Die Handlung beginnt mit einem vertrauten, aber dennoch ungewöhnlichen Auftakt. Prinzessin Zelda, die viele Spieler aus jüngeren Hauptteilen kennen, wird aus ihrer Zeit in die ferne Vergangenheit gezogen, an jenen Wendepunkt in Hyrules Geschichte, an dem Licht und Finsternis das erste Mal in einem offenen Krieg aufeinanderprallten. Dort trifft sie auf Rauru und Mineru, zwei Figuren, die in der jüngsten Ära der Reihe bereits eine wichtige Rolle spielten, hier jedoch in ihrer lebendigen, aktiven Form zu erleben sind. Der Dämonenkönig Ganondorf, in dieser Epoche noch wild, unbeherrscht und von roher, elementarer Macht erfüllt, formiert seine Armee und rüttelt an den Grundfesten Hyrules. Die Geschichte entfaltet sich als großes Epos über Entstehung, Opfer und Verantwortung – ein Erzählton, der nostalgisch wirkt und gleichzeitig das Gefühl vermittelt, tief in eine verlorene Zeit hinabzusteigen.

Im Gegensatz zu früheren Warriors-Ablegern im Zelda-Universum, die eher als crossover-hafter Spielplatz funktionierten, positioniert sich „Chronik der Versiegelung“ deutlich als narrative Erweiterung der Hauptreihe. Die Zwischensequenzen sind hochwertig animiert, die Charaktere emotional nuanciert und die Momente zwischen den Schlachten besitzen eine Ernsthaftigkeit, die eher an ein klassisches Zelda-Spiel erinnert als an ein typisches Musou-Gemetzel. Besonders Zelda selbst ist nicht bloß eine Kämpferin, sondern eine Figur, die mit dem Wissen der Zukunft und dem Gewicht der Verantwortung ringt. Rauru wirkt als weiser, aber nicht unfehlbarer Herrscher, dessen Entscheidungen die Grundpfeiler einer Welt formen, die wir aus den moderneren Hauptteilen kennen. Diese dichte Figurenzeichnung sorgt dafür, dass die Geschichte nicht wie ein Anhängsel wirkt, sondern wie ein verloren gegangenes Kapitel der Zelda-Chroniken.

Das Gameplay bleibt dennoch fest im Musou-Genre verankert: große Schlachtfelder, Hundertschaften an Gegnern, mächtige Kombos und Spezialsattacken. Doch „Chronik der Versiegelung“ schafft es besser als seine Vorgänger, die Action organisch in die Erzählung einzubetten. Jede Mission fühlt sich wie ein relevanter militärischer Vorstoß oder eine Verteidigungsschlacht an, nicht wie eine generische Auseinandersetzung. Die spielbaren Figuren – darunter Zelda, Rauru, Mineru und weitere Krieger jener Epoche – besitzen jeweils ein eigenständiges Fähigkeiten-Set, das sowohl zu ihrer Persönlichkeit als auch ihrer Rolle im Krieg passt. Leichte und schwere Angriffe lassen sich zu eindrucksvollen Kombos verweben, ergänzt durch charakterexklusive Spezialangriffe, die auf der Switch 2 mit Effekten und Partikeln regelrecht explodieren und damit fast als Referenz betrachtet werden können.

Besonderes Augenmerk verdient jedoch das strategische Element. Man kann Verbündeten konkrete Befehle erteilen, etwa Außenposten zu erobern oder kritische Knotenpunkte zu verteidigen. So entsteht das Gefühl, wirklich ein Heer zu führen – und nicht nur selbst durch die Reihen zu mähen. Diese Mechanik verleiht den Schlachten eine taktische Ebene, die man in älteren Hyrule-Warriors-Titeln nur in Ansätzen spürte. Hinzu kommen Zonai-Geräte, die im Kampf eingesetzt werden können, um Fallen auszulösen, Barrikaden zu errichten oder bestimmte Manöver einzuleiten. Diese Idee lehnt sich an technologische Elemente anderer Zelda-Spiele an und verleiht dem Schlachtgeschehen zusätzliche Tiefe und Abwechslung.

Das Level-Design setzt eher auf Weite und Übersicht als auf labyrinthartige Strukturen. Die Schlachtfelder sind groß und klar gegliedert, mit verschiedenen Höhenstufen, Engstellen und entfernteren Außenposten. Dadurch entwickelt sich ein ständiges Wechselspiel zwischen Offensive und Defensive, zwischen spontanen Entscheidungen und langfristiger Planung. Der Schwierigkeitsgrad ist fair balanciert: Normale Horden zerfallen schnell, doch Elite-Gegner und Bosse verlangen Timing und Kenntnis der Movesets. Wer die optionalen Missionen oder höheren Schwierigkeitsgrade ansteuert, wird angenehm gefordert, ohne überrollt zu werden.

Auf technischer Ebene zeigt das Spiel, wie gut Musou-Action auf der Switch 2 wirken kann. Die erhöhte Rechenleistung ermöglicht größere Gegnerzahlen, stabilere Framerates und detailreichere visuelle Effekte. Explosionen, magische Projektionen, Staub und Funken sind klarer definiert und wirken nie wie matschige Partikelwolken. Die Animationen laufen flüssig, die Ladezeiten sind minimal und die Spielwelt wirkt insgesamt lebendiger als in allen Vorgängern. Die grafische Ästhetik orientiert sich an der modernen Zelda-Linie: weiche Farbverläufe, klare Pinselstrukturen, cel-shading-inspirierte Elemente und eine elegante Mischung aus Fantasie und organischer Natur. Zwischensequenzen fügen sich nahtlos ins Gameplay ein, oft mit filmischen Kamerafahrten oder panoramischen Landschaftsaufnahmen, die an die epischen Szenen großer Fantasyfilme erinnern.

Der Soundtrack ist zweifelsfrei eine der größten Stärken des Spiels: Orchestrale Neuinterpretationen klassischer Zelda-Themen mischen sich mit neuen, kraftvollen Kriegsarrangements. Man hört heroische Fanfaren, melancholische Chöre und dynamische Drums, die den Rhythmus der Schlachten vorgeben. Besonders hervorzuheben ist, dass die Musik während der Kämpfe adaptiv reagiert – sich also in Intensität und Instrumentierung verändert, je nachdem, wie dramatisch die Situation wird. Die deutsche Sprachausgabe ist eindrucksvoll, emotional und atmosphärisch dicht, ohne ins Überzeichnete zu rutschen.

Verglichen mit seinen direkten Vorgängern fühlt sich das Spiel eindeutig reifer an: Die Zeitlinien-Kollision des ersten Hyrule Warriors-Teils wich einer klaren, kohärenten Erzählung, und die eher lockere Verbindung zur Zelda-Lore wurde durch eine starke narrative Verankerung ersetzt. Das Spiel wirkt wie ein echtes Prequel – ein historisches Fundament, das den jüngeren Hauptteilen mehr Kontext und emotionales Gewicht verleiht und ist damit mehr als ein simpler Reskin mit Zelda-Lizenz.

Entwickelt wurde der Titel vom AAA Games Studio, einem Team unter dem Dach von Koei Tecmo Games, während der Publisher Nintendo die kreative Richtung und Lore-Konsistenz verantwortete. Die Zusammenarbeit merkt man deutlich. Während Koei Tecmo die Erfahrung im Massenschlacht-Design beisteuert, sorgt Nintendo dafür, dass Stil, Erzähltempo und Weltgefühl unverkennbar Zelda bleiben und es nicht zu Inkonsistenzen kommt.

Insgesamt zeigt sich mit dem dritten Hyrule Warriors deutlich, dass die Reihe mittlerweile mehr sein will als ein Actionspiel im Zelda-Gewand. Es ist ein Epos, das eine entscheidende Ära der Zelda-Historie greifbar macht, ohne seine spielerischen Wurzeln zu verleugnen. Es bietet großartige Action, taktische Elemente, eine starke Präsentation und eine Geschichte, die nicht nur Fanservice darstellt, sondern echte Lücken in der Zelda-Lore schließt. Es ist kein klassisches Zelda – aber es ist eine der besten Ergänzungen, die das Universum seit Jahren erhalten hat. Wer Musou-Spiele liebt, wird begeistert sein. Wer Zelda-Fan ist, findet hier eine wichtige Ergänzung seines Wissens. Und wer beides kombiniert, wird ein außergewöhnliches Spielerlebnis erhalten. Eine klare Empfehlung!
Entwickler: AAA Games Studio, Koei Tecmo
Publisher: Nintendo
Erhältlich auf: Nintendo Switch 2
Getestet auf: Nintendo Switch 2
NB@10.12.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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