Auch wenn ich an den letzten Spielen von Publisher Ratalaika Games mal das ein oder andere auszusetzen hatte, gebe ich den Spielen immer wieder eine Chance, besonders wenn sie rein optisch oft an den Retro-Gamer in mir appellieren. Doch selten traf das so sehr zu, wie bei „Clash Force“, das technisch, spielerisch und auch optisch durchaus vor 35 Jahren auf einem NES hätte erschienen sein können. Diese bewusste Entscheidung hebt das Spiel nicht nur von der externen, sondern auch internen, sprich der hauseigenen Konkurrenz ab. Um herauszufinden, ob das Spiel auch spielerisch überzeugen kann wurde mir von Ratalaika Games die PS4-Version für mein Review zur Verfügung gestellt, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

„Clash Force“ ist ein klassisches Run and Gun und erinnert schon rein optisch an klassische Capcom– und Konami-Titel, gepaart mit der bunten Ästhetik von Samstag-Morgen-Cartoons. Die Geschichte ist zwar wenig inspiriert, erfüllt aber ihren Zweck: Das böse Mastermind Crackman möchte die Weltherrschaft an sich reißen und entsendet seine fiesen Roboter in die Welt, um seinen Willen zu bekommen. Er hat allerdings die Rechnung ohne die „Clash Force“, ein Team aus drei anthropomorphen Tieren, die alle an eine Kombination aus Bucky O’Hare und Bebop, oder Rocksteady aus den „Teenage Mutant Ninja Turtles“. Wir können uns zum Spielbeginn aussuchen, ob wir lieber als Voom, Scorpido, oder Echid spielen wollen, wobei sich die drei Charaktere abseits von den optischen Unterschieden, nicht weiter unterscheiden.

Mit unserem Charakter der Wahl kämpfen wir uns durch insgesamt 20 Levels, die aus unterschiedlichen Biomen (Wald, Wüste, Höhlen, Festung, Wüstenfestung) bestehen und am Ende jeder Welt mit einem Boss Kampf enden. Besonders schön ist dabei, dass sie Levels pro Welt sich auch noch voneinander unterscheiden und so nicht das Gefühl aufkommt, als ob man jedes Levels per Copy & Paste mit unterschiedlichen Versatzstücken zusammen gebastelt hat. Spielerisch ist das Spielprinzip zwar simpel, wir müssen das Ende der Stage erreichen, um das Level zu beenden, bietet aber einiges an Abwechslung. So gibt es neben Standard-Sidescroller-Levels unter anderem auch Autoscroller- und Levels, die mehr das Plattforming in den Vordergrund stellen.

Die Steuerung ist dabei stark an „Contra“ angelehnt, was sich am deutlichsten dabei zeigt, dass der Sprung in einer Rolle ausgeführt wird, lässt aber leider das ausgefeilte Schusssystem vermissen. Konnte man bei „Contra“ flüssig in alle Richtungen feuern und sich sogar flach auf den beiden legen, um Projektilen auszuweichen, so sind muss man sich bei „Clash Force“ leider mit einer Schussrichtung begnügen, die jeweils geradeaus, also in Blickrichtung des Charakters, ist. Das gestaltet leider einige Passagen, wenn wir gleichzeitig in bester Mega Man-Tradition von Plattform zu Plattform springen, Schüssen ausweichen und versuchen Gegner auszuschalten, schwieriger, als sie sein müssten. Zwar können wir auch diverse Powerups einsammeln, sie uns mit alternativen Schüssen ausstatten und so dabei helfen größere Bereiche abzudecken, doch werden wir einmal getroffen sind leider auch die Powerups weg…

Ich hatte instinktiv angenommen, dass die drei Charaktere, wie bei „Bucky O’Hare“ über unterschiedliche Fähigkeiten verfügen, was aber leider nicht der Fall ist. Hier haben die Entwickler durchaus eine Chance verschenkt, die auch zu einem höheren Wiederspielwert geführt hätte, der von Haus aus leider nur über unterschiedliche Schwierigkeitsgrade erreicht wird, die sich im Endeffekt aber alle sehr ähnlich spielen. Und das ist wirklich schade, denn in weniger als 60-90 Minuten hat man die 20 Levels wahrscheinlich abgeschlossen, die Platin damit verdient und hat wenig bis keinen Grund nochmal zum Spiel zurückzukehren.

Obwohl das Spiel bis dahin echt viel Spaß gemacht hat und auf jeden Fall einer der besseren Vertreter der Spiele mit leichter Platin ist. Das Spiel wartet dabei mit insgesamt 16 Trophäen (0 x Bronze, 5 x Silber, 10 x Gold, 1 x Platin) auf, was auf der Xbox One in gewohnter Weise 1000GS entspricht. Eine Vita-Version gibt es leider, wie bei allen letzten Veröffentlichungen leider nicht, was wahrscheinlich bedeutet, dass Ratalaika Games leider die Vermarktung auf dem Handheld ebenfalls eingestellt hat. Genauere Infos dazu habe ich beim Publisher angefragt, aber bislang nicht beantwortet bekommen.

Technisch sieht das Spiel mit seinen bunten Grafiken und detailreichen Sprites wirklich toll aus. Auf den ersten Blick sieht es wirklich wie ein Lizenzspiel zu einem Cartoon auf dem NES aus, den es aber nie gegeben hat. Die Welten und Levels sind abwechslungsreich und können in einigen Momenten überraschend fordernd sein, wenn man getroffen wird und plötzlich wieder mit der „normalen“ Waffe kämpfen muss, oder das Level kurz vor Schluss nochmal neu beginnen muss, weil man gestorben ist. Einzig der Soundtrack hat mir leider nicht gefallen, was weniger an der Musik per se, sondern der Abmischung liegt. Denn es wurde wohl nur ein kurzer Sample aufgenommen, das dann immer und immer wieder gelooped wird, wobei Ende und Anfang nicht in einander übergehen, sondern eine unschöne Pause entsteht, die mich immer wieder aus dem Spielfluss gerissen hat.

Abseits davon unterhält das Spiel aber ungemein und setzt meiner Meinung nach eine neue Benchmark für die Spiele mit leichter Trophäenliste. Viel zu oft wird das eigentliche Spiel vernachlässigt, um nur einen kurzen Cash Grab abzuliefern. Hier ist es wirklich anders und hätte man noch etwas mehr am Umfang und Wiederspielwert geschraubt, hätte daraus ein echter Hit werden können. Dennoch hatte ich mit dem Spiel wirklich viel Spaß und bin persönlich schon gespannt, was man in Zukunft noch von dem Entwickler erwarten kann…
Entwickler: Spicy Gyro Games
Publisher: Ratalaika Games
Erhältlich auf: PS4, Xbox One, Nintendo Switch
NB@06.07.2020
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