Die Kombination von Puzzlespiel und Plattformer ist heutzutage gar nicht mehr so verbreitet, wie sie es noch früher war. Auf dem NES gab es viele Spiele der Art, sei es das grandiose „Snake Rattle ‘n‘ Roll“ von Rare, oder auch „Marbe Madness“ von MB, das interessanter Weise von niemand geringerem als Mark Cerny, dem Lead-Architekt und Designer der PS4, designed wurde. Heute könnte man am ehesten noch die Trials-Reihe, oder auch Portal zu diesem Genre zählen, dem das Spiel „Beam“ gerne den Rang ablaufen möchte. Entwickelt wurde das Spiel vom kleinen deutschen Entwicklerstudio Binary Impact, die sich damit ein durchaus ambitioniertes Projekt vorgenommen haben und sich sowohl von der spielerischen Seite, wie auch vom Humor durchaus am Klassenprimus Portal orientieren. Ob die Rechnung dabei aufgeht habe ich mir für euch angesehen, wofür mir dankenswerter Weise eine kostenfreie Testversion zur Verfügung gestellt wurde, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

Das zeigt sich schon besonders deutlich in der Geschichte, die immer wieder sehr sarkastische Untertöne annimmt. Im Zentrum der Handlung steht dabei Martin, Raumschiff-Captain in Ausbildung auf der Stralsund, der eine Anomalie im Weltall derart schön anzusehen findet, dass er kurzerhand das Schiff von seinem geplanten Kurs in Richtung der Anomalie steuert, auch wenn das der KI des Schiffs, genannt M.O.T.H.E.R. nicht wirklich gefällt und natürlich in einem Desaster enden muss. Die Crew verlässt fluchtartig das Schiff, doch Martins M.A.R.B.L.E.-Rettungskapsel scheint nicht richtig zu funktionieren und kullert einfach nie dahin, wo sie hinsoll und es liegt an uns Martin dabei zu helfen das Schiff zu verlassen. Hier setzt dann auch das Gameplay ein, indem wir die Rettungskapsel durch das Raumschiff manövrieren müssen, um heil zu entkommen…

Das Gameplay lässt und die Rettungskapsel durch ein 2,5D-Areal steuern, wobei wir immer wieder an Abzweigungen kommen, die uns die komplette Perspektive um 90 Grad drehen lassen, um so dem Weg der Abzweigung zu folgen. Da das Schiff ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde gibt es immer wieder Bereiche mit eingestürzten Bodenflächen, oder andere Hindernisse, die es auf unserem Weg zu überwinden gilt. Gesteuert wird das wahlweise über ein Gamepad, oder über Tastatur und Maus, wobei letzter-erwähnte mehr Präzision bieten und die Gamepad-Steuerung bei einigen Stellen etwas zu unpräzise war, was das Spiel schwerer gemacht hat, als es ursprünglich war. Denn der Schwierigkeitsgrad beginnt allgemein recht gemäßigt und führt neue Funktionen der M.A.R.B.L.E., wie den Sprung, oder das Löschen von Feuern mit Hilfe einer verbauten CO2-Düse, zwar regelmäßig, aber in einem angemessenen Tempo ein.

Unsere Fähigkeiten müssen wir dann in größeren Arealen, die als groß-angelegte Puzzleräume fungieren, unter Beweis stellen, wo wir in der Regel zwar schnell durchblicken wo es weiter geht, aber oft eben nicht wissen wie. Wir erforschen dann den Raum mit seinen unterschiedlichen Arealen, bis wir es schaffen mit der Hilfe unserer Fähigkeiten eine Kette an Aufgaben zu erledigen, die es uns erlauben weiter zu kommen. Die Rätsel sind dabei durchweg logisch aufgebaut und beinhalten realistische Physik-Effekte, was meiner Meinung nach ein absolutes Muss in diesem Genre darstellt und einer der Gründe war, warum auch Portal so gut aufgenommen wurde. Zusätzlich findet man in den Levels auch Sammelgegenstände, die aber komplett optional sind.

Technisch macht das Spiel eine durchaus solide Figur, läuft flüssig und wartet mit einigen tollen Licht- und Schatteneffekten auf. Weiter ist das Spiel komplett synchronisiert, wobei die englische Synchro mit einem dicken deutschen Akzent daherkommt, was aber durchaus Charme hat. Einzig die anfänglichen Ladezeiten waren ziemlich lang und endeten mit einem merkwürdigen Schwarzbild, wo ich im ersten Moment dachte das Spiel hätte sich aufgehängt, was dann aber doch nicht der Fall war. Aber die Entwickler sind wirklich ständig daran ihr Spiel mit Fixes zu bedienen und hören dabei auch vermehrt auf die Rückmeldungen der Spieler. So wurden bereits einige Updates nachgeschoben, die eine Vielzahl von Verbesserungen mit sich gebracht haben. Weiter so auch am Umfang gefeilt werden, denn wo es bisher „nur“ zwei umfangreiche Hauptkapitel gibt, soll noch ein drittes als kostenloses Update nachgereicht werden. Gleiches gilt für einen Editor, der ebenfalls kostenfrei mit einem der zukünftigen Updates kommt. So wird es auch in Zukunft nicht langweilig mit dem Spiel.

Insgesamt macht das Spiel wirklich Spaß und auch wenn es schade ist, dass der Controller-Support im Vergleich zu Maus und Tastatur etwas zu unpräzise ist, bin ich davon überzeugt, dass die Entwickler auch hier noch nachbessern werden. Das ambitionierte Projekt zeigt zwar in Details, wie den Charakteranimationen in den Zwischensequenzen, dass es sich eben um kein AAA-Game handelt, aber macht das mit Hingabe und spanenden Rätseln mit tollen Effekten wieder wett. So kommt das Spiel zwar nicht ganz an Portal dran, da das noch etwas straffer durchgesignt ist, aber ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und unterhält dabei auch ungemein. Und das sollte ja auch die Hauptsache sein…
Entwickler: Binary Impact
Publisher: Binary Impact
Erhältlich auf: PC
NB@23.10.2020
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