Nachdem „Crime Boss: Rockay City“ bereits Ende März auf dem PC erschienen ist, wurde das Spiel nun auch auf der PS5 veröffentlicht. Da ich über keinen High End-PC verfüge konzentriere ich mich was aktuelle Spiele angeht eher auf die Konsolen und habe daher meine Reise nach Rockay City bis jetzt aufgeschoben, auch wenn mich das Spiel zugegebenermaßen schon lange gereizt hat. Das liegt zum einen an der Orientierung an klassischen Gangster- und Heist-Filmen und zum anderen an der immensen Starpower, die man in das Spiel gepackt hat. Was kann da schon schiefgehen?

Wer bis dato nicht in einer einsamen Hütte im Wald gelebt hat, wird wahrscheinlich mitbekommen haben, dass der PC-Launch nicht gerade reibungslos verlaufen ist. Und auch wenn ich diesen Release nicht aktiv verfolgt habe, so hat die allgemeine Stimmung sich dennoch auf die eigene Erwartungshaltung ausgewirkt. Doch spätestens nach der ersten Cutscene mit der rauchigen Stimme von Michael Madsen war all das vergessen und ich bin vollkommen in die düstere Geschichte eingetaucht, die eine Blaupause der Actionfilme der späten 80er und frühen 90er Jahren ist. – Absolut unrealistisch, riesige Setpieces und die Coolness in Dosen. Passenderweise hat man neben Michael Madsen auch Kim Basinger, Danny Glover, Chuck Norris, Michael Rooker, Danny Trejo und sogar Vanilla Ice, neben weiteren bekannten Gesichtern in Haupt- und Nebenrollen verpflichtet.

Michael Madsen’s Charakter Travis Baker ist dabei unsere Hauptfigur. Ein neues Gesicht, der sich das Ziel gesetzt hat der neue Kopf des organisierten Verbrechens in Rockay City zu werden. Dabei muss er sich nicht nur gegenüber seinen Mitstreitern behaupten, sein eigenes Syndikat aufbauen, sondern auch immer auf der Hut vor Sherrif Norris und den anderen Gesetzeshütern sein. Das Gameplay der Kampagne teilt sich daher auch in unterschiedliche Raubzüge, Bandenkriege und einen überraschend großen Teil Simulation, da man den Cashflow des eigenen Syndikats im Auge behalten muss und Beute möglichst gewinnbringend verkaufen muss, um sich die Missionen, Söldner und Verbündete überhaupt leisten zu können. Die Kampagne folgt dabei keinem stringenten Vorgehen, sondern die Missionen sind Zufallsgeneriert und beinhaltet Roguelike-Elemente. So heißt es beispielsweise wenn Travis stirbt, zurück auf Anfang, auch wenn die Story dann nicht unbedingt so wie beim ersten Mal verläuft…

Das bringt bei allen Missionen, in denen Travis mit im Team ist selbstverständlich einen gewissen Nervenkitzel mit sich und erfordert ein anderes Vorgehen, als man normalerweise gewohnt ist. Wir haben einen Versuch, es gibt kein Restart und keine Checkpoints. Wir können zwar von unserem Team wiederbelebt werden, aber auch diese Möglichkeit ist endlich und wenn wir nicht aufpassen ist die komplette Kampagne vorbei. Da die Missionen und ihre Reihenfolge größtenteils einem Zufallsgenerator unterliegen wird die Geschichte fast ausschließlich von den Zwischensequenzen getragen und vorangetrieben, die teilweise recht ausufernd sind. Ungelogen hatte ich bei einigen Szenen „Metal Gear Solid IV“-Flashbacks was die Länge und das Overacting einiger Schauspieler angeht. Ich mag derartige Kombinationen von Film- und Spiel zwar sehr gerne, gerade mit dem trashigen Charme des Actionkino, aber kann mir durchaus vorstellen, dass es den ein oder anderen abstoßen könnte.

In den Missionen gibt es neben einem Hauptziel auch mehrere Nebenziele, die extra Punkte und Beute bieten. Die meisten Missionen drehen sich dabei um Raubzüge, die wir planen und durchführen müssen, was gewisse Parallelen zur Payday-Reihe birgt. Denn in beiden Spielen agieren wir im Squad, können unser Ziel auf unterschiedlichen Wegen erreichen und Teamwork ist meist der Schlüssel zum Erfolg. Dennoch kann man die Kampagne auch komplett Solo spielen und braucht dafür noch nicht mal eine PlayStation Plus-Mitgliedschaft. Unsere anderen Teammitglieder können wir dabei über rudimentäre Anweisungen steuern, auf Knopfdruck auch zwischen den Mitgliedern wechseln und wenn wir beispielsweise angegriffen werden agieren sie auch KI-gesteuert. Das kann sich durchaus sehen lassen und macht Spaß, auch wenn es allein um einiges schwieriger ist die komplette Map, alle Gegner, Kameras und die unterschiedlichen Ziele im Auge zu behalten.

Eine vertane Chance ist im Gegensatz zu Payday allerdings die Planung der Raubzüge, denn hier hätte man durchaus à la „Ocean’s Eleven“ agieren können, die einzelnen Teammitglieder entsprechend ausstatten und platzieren, die Map vorher auf Karten analysieren, entsprechende Tools einpacken und letztendlich auch Fluchtwege planen. Doch all das macht das Spiel selbstständig, das komplette Team wird an einem Punkt der Map abgeladen und wir wissen nahezu nichts über unsere Mission. So kommt man sich weniger wie ein Meisterverbrecher und mehr wie ein kleiner Ladendieb, der eine Packung Zigaretten mitgehen lässt, vor. Zwar bringen unterschiedliche Charaktere unterschiedliche Fähigkeiten, wie Schlösser knacken und Überwachungskameras hacken mit sich und wir können das Equipment, das jeder Charakter mit sich führt vor jeder Mission anpassen, aber einen wirklichen Ausschlag macht das alles leider nicht. Hier wäre es schön, wenn die Entwickler in Zukunft noch etwas nachliefern. Denn ausgehend von der taktischen Komponente, wie man das Syndikat auch wirtschaftlich am Laufen halten muss, sind auf jeden Fall kreative Ideen da.

Neben der Kampagne, „Baker’s Battle“ gibt es auch zwei Multiplayer-Modi, wobei die Kampagne eindeutig das Herz des Spiels darstellt, denn „Crime Time“ lässt uns im Grunde die gleichen Missionen im Quick Play spielen und „Urban Legends“ lockert das Spielprinzip auch nur bedingt auf, indem mehrere Missionen zu einer Kette zusammengefügt werden. Darunter leidet leider die Abwechslung, denn so unterhaltsam einige der Missionen auch sein mögen, sie werden spätestens beim dritten Mal doch etwas langweilig, besonders wenn man schon alle Abkürzungen und Points of Interest in einer Map kennt, auch wenn es selbstverständlich viel mehr Spaß macht, wenn man die Maps mit mehreren Freunden versucht zu meistern.

Grafisch ist das gebotene stellenweise echt beeindruckend. Besonders in den Zwischensequenzen stimmt fast alles. Kamera, Beleuchtung und vor allem die Foto-Realistischen Charaktermodelle sind eine wahre Augenweide. Leider überträgt sich diese Liebe zum Detail nicht unbedingt auf die Levels, denn wir finden uns bei vielen Missionen immer an in den gleichen Arealen wieder, es gibt Pop-ins, Slowdowns und die NPCs wirken alle wie Klone. Dabei handelt es sich zwar um Einzelfälle, wo das wirklich auffällt, doch gerade weil die Zwischensequenzen so gut aussehen reißen diese Unzulänglichkeiten uns schnell wieder aus der Immersion.

(c) 505 Games | Ingame Studios

Insgesamt hatte ich durchaus Spaß mit dem Spiel, auch wenn es viele Punkte gibt, die man dem Spiel durchaus negativ auslegen kann. Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass das Spiel von Ingame Studios, einem komplett neuen Entwicklerstudio stammt und als Live Service Game konzipiert ist, also kontinuierlich mit neuen Inhalten gefüttert wird, wie man auch von der offiziellen Roadmap, die bis ins nächste Jahr geht, entnehmen kann. Es ist beachtlich wie viele große Schauspieler man selbst für Nebenrollen verpflichten konnte und wie viel Liebe zum Detail man in das Setting und die Erzählstruktur gepackt hat. Momentan gibt es etwas wenig Variation und auch die Multiplayer Modi wirken eher wie ein Schnellschuss, doch mit der Zeit wird in dieser Beziehung bestimmt nachgebessert und da es sich auch nur um ein Release im mittleren Preissegment handelt und obendrein zur Zeit mit PS+ 20% Rabatt gibt, lohnt sich das Spiel allein schon wenig der tollen Schauspieler und der Filmreifen Kampagne.

Entwickler: Ingame Studios

Publisher: 505 Games

Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox Series X/S

NB@23.06.2023

—Hinweise & Disclaimer—

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Eine Antwort zu „PS5: „Crime Boss: Rockay City“ #CrimeBossRockayCity #CrimeBoss”.

  1. […] mit viel Starpower von 505 Games: 2 x „Crime Boss“ als EPIC-Key und 2 x „Crime Boss“ aus PS5-Key! Da wir das Spiel bereits intensiv gestestet haben ist unser Review […]

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