Auf dem letztjährigen Showcase „LRG3“ von Limited Run Games, die der Publisher als Ersatz für eine e3 online abgehalten hat, sind mir ein paar Spiele besonders ins Auge gesprungen und eins davon war „Arzette: The Jewel of Faramore“. Das Spiel ist seit kurzem zur Vorbestellung freigegeben, wird dabei in für alle gängigen Konsolen in unterschiedlichen Versionen angeboten und wurde vor wenigen Tagen zusätzlich digital veröffentlicht. Das Spiel ist dabei für PS4, PS5, Xbox Series X/S und Nintendo Switch erhältlich und erscheint physisch nicht und in einer Vanilla-, sondern auch eine Collector’s Edition. Zusätzlich gibt es sogar einen speziell für das Spiel entworfenen Controller, der dem Controller des CD-i nachempfunden ist.

Ich habe mir meine Collector’s Edition bereits vorbestellt und da es aber eine ganze Weile dauert bis diese ausgeliefert wird, bereits die digitale Version gespielt, um euch davon zu berichten. Vielleicht möchte ja der eine oder andere sich ja auch noch eine Retail Version bei Limited Run Games sichern. Der Zeitraum für die Vorbestellung läuft bis zum 17. März 2024 und nach momentaner Planung wird im August mit dem Versand gerechnet. Egal ob physisch oder digital, die Versionen des Spiels sind inhaltsgleich und auch auf den unterschiedlichen Konsolen gibt es keine Unterschiede.

„Arzette: The Jewel of Faramore“ ist dabei ein Spiel, das sich zweifelsohne an eine sehr spezielle Zielgruppe richtet und unkundige sonst durchaus verwirren, wenn nicht gar vor den Kopf stoßen könnte. Denn es richtet sich an Spieler, die die Zelda-Spiele auf dem Philips CD-i gespielt haben, oder zumindest mit diesen vertraut sind. Man könnte über diese „Konsole“ und die komplizierte Entstehungsgeschichte der Spiele ganze Abhandlungen schreiben, ich beschränke mich im Rahmen dieses Reviews aber auf die wichtigsten Eckpunkte: Das CD-i war der Versuch von Philips unter Verwendung der damals neuen CD-ROM-Technik in den Home Entertainment-Markt einzusteigen und auch wenn der Fokus hauptsächlich auf Filmen lag, wollte man auch den Spielemarkt mit bedienen und hat dafür sogar eine Kooperation mit Nintendo geschlossen, weswegen es sogar drei Spiele mit offizieller Zelda– und eins mit Mario-Lizenz gibt.

Und die eben erwähnten Zelda-Spiele nimmt sich „Arzette“ vollumfänglich zur Blaupause, ehrt die Vorlage mit einem Augenzwinkern und nimmt lediglich kleine Anpassungen in Bezug auf das Gameplay vor, um das Spiel weniger frustrierend zu machen. Abseits davon sind aber die teilweise lächerlichen Zwischensequenzen, die Potential für Memes bieten, ebenso vorhanden wie das Backtracking, unterschiedliche Sackgassen und eher schlecht erklärte Mechaniken. Das Ergebnis ist eine kuriose Mischung aus Nostalgie, Parodie und Plattform-Action, die mal unterhaltsam, mal frustrierend und mal einfach nur bizarr ist. Immerhin schlimmsten Unzulänglichkeiten hat man dabei aber zumindest abgemildert und auch einen neuen Schwierigkeitsgrad eingebaut, der uns unendliche Continues und von Gegnern in den Levels fallengelassene Energie spendiert und damit den größten Frust ausbleiben lässt.

Die Geschichte von Arzette ist recht simpel: Die Heldin Arzette, eine unverblümte Kopie von Prinzessin Zelda, muss die fünf Splitter eines magischen Juwels finden, um den bösen Dämonenkönig Daimur zu besiegen, der das Land Faramore bedroht. Und auch wenn wir ihn nicht spielen können, gibt es im Spiel sogar einen Link, ein Sprüche klopfender Taugenichts in grünem Outfit, der sich allerdings lieber im Schloss versteckt. Auf ihrem Weg trifft sie auf eine Reihe von skurrilen Charakteren, die ihr helfen oder hindern wollen. Die meisten dieser Begegnungen werden durch animierte Zwischensequenzen dargestellt, die eine der größten Attraktionen des Spiels sind. Die Animationen sind absichtlich schlecht gezeichnet und synchronisiert, um die CD-i-Ära nachzuahmen, aber sie sind gleichermaßen auch sehr witzig und charmant. Denn die Stimmen sind übertrieben und die Dialoge sind voller Anspielungen auf die Zelda-Spiele und andere Popkultur-Elemente. Die Zwischensequenzen sind so absurd, dass man sie einfach lieben oder hassen muss. Schade ist lediglich, dass es zwar deutsche Untertitel, aber keine deutsche Synchronisation gibt.

Das Gameplay von Arzette ist ein klassisches 2D-Plattformspiel, bei dem man von links nach rechts läuft, springt, Gegner bekämpft und Rätsel löst. Das Spiel ist in verschiedene Level unterteilt, die jeweils eine bestimmte Umgebung darstellen, wie z.B. eine Wüste, eine Höhle oder einen Wald. Die Level sind recht linear, aber es gibt einige versteckte Bereiche und Geheimnisse zu entdecken. Zusätzlich lassen sich die Levels meist beim ersten Durchgang nicht beenden, da uns meist besondere Fähigkeiten fehlen, um alle Bereiche freizuschalten und uns in manchen Levels einem der interessanten Bosse zu stellen. Wir beteten die Levels daher wiederholt und sind auch teilweise gezwungen Edelsteine zu farmen, um für verbrauchbare Ressourcen, wie Seil, Lampenöl, oder Bomben zu kaufen.

Gar nicht old School ist dankenswerterweise  die Steuerung. War das bei den Originalen in vielen Fällen unser größter Feind und konnte in einigen Instanzen sogar dafür sorgen, dass wir ins unwiderruflich in eine Sackgasse manövriert haben, bleiben komplette Dead Ends aus und auch während dem Kampf und den kleiner Plattformer-Einlagen hatte ich keine Probleme. Die Steuerung an sich ist einfach, eingänglich und reagiert gut, wenn auch manchmal etwas ungenau, vor allem beim Springen in Kombination mit einer weiteren Aktion. Gut gefallen hat mir aber die Möglichkeit mittels Seil jederzeit das Level zu verlassen, wenn man beispielsweise ohne Lampenöl in einer dunklen Höhle festsaß.

Insgesamt handelt es sich bei „Arzette: The Jewel of Faramore“ nicht per se um ein gutes oder schlechtes Spiel, sondern vielmehr ein wahnsinnig interessantes Experiment. Das Spiel ist eine Hommage an diese Zeit, aber auch eine Parodie, die sich selbst nicht ernst nimmt. Das Spiel ist zwar in meinen Augen mit knapp 5 Stunden Spielzeit, dezent länger wenn man auch die Nebenaufgaben erledigt, die teilweise an andere CD-i-Spiele anspielen, wie „Hotel Mario„, an sich etwas kurz geworden, ich wurde aber von Anfang bis Ende wirklich gut unterhalten. Es hat einige lustige Momente und eine ziemlich authentische sowie originelle Präsentation. Ich freue mich persönlich schon darauf das Spiel nochmal durchzuspielen, wenn der dedizierte Controller veröffentlicht ist, um das Gefühl damit noch authentischer zu machen. Bis dahin kann ich das Spiel aber jedem interessierten und offenen Retrospieler empfehlen, der das Erlebnis eines CD-i-Spiels nacherleben möchte, ohne dafür hunderte Euro an Hard- und Software zu investieren…

Entwickler: Seedy Eye Software

Publisher: Limited Run Games

Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox Series X/S, Nintendo Switch

NB@20.02.2024

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