Special: „Limited Run Games“ #LRG #LimitedRunGames

Auf vielfachen Wunsch und nachdem gerade erst der jährliche „Blowout Sale“ bei Limited Run Games zu Ende gegangen ist, nutze ich gerne mal die Chance dem Publisher ein Special zu widmen. Denn gerade als leidenschaftlicher Spieler und Sammler von physischen Videospielen sollte man mit der Firma, dem Konzept und den Geschäftsgebaren, besonders in Hinblick auf einen Import der Spiele, vertraut sein, zumal dazu im Internet oft widersprüchliche und stellenweise falsche Informationen existieren. Wir werden uns daher zunächst mit der Entstehungsgeschichte beschäftigen, bevor wir uns in einem zweiten Schritt das Geschäftsmodell im Wandel der Zeit betrachten und letztendlich auch noch die Situation für deutsche Kunden betrachten.

(c) Limited Run Games

Gegründet wurde Limited Run Games 2015 als 2-Mann-Betrieb aus einer schiefen Notlage heraus, da einem der Gründer das Wasser buchstäblich bis zum Hals stand und er seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Sein Name ist Josh Fairhurst, privat selbst leidenschaftlicher Gamer und Gründer des kleinen Entwickleratudios Mighty Rabbit Studios, die unter anderem „Saturday Morning RPG“ und „Breach & Clear“. Das Studio hatte sich zwar mit den beiden soeben genannten Titeln bereits einen Namen gemacht, doch die erhofften Aufträge blieben leider aus. Auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmen wurde Fairhurst auf die Veröffentlichung von „Retro City Rampage“, einem ursprünglich rein digital erschienenen, Videospiel, das in Kleinstauflage allein durch den Entwickler, aufmerksam. Das war genau die Idee, nach der er gesucht hatte und auch wenn er nicht besonders optimistisch an die Sache heran ging, gründete er mit seinem langjährigen Freund Douglas Bogart die Firma Limited Run Games.

(c) Limited Run Games

Als initialer Test kratzte man die letzten verfügbaren Gelder zusammen und gab mit einer Auflage von 1.500 Exemplaren vom „hauseigenen“ Spiel „Breach & Clear“ für die PlayStation Vita in Auftrag. Immerhin hätte man es auf diese Weise geschafft eines der eigenen Spiele in physischer Form zu erhalten, selbst wenn Limited Run Games und Mighty Rabbit Studios gleichermaßen untergehen würden. – Doch zur allgemeinen Überraschung kam es anders, denn die komplette Auflage war binnen zwei Stunden komplett ausverkauft. Das gleiche geschah mit dem zweiten Test, der folgerichtig das andere Spiel von Mighty Rabbit Studios, „Saturday Morning RPG“, dieses Mal allerdings für die PS4 war. Beide Spiele erzielen heute in Sammlerkreisen Preise, die weit über den Initialen Verkaufspreisen von jeweils USD 24,99 liegen.

Es schien wirklich einen Markt für diese limitierten Veröffentlichungen zu geben, bei denen man bewusst an die Sammler appellierte und daher neben kompletten Veröffentlichungen, die sämtliche Patches und DLCs bereits auf den Disks beinhalteten und selbstverständlich mit einem schicken Cover und in den meisten Fällen sogar einer umfangreichen gedruckten Anleitung ausgestattet sind. Im Laufe der Zeit sollten dann auch noch diverse Sammlereditionen, die weitere Goodies, wie Artbooks, Soundtracks, oder weitere Dreingaben beinhalteten, dazu kommen. Allerdings war die erste Hürde die Erweiterung des Portfolios, denn die eigenen Spiele gingen nach „Saturday Morning RPG“ zur Neige. Und so wandte man sich anderen kleinen Entwicklern zu und bot ihnen eine physische Vermarktung an. Auch wenn die genauen Details zu den Deals zwischen den Entwicklern und Limited Run Games selbstverständlich geheim sind, so ist zumindest bekannt, dass ein Vertrag zwischen beiden Parteien auf die befristeten Vermarktungsrechte des Spiels geschlossen wird, der mit dieser einmaligen Auflage endet. Limited Run Games kümmert sich um das Layout, Marketing und die Produktion, die initial rein bei Sony in Auftrag gegeben wurde, da Sony über eigene Fertigungstechnik verfügt, die auch Aufträge in kleinen Volumina annimmt. Die Entwickler stellen dafür den Sourcecode, Assets und weitere Materialien zur Verfügung. Über die Verteilung der Einnahmen hingegen ist nichts bekannt.

Ursprünglich strebte man eine Veröffentlichung pro Monat an, die jeweils um 10 am ET gestartet sind, was allerdings auch für viel Kritik sorgte, da man meist nur eine Chance hatte ein Spiel zu kaufen, wenn man um diese Zeit direkt am. Rechner saß. Aus diesem Grund wurde das Bestellsystem mit den Jahren immer weiter überarbeitet und da man mit steigender Popularität nicht mehr bei den Entwicklern anklopfen muss, sondern die Entwickler meist selbst bei Limited Run Games nach einer Veröffentlichung anfragen, gibt es mittlerweile fast jede Woche neue Veröffentlichungen. Das strikte Bestellfenster zu einer bestimmten Uhrzeit und einer starren Auflage wird nur noch bei wenigen Titeln angewandt, wobei man auch hier den Verkauf auf zwei Zeitpunkte am gleichen Tag splittet, damit mehr Leute eine Chance bekommen.

(c) Limited Run Games

Die mittlerweile gängigere Praxis ist allerdings ein Zeitfenster, indem das Spiel bestellt werden kann und erst nachdem das Fenster geschlossen ist steht die genaue Anzahl der Bestellungen vor, die zur Absicherung für Reklamationen, für Messen und Sonderaktionen, wie den „Blowout Sale“ auf die nächsten vollen Tausende aufgerundet werden. Werden beispielsweise 4.600 Exemplare eines Titels vorbestellt, gibt Limited Run Games 5.000 Exemplare in Auftrag. Der große Vorteil dieses Systems ist, dass jeder eine Chance hat ein Exemplar zu ordern, da das Zeitfenster durchaus mehrere Wochen betragen kann. Der große Nachteil ist allerdings, dass die Spiele erst danach in Produktion gehen und die Zeit zwischen Bestellung und Lieferung mehrere Wochen, wenn nicht Monate andauern kann, eine Zeit zu der man allerdings bereits in Vorleistung treten muss. Weiter muss man wissen, dass die Sendung erst auf die Reise geht, wenn alle Titel verfügbar sind, da keine Teillieferungen vorgenommen werden. All das sind Faktoren, die im Netz immer wieder für Kritik sorgen, die man aber einfach vorher Bedenken sollte.

(c) Limited Run Games

Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, Limited Run Games mittlerweile auch viele andere Produkte, abseits der „normalen“ Spiele vertreibt und dass es in USA noch einen weiteren Vertriebsweg für die Spiele gibt. Denn seit einiger Zeit kann man einzelne Titel auch bei Best Buy kaufen, was das amerikanische Äquivalent zu unsere Media Markt und Co ist, kaufen. Um sich aber keine eigene Konkurrenz zu schaffen, bestellt Best Buy zeitgleich mit den Kunden vor und bekommt dann ebenfalls zeitgleich ihre Charge, die allerdings mit einem alternativen Cover ausgestattet wird, um eine Differenzierung zu erlauben. In Deutschland nutzt uns das allerdings nichts, uns bleibt rein der Versandweg, doch kann man die alternativen Cover ebenfalls über den Onlineshop beziehen, wenn man möchte.

(c) Limited Run Games

Aber kommen wir mal zu dem, was die meisten wohl brennend interessiert. Wie bekomme ich die Spiele, was ist mit dem deutschen Zoll und was kostet mich das alles, bis ich mir ein Spiel in physischer Form in den Schrank stellen kann? – in dieser Beziehung ist alles in den letzten Jahren und spätestens seit der Änderung im E-Commerce zum 1. Juli 2021 um einiges leichter geworden, da Limited Run Games am IOSS teilnimmt. Das bedeutet, dass direkt beim Kauf die fällige Umsatzsteuer erhoben wird und an den deutschen Zoll weitergegeben wird. Das erlaubt euch eure Sendung bereits abgefertigt und ohne zusätzliche Gebühren direkt bis zur Haustür geliefert zu bekommen. Die Zeiten sind. also vorbei zu denen man befürchten musste, dass die Sendung beim Zoll festgehalten wurde und man diese innerhalb von wenigen Tagen zu den Arbeitnehmer-unfreundlichsten Öffnungszeiten der Welt persönlich auslösen zu müssen.

Selbstverständlich sind die Kosten damit höher, als initial auf der Homepage angegeben, da in USA generell immer nur Bruttopreise beworben werden, was dadurch begründet ist, dass jeder Staat der USA seinen eigenen Umsatzsteuersatz hat. Dazu kommen noch die Kosten für Versand und Abwicklung, die je nach Anzahl der Spiele, bzw. Gewicht der Sendung variieren. Der Versand ist dabei versichert, bietet eine Sendungsverfolgung und geht recht flott. In der Regel dauert es in etwa eine Woche ab Versand, bis das Paket im Briefkasten liegt. Doch all das hat natürlich auch seinen Preis und so sieht eine Standard-Bestellung nach Deutschland sieht beispielsweise so aus, wofür ich eine kürzlich aufgegebene Bestellung von mir persönlich heraus gesucht habe:

Artikelpreis – USD 29,99

Porto & Abwicklung – USD 10,99

Ust DE (19%) – USD 7,79

—————————————-

Gesamt – USD 48,77 [nach dem heutigen Kurs ~ EUR 42,97]

Die Umsatzsteuer richtet sich dabei selbstverständlich nach den Preisen der Spiele und so kann aus dem Schnapper schnell ein teurer Spaß werden, über den man allerdings transparent informiert wird, bevor man die Bestellung anschickt. Und wer übrigens Skrupel hat seine Kredikarteninfos herzugeben, der kann auch per PayPal, oder Amazon Pay bezahlen.

Zweifelsohne ist der Publisher mit seinem Geschäftsmodell nicht etwas für jedermann. Und man muss sich aber auf jeden Fall darüber im Klaren sein, dass die Kosten für die physische Disk-Version die Kosten der digitalen Version in den meisten Fällen um ein Vielfaches übersteigen und die Preise auf Grund der limitierten Verfügbarkeit auch gleich bleiben. Und auch wenn in vielen Bereichen der Weg hin zum rein digitalen Gut geht, ist es mir persönlich bei besonderen Spielen den kleinen Obolus mehr Wert.

NB@12.01.2022

—Hinweise & Disclaimer—

Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.

Die verwendeten  Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.

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