1996 war ein großes Jahr in der Geschichte der Videospiele, denn die Welt machte Bekanntheit mit dem ersten großen Star, der nicht aus Fleisch und Blut gespannt: Lara Croft in ihrem ersten Spiel, „Tomb Raider“! Als pubertierender Jugendlicher vielen selbstverständlich zunächst die optischen Schauwerte ins Auge, die einigen Gerüchten zu Folge auf ein Problem mit den Dezimalstellen zurückzuführen sei, was ich allerdings für Ammenmärchen halte. Doch das „Spiel mit der Frau“, wie es in meinem Freundeskreis damals meist genannt wurde, da wir mit mangelnden Kenntnissen in Englisch nicht wussten wie man „Tomb Raider“ richtig ausspricht, bot eine der ersten realistischen 3D-Welten, eine spannende Geschichte und jede Menge Action.

Der Erfolg gab den Entwicklern von Core Design Recht, die direkt im folgenden Jahr nicht nur die direkte Fortsetzung, sondern auch die sogenannte Director’s Cut-Version des ersten Teils herausbrachten, die neben Fehlerkorrekturen auch zusätzliche Levels beinhaltete, eine Praktik, die man auch im folgenden Jahr und dem Jahr darauf beibehalten sollte. Und auch wenn die Serie über die Jahre durchaus an Einfluss einbüßen und erst Jahre später unter Entwickler Crystal Dynamics ein Reboot erfahren sollte, so sind gerade diese Anfänge bis heute ein echtes Highlight, die nun mit „Tomb Raider 1-3 Remastered“ ein modernes Rerelease erfahren. Zwar gab es diesbezüglich bereits vor Release schon harsche Kritik, doch als Fan der Reihe habe konnte ich es kaum erwarten mich nochmal in die Anfänge von Lara zu stürzen.

Jedes Spiel der Trilogie brachte uns tiefer in die Geheimnisse alter Zivilisationen und ließ uns an Lara’s Seite gegen gefährliche Kreaturen und knifflige Rätsel antreten. Von den dunklen Höhlen in Tomb Raider I über die vielfältigen Schauplätze in Tomb Raider II bis hin zu den noch komplexeren Herausforderungen in Tomb Raider III – jede Episode erweiterte die Grenzen dessen, was in Videospielen zu dieser Zeit überhaupt möglich war. In „Tomb Raider“ sucht Lara das mysteriöse Scion-Artefakt, erkundet unterirdische Tempel der Stadt Vilcabamba und enthüllt sogar die Geheimnisse über die atlantische Zivilisation. In der Fortsetzung verließ Lara den Untergrund und bereiste auf der Suche nach dem sagenumwobenen Dolch von Xian, der magische Kräfte besitzt, nicht nur Venedig, das Wrack der Maria Doria und Tibet und führte erstmals auch einen echten Antagonisten ins Geschehen ein, was in „Tomb Raider III“ mit der Geheimorganisation Die Firma und größerer Abwechslung an Schauplätzen weiter verfeinert wurde. Insgesamt sind diese Spiele für ihre packende Handlung, Rätsel und actionreichen Kämpfe bekannt und haben die Gaming-Welt nachhaltig geprägt.

Wie es bereits im Titel der Sammlung steckt umfasst sie die drei ersten Teile der Reihe, die jeweils auch die Zusatzinhalte der Director’s Cut-Versionen beinhalten, die jeweils separat über das Hauptmenü der Spiele auswählbar sind. Da die Spiele und besonders die Steuerung nicht mehr zeitgemäß sind, wurden die Titel intensiv überarbeitet und haben neben einer komplett überarbeiteten Grafik auch eine moderne Steuerung bekommen. Puristen können per Knopfdruck allerdings auch zur alten Grafik wechseln, da neue Texturen, Charaktermodelle und Beleuchtung auf das unveränderte Grundgerüst gelegt wurde, ohne inhaltliche Veränderungen vorzunehmen. Im Kern handelt es sich daher noch um die Spiele aus den späten Neunzigern. Die Steuerung lässt sich ebenso über das Hauptmenü umstellen, wobei merkwürdigerweise hier die klassische Panzersteuerung voreingestellt ist, die mit vielem Bricht, das heute zum Standard geworden ist.

Dass es sich um alte Spiele handelt bringt allerdings auch das Fehlen von Annehmlichkeiten mit sich, die heutzutage gewohnt hat, was ich bei meinem Start mit dem Remastered des ersten Teils auch zunächst schmerzhaft feststellen musste, indem ich über eine halbe Stunde Spielzeit verloren hatte, nachdem ich beim Ableben nochmal komplett von Vorne beginnen musste. Denn es gibt keine automatischen Speicherpunkte, keine regenerierende Energie und selbst ein kleiner Sturz, bei den recht anspruchsvollen Sprung- und Kletterpassagen, direkt zum Bildschirmtod führt. Und gerade wenn wir mehreren Gegnern gegenübersteht vermisst man zwangsläufig ein Lock-on-Feature.

Abseits der Steuerung merkt man aber deutlich, dass die Spiele in den letzten Jahren den Spieler mehr an die Hand nehmen und einfacher geworden sind. So vermisst man nicht nur sämtliche Tutorials und Wegweiser, sondern selbst die Anfänge der Spiele fordern direkt hohe Präzision vom Spieler. So habe ich ungelogen für einen Sprung am Anfang von „Tomb Raider II“ bestimmt 30 Versuche gebraucht, bis ich den Punkt zum Absprung gefunden hatte, um eine Plattform mit einem Schalter zu erreichen, um eine Tür zu öffnen. Bei modernen Spielen undenkbar, um die Spieler nicht direkt abzuschrecken. Und gerade wenn man keine Historie als PC-Spieler hatte, muss man verinnerlichen von Quick Save und Quick Load Gebrauch zu machen, damit der Frust sich in Grenzen hält.

Insgesamt ist „Tomb Raider 1-3 Remastered“ im Grunde mehr als „nur“ eine grafische Aufpolierung, sondern eher eine Hommage an eine Reihe, die die Spielelandschaft nachhaltig verändert hat. Es ist eine Einladung, erneut in die Welt von Lara Croft einzutauchen und die Spiele zu erleben, die für viele von uns den Beginn einer lebenslangen Liebe zu Videospielen markierten. Nach heutigem Standpunkt sind die Originalspiele nicht mehr wirklich zugänglich und die Remastered-Version schwächen das zumindest ab, auch wenn man auf jeden Fall berücksichtigen muss, dass die Hürden lediglich gesenkt und nicht komplett aus dem Weg geräumt werden. Dafür müssten die Spiele inhaltlich zu stark verändert werden. Neue Spieler sollten daher eher zu den Reboots greifen, um unnötige Frustmomente zu vermeiden. Fans der ersten Stunde und Retro-Spieler werden hingegen ihre helle Freude mit der Sammlung haben!

Entwickler: Aspyr, Crystal Dynamics

Publisher: Aspyr

Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch

NB@27.02.2024

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