Ich habe schon fast nicht mehr damit gerechnet, doch nun ist „Skull & Bones“, nach mehreren Verschiebungen und Jahren in der Entwicklungshölle, endlich erschienen. Doch was bietet das, laut Ubisoft erste AAAA-Spiel der Welt, wirklich? Sowohl das, wie auch die Frage, ob sich das lange Warten gelohnt hat, wollen wir in diesem Review herausfinden!

Das Spiel begann seine Entwicklung bereits vor über zehn Jahren, im Jahr 2013 im Fahrwasser (hehe) von „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ und sollte ursprünglich sogar mal eine Erweiterung für das eben erwähnte Spiel sein. Das Grundgerüst lässt die Verbindung zwar noch erahnen, inhaltlich hat sich aber sehr viel verändert seitdem. So gibt es in „Skull & Bones“ zum Beispiel gar keine Story im klassischen Sinn und auch keine durchgehende Kampagne, sondern nur ein grobes Ziel und das Spiel besteht aus unserem Weg dieses Ziel zu erreichen, anstatt einer durchgehenden Kampagne, wie man es aus anderen Spielen kennt. Stattdessen konzentriert sich das Spiel auf Erkundung, Plünderung und Seeschlachten. Wir steuern unseren Weg „durch“ das Spiel komplett frei, was sowohl Segen und Fluch sein kann.

Die Prämisse des Spiels ist dabei wahnsinnig schnell erzählt, denn sie besteht nur daraus, dass gestrandete Männer und Frauen aus aller Welt im gesetzlosen Indischen Ozean des 17. Jahrhunderts ihren Namen aufbauen, mit dem Ziel, eines Tages die Mächtigen zu stürzen und als die furchteinflößendsten Piraten-Könige zu herrschen. Und da es keine weitere Geschichte gibt ist das Spiel darauf ausgelegt, dass man als Spieler gegen andere Spieler antritt und sich auf diese Weise einen Ruf als gefürchteter Pirat aufbaut, um der ultimative Piraten-König zu werden. Und leider muss man der Vollständigkeit halber auch sagen, dass die gerade veröffentlichte Roadmap zu Season One, die am 27.02.2024 gestartet ist, nicht so anmutet, als ob sich daran viel ändern würde. So bekommen wir zwar eine neue gegnerische Fraktion, neue Monster und weitere Ereignisse, aber nach mehr Story sieht das leider alles nicht aus. Aber urteilt selbst:

Die Schiffskämpfe, die seit „Assassin’s Creed 3“ in fast jedem Ableger der Reihe ein fester Bestandteil der Reihe waren, nehmen hier selbstverständlich den Hauptteil ein. So gibt es zwar die Möglichkeit auch viele Inseln und Städte zu erkunden, doch diese sind eher Beiwerk, was auch dadurch deutlich wird, dass man jede Hafen im Grunde durch ein Menü mit Zugriff auf unterschiedliche Händler ersetzen könnte und das hätte auf den Kern des Spiels (fast) keine Auswirkung. So trifft man zwar auch an Land auf andere Spieler, doch jeglicher Kampf spielt sich ausschließlich auf dem Wasser und am Steuer eines Schiffes ab, weswegen auch die Anpassung des Schiffs sehr viel mehr Raum einnimmt, als noch bei Assassin’s Creed. Dennoch muss man zugeben, dass es Ubisoft schon versteht offene Spielwelten zu erschaffen, die uns immer wieder einladen sie zu erkunden, auch wenn der Lohn für unsere Mühen am Ende nur ein paar Ressourcen zum Aufwerten unseres Schiffes sind.

Technisch setzt das Spiel auch auf die hauseigene Anvil-Engine, die auch für die Assassin’s Creed-Reihe verwendet wird und daher sehen sich die Reihe und das Spiel auf den ersten Blick auch recht ähnlich. Doch bereits der Anfang offenbart einen grundlegenden Unterschied, indem wir unseren Piraten komplett frei erstellen können. Danach zeigen sich allerdings wieder Gemeinsamkeiten, denn wir steuern das Geschehen aus der 3rd Person-Verfolger-Perspektive und haben am beim Steuern des Schiffs mehrere Absichtsoptionen, zwischen denen wir frei hin- und herwechseln können. Und ja, die Sea Shanties gibt es auch wieder. Viele der Animationen wurden, ebenso wie der Baukasten aus dem die Spielwelt besteht, 1:1 aus Assassin’s Creed übernommen zu sein und lassen leider jegliches Ziel unserer Erkundung vermissen. Gerade losgelöst von Assassin’s Creed hätte man ein wirklich tolles Piratenabenteuer schaffen können und die Spielwelt zeigt immer wieder das Potential, da sich die Designer wirklich ins Zeug gelegt haben.

Es zeigt sich aber auch direkt ein Nachteil in der offenen Spielwelt mit zig unterschiedlichen Inseln, Städten, Verstecken und letztendlich anderen Mitspielern: Die Performance, denn ein Solo Abenteuer, mit durch die Narrative eingezogenen Begrenzungen, lässt sich anscheinend besser optimieren, als der Molloch von Spiel der gleichzeitig alles und nichts sein möchte. Gerade zum Launch gab es nicht nur Probleme mit den Servern, da das Spiel eine konstante Internetverbindung und ein kostenpflichtiges Online Abo verlangt, sondern auch starke Probleme mit Pop-ins und der Framerate. Hier hat Ubisoft zwar schon einiges nachgebessert und in meinen Augen gibt es mittlerweile nicht mehr viel zu meckern, doch man liest weiterhin immer wieder von Leuten, die massive Probleme haben, anscheinend besonders auf dem PC. So etwas darf bei einem Spiel, das eine Premium-Veröffentlichung sein möchte und je nach Edition des Spiels auch mit 80-110 Euro (!!!) zu Buche schlägt, eigentlich nicht vorkommen darf, zumal man extra im Vorfeld mehrere Performance-Tests durchgeführt hat.

Insgesamt hatte ich zwar durchaus Spaß an meinem Trip zu den Piraten, doch das Spiel wirkt ohne echte Story und nur ein grobes Ziel etwas unausgewogen. So vermisst man nicht nur Abwechslung, sondern auch Langzeitmotivation. Ich bin mir zwar sicher, dass Ubisoft hier noch nachlegen wird, aber momentan fehlt es an dieser Front leider noch ungemein. Denn was ich noch gar nicht thematisiert habe ist die schiere Fülle an zusätzlichen Inhalten, die für Echtgeld gekauft werden können. Denn ja, „Skull & Bones“ positioniert sich als Game as a Service und hätte man etwas mehr Aufwand in inhaltliche Abwechslung, anstatt unterschiedlich farbiger Bandanas gesteckt, wäre das Endergebnis weniger ermüdend und stattdessen durchgängig bombastisch. Denn man sollte nicht vergessen, dass es sich um kein Free to Play-, oder Midpreis-Spiel, sondern eines der teuersten Spiele bis dato handelt. Aus diesem Grund kann man das Spiel zurzeit leider nur für absolute Piratenfans und Fans von Seeschlachten empfehlen und alle anderen warten besser erst nochmal ab, oder greifen zu „Assassin’s Creed 4: Black Flag“…
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
NB@05.03.2024
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