Wir hatten zum Release der „Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1„, die wir uns seinerzeit auf der Xbox angesehen haben, doch einige Kritikpunkte, weswegen wir die Veröffentlichung nur mit einem starken Vorbehalt empfehlen konnten. Allerdings hat Konami nachgebessert und uns aus diesem Grund angefragt, ob wir uns die Sammlung nochmals ansehen wollen, was wir gerne wahrgenommen haben. Einen Einfluss hat dieser Umstand selbstverständlich aber nicht auf die Bewertung!

Metal Gear Solid, bzw. ursprünglich eigentlich nur Metal Gear, wie die Reihe ursprünglich begonnen hat, ist eine meiner liebsten Spielereihen. Ich bin zwar erst mit „Metal Gear Solid“ auf der ersten PlayStation eingestiegen, unwissend, dass die Reihe bereits einige Teile davor hatte, war aber seit der ersten Minute der Storylastigen Stealth-Action-Reihe verfallen. Ich habe seitdem nicht nur die Ursprünge der Reihe, sondern auch alle Fortsetzungen und Spin-Offs gespielt und wurde immer bestens unterhalten. Einzig auf „Metal Gear Survive“, das ohne wirkliche Verbindung zur Hauptreihe, oder Involvement von Serienschöpfer Hideo Kojima auskommt, hätte ich im Nachhinein durchaus verzichten können, aber das soll jetzt gar nicht das Thema sein. Denn wir betrachten hier die selbst proklamierte Master Collection, also laut Definition die Sahnestücke. Schauen wir daher, ob der Titel zutrifft…

Auf der PS1 im Jahr 1998 erst wirklich im Mainstream angekommen, begeisterte sie viele Fans bereits seit 1987 die Spieler mit dem kruden Mix aus packender Story, innovativem Gameplay-Mechaniken und letztendlich dem unvergleichlichen Stil von Hideo Kojima. Der Stil ist zunächst erst einmal schwer zu definieren, da er sich im Laufe seiner Karriere weiterentwickelt hat. Es gibt allerdings viele wiederkehrende Elemente, die besonders durch Kojima’s starke Affinität zum Genre Kino, ausufernde Zwischensequenzen, philosophische, politische, oder soziale Fragestellungen, verstärkter Einsatz von Symbolik und Metaphern, pointierter Humor und letztendlich innovative, oder gar experimentelle Spielmechaniken. Am deutlichsten wurde das zweifelsohne erst nach seinem Weggang von Konami mit „Death Stranding“, immer noch eines meiner Highlights der letzten Jahre, doch selbst beim ersten „Metal Gear“ findet man viele Elemente wieder.

In der Master Collection, die mit dem Zusatz Vol. 1 daherkommt, sind insgesamt fünf Spiele enthalten. Und da die Reihe noch einige Teile mehr beinhaltet ist davon auszugehen, dass früher oder später auch mindestens eine Vol. 2 erscheinen wird, denn momentan ist der Umfang einer der Kritikpunkte an der aktuellen Veröffentlichung. Diese Spiele sind enthalten:
- Metal Gear (MSX2)
- Metal Gear (NES)
- Metal Gear 2: Solid Snake (MSX2)
- Snake’s Revenge (NES)
- Metal Gear Solid (PS1)
- Metal Gear Solid: Special Missions (PS1)
- Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (PS2)
- Metal Gear Solid 3: Snake Eater (PS2)
Die Spiele sind gelinde gesagt vollgepackt mit Geschichte, über jeden Teil könnte man zweifelsfrei Stundenlange Zusammenfassungen, Analysen und Interpretieren verfassen, weswegen ich mich im Rahmen dieses Reviews aber auf ein Minimum beschränke und kurz die Hintergründe zu thematisieren und sie im Kontext der Reihe einzuordnen. Für alle Spiele gilt: Sie sind bekannt für ihre tiefgründigen Geschichten, komplexen Charaktere und die Einführung neuer Spielmechaniken, die das Stealth-Genre nachhaltig geprägt haben.

- Metal Gear (1987): Das erste Spiel der Reihe, das ursprünglich für den MSX2-Computer erschien. In diesem Spiel infiltriert Solid Snake, ein Spezialagent für die Geheimorganisation Foxhound eine geheime Basis in Südafrika, um den Supersoldaten Metal Gear zu zerstören. Auch wenn sich das Spiel optisch noch stark von der späteren Reihe unterscheidet, sind die Grundlagen bereits alle vorhanden und zeigen schon die inszenatorische Handschrift von Hideo Kojima. Das Spiel liegt sowohl in seiner ursprünglichen MSX2, wie auch in der NES-Version vor. Diese sieht auf den ersten Blick recht ähnlich aus, wartet aber mit einigen Änderungen im Level-Design auf und entstand ohne Beteiligung des des Schöpfers Hideo Kojima.
- Metal Gear 2: Solid Snake (1990): Die Fortsetzung von Metal Gear, die ebenfalls für den MSX2-Computer erschien. In diesem Spiel muss Solid Snake erneut einen Metal Gear stoppen, der diesmal von einer Söldnergruppe namens Zanzibar Land gesteuert wird. Das Spiel erweitert die Stealth-Mechaniken und führt eine komplexere Handlung ein
- Snake’s Revenge (1990): Es ist eine eigenständige Fortsetzung von Metal Gear für das NES ohne Beteiligung von Hideo Kojima. Das Spiel orientiert sich stark am ersten Teil und wir müssen abermals eine feindliche Basis infiltrieren müssen. Wir treten dabei gegen exakt den gleichen Metal Gear, wie im zweiten Teil an und auch abseits davon wirkt das Spiel eher wie eine eher unspektakuläre Kopie um vom Erfolg der ersten beiden Teile Kapital zu schlagen.
- Metal Gear Solid (1998): Das Spiel war der große Durchbruch. Das erste 3D-Spiel der Reihe, das für die damals recht neue PlayStation erschien. In diesem Spiel muss Solid Snake eine nukleare Bedrohung auf der Insel Shadow Moses abwenden, die von einer Gruppe von genetisch verbesserten Soldaten namens Foxhound besetzt wird und die Welt mit Atomwaffen bedroht…
- Metal Gear Solid: Special Missions (1999): In der Zeit vor DLCs und Online Updates wurden Erweiterungen und Map Packs separat auf Disk veröffentlicht. So auch bei den Special Missions der Fall, die eine Vielzahl von VR-Missionen nachliefern und damit das Spielgefühl erweitern. Im Kontext der Reihe hat diese Erweiterung zwar keinerlei Auswirkungen, da auch keine weiterführende Geschichte enthalten ist, aber liefert gelungene Schleich-Herausforderungen.
- Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (2001): Die Fortsetzung von „Metal Gear Solid“, die für die PlayStation 2 erschien und die bis heute die Fans spaltet. Das liegt größtenteils daran, dass wir nicht durchgängig Solid Snake spielen, sondern dieser eher eine untergeordnete Rolle einnimmt. Denn die Hauptfigur ist Raiden, der im Kontext der Reihe noch wichtig werden sollte. Er muss eine Ölplattform infiltrieren, die von einer Terrorgruppe namens Sons of Liberty angegriffen wird und den Präsidenten entführen wollen. Dabei trifft er Später auch auf Solid Snake, der seine eigenen Ziele verfolgt…
- Metal Gear Solid 3: Snake Eater (2004): Das Prequel zu „Metal Gear Solid“, das für die PlayStation 2 erschien. In diesem Spiel schlüpft der Spieler in die Rolle von Big Boss, dem legendären Söldner, der später der Erzfeind von Solid Snake wird. Das Spiel spielt im Jahr 1964, der Ära des Kalten Krieges und zeigt, wie Big Boss eine geheime Mission in der Sowjetunion ausführt, um einen Überläufer namens The Boss zu eliminieren und einen Wissenschaftler zu retten um die Superwaffe Shagohod zu zerstören…

Neben den Spielen bietet die Sammlung auch eine Vielzahl von Bonusinhalten, die Fans der Serie sicherlich begeistern werden. Denn neben digitalen Versionen der Graphic Novels sind auch Scans der Handbücher, Konzeptgrafiken, Drehbücher und einiges mehr enthalten. – Im Grunde alles was man sich als Fan wünschen kann und auf jeden Fall 1.000 Mal mehr als jüngst bei „Felix the Cat„, wo Konami überhaupt kein Bonusmaterial mitgeliefert hat. Einzig die Kritik, die wir schon an der Xbox-Version hatten, gilt hier auch auf der PS5, denn die Auswahl über das Menüband ist etwas verwirrend. Denn wo andere Spiele einen Eintrag mit einem kleinen Bildchen in die Leiste packen, knallt Metal Gear die Leiste fast komplett zu und erzeugt nicht nur einen Eintrag, sondern gleich mehrere: „Metal Gear Solid“, „Metal Gear Solid 2“, „Metal Gear Solid 3“, die beiden MSX-Teile, die beiden NES-Teile. Wirklich ersichtlich was enthalten ist ist eigentlich nur bei den drei Hauptteilen, die anderen Einträge sind nicht wirklich sprechend und das Bonusmaterial verteilt sich sogar über die beiden Anwendungen mit den Retro Spielen und muss dann teilweise noch separat heruntergeladen werden. Für manche mag das egal sein, aber ich habe meine Bibliothek gerne aufgeräumt.

Aber gut, wie sieht es denn mit der Technik auf der PS5 aus, denn direkt zum Launch gab es doch einiges an Kritik in Bezug auf die Emulation. So befinden sich zwar in der Sammlung sowohl die PAL-, wie auch die NTSC-Versionen der Spiele, die sich in Bezug auf die Wiedergabe in 50Hz mit 25fps und 60Hz mit 30fps unterscheiden. Wir hatten damals in Europa fast ausschließlich die zu langsame Version bekommen und das war im Rahmen der Collection auch der Fall, wenn die Konsole „auf Deutsch“ oder eine andere europäische Sprache eingestellt war. Das ließ sich nur umgehen, wenn man die Konsole auf (amerikanisches) Englisch umstellte oder sie gleich komplett in die USA „Umzug“. In dieser Beziehung hat Konami allerdings nachgebessert und man kann die Version nun über die Spieleinstellungen wählen.

Auch die enthaltenen Versionen von „Metal Gear Solid 2“ und „Metal Gear Solid 3“, bei denen es sich um 1:1 Umsetzungen der HD Collection von 2011, veröffentlicht auf Xbox 360 und PS3, ohne inhaltliche Anpassung handelte, haben ein Update erfahren. So hat man nicht nur die Performance auf solide 60fps verbessert und im Gegensatz zur Erstveröffentlichung die Grafik optimiert, sondern auch Glättungsoptionen, Spielbildschirmeinstellungen (Standard, Pixel Perfect, 16:9) und Optionen für Scanlines eingebaut. Ich bin zwar persönlich kein Fan von Scanlines, da sie das Bild zu sehr abdunkeln, aber wem es gefällt, der findet nun bestimmt die passende Einstellung in Kombination mit den anderen Filtern. Es ist schön, dass Konami die Kritik ernst genommen und nachgebessert hat. Es sollen sich in Zukunft weitere Updates folgen.

Insgesamt muss man Konami wirklich ein dickes Lob aussprechen, denn die Nachbesserungen haben fast alle Kritikpunkte ausgemerzt. Selbstverständlich muss man eingestehen, dass immer noch Spiele der Reihe fehlen, die voraussichtlich mit einer Vol. 2 nachgeliefert werden. So vermisse ich persönlich wirklich das Remake von „Metal Gear Solid“, das seinerzeit als „Twin Snakes“ exklusiv auf dem Nintendo GameCube erschienen ist und heute ziemlich stark im Preis gestiegen ist, aber auch den PSP-Ableger „Peace Walker“. Wir können also gespannt sein was die Zukunft noch so bringt. Allerdings ist das Gesamtbild durch diverse Updates, ausgemerzte Fehler und einen insgesamt gesunkenen Preis für die Sammlung sehr viel besser, als noch zum ursprünglichen Release. Wer zwar interessiert ist, aber bisher noch nicht bei der Sammlung zugegriffen hat kann das eventuell jetzt in Angriff nehmen. Die Optimierungen und Updates stehen übrigens auch für alle anderen Versionen zur Verfügung!
Entwickler: Konami
Publisher: Konami
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
MO@02.05.2024
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