Man kann es fast nicht anders sagen, aber “Indiana Jones’ Greatest Adventures” für das SNES ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Filmreihe in ein Videospiel umwandeln kann. Damit ist eines der wenigen Spiele, die also nicht in das Lager „Lizenzgurke“ passen, von denen es leider viel zu viele gibt. Das Spiel bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus Action und Plattforming, die die Spieler direkt in die Abenteuer des berühmten Archäologen eintauchen lässt.

“Indiana Jones’ Greatest Adventures” wurde von niemand geringerem als Factor 5, damals eines der deutschen Vorzeigeentwicklerstudios, die sich unter anderem mit der Turrican-Reihe auch international einen Namen gemacht haben, entwickelt und von LucasArts veröffentlicht. Es ist ein Action-Plattformer, der den Spieler durch die ikonischen Szenen aller drei Filme der Originaltrilogie (über die anderen Filme reden wir besser nicht) führt.

Im Vergleich zu den ebenfalls von LucasArts veröffentlichten “Super Star Wars”-Spielen für das SNES, nutzt “Indiana Jones’ Greatest Adventures” dieselbe Engine und bietet ein ähnliches Gameplay-Erlebnis. Beide Spielreihen zeichnen sich durch ihre treue Umsetzung der Filmvorlagen und ihre herausfordernden Level aus. Während die “Super Star Wars”-Spiele den Spieler durch die ikonischen Momente der Star Wars-Saga führen, erlebt man bei “Indiana Jones’ Greatest Adventures” die Höhepunkte aller drei Indiana Jones-Filme: Von der Flucht vor dem riesigen Felsbrocken im Chachapoyan Tempel , der Szene, in denen wir mit Hilfe eines Rettungsboots aus einem abstürzenden Flugzeug entkommen, bis hin zur gefährlichen Verfolgungsjagd in den Minenwagen – dieses Spiel lässt die Herzen der Fans höher schlagen.

Das Spiel zeichnet sich durch seine abwechslungsreichen Level aus, die nicht nur klassische Plattform-Action bieten, sondern auch mit dem berühmten Mode 7-Effekt des SNES experimentieren, die eine beeindruckende Tiefe und Dynamik in das Spielgeschehen bringen. So werden einige Abschnitte in einer pseudo-3D-Perspektive dargestellt, was für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung war. “Indiana Jones’ Greatest Adventures” folgt diesem Konzept und erweitert es um Elemente, die spezifisch für die Indiana Jones-Filme sind, wie z.B. die Verwendung der Peitsche und die Erkundung von antiken Tempeln

Die Grafik des Spiels ist für die 16-Bit-Ära beeindruckend und fängt den Geist der Filme gut ein. Der Soundtrack, der direkt aus den Filmen stammt, verstärkt das immersive Erlebnis und es gibt sogar ein paar digitalisierte Sprachsamples von Harrison Ford, der am Anfang jedes Levels „Let’s go“ sagt. Die Steuerung ist präzise, was für das Überwinden der zahlreichen Fallen und Hindernisse, die Indy auf seinem Weg begegnen, unerlässlich ist.

Trotz der positiven Aspekte ist das Spiel nicht ohne seine Herausforderungen. Die Schwierigkeit ist stellenweise recht hoch, was zu einem frustrierenden Erlebnis führen kann, wenn man nicht vorsichtig ist. Fans der Super Star Wars-Reihe sind das zwar gewohnt und im Direktvergleich ist der allgemeine Schwierigkeitsgrad für mein Gefühl sogar etwas niedriger, aber es gibt leider unangenehme Spitzen. So finden wir uns gleich im zweiten Level in der ikonischen Felsbrocken-Szene wieder, die von uns verlangt vor dem Felsbrocken zu entkommen, während wir gleichzeitig plötzlich aufkommender Hindernisse auszuweichen, was alles andere als einfach ist, zumal uns der Felsbrocken dazu zwingt fast immer direkt am rechten Bildschirmrand zu rennen…

Hier wäre es aber durchaus schön gewesen, wenn man die Möglichkeit hätte, da das Spiel alle drei Filme der ursprünglichen Trilogie beinhaltet, den Film auszuwählen. Das ist allerdings nicht der Fall, die Filme laufen im Spiel chronologisch ab und erst wenn wir Raiders abgeschlossen haben startet Temple of Doom, auch wenn die Reihenfolge zeitlich gesehen andersrum ist und als letztes spielt man die Levels aus Last Crusade. Zwar kann man sich mit Passwörtern behelfen, aber es gibt wahrscheinlich viele Spiele, die nie in den Genuss der Levels aus Teil 2 oder 3 gekommen sind, da die Leben und Continues vorher bereits aufgebraucht waren.

Insgesamt hatte ich aber dennoch immens viel Spaß mit dem Spiel. Die Formel der Super Star Wars-Spiele passt perfekt auf die Indy-Reihe und man hätte getrost auch eine eigene Spiele-Trilogie daraus machen können und auch ein paar Experimente mit anderen Charakteren einbauen können, um der Geschichte der Filme auf diese Weise noch eine neue Facette zu geben. Doch leider wurde daraus nichts, ebenso wenig wie aus der geplanten Mega Drive-Version, die zwar angeblich komplett fertig war, aber trotzdem nie veröffentlicht wurde. Vielleicht hat jemand dazu weitere Hintergrundinformationen, dann lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen! “Indiana Jones’ Greatest Adventures” mag zwar nicht die gleiche Bekanntheit wie andere Titel der Ära genießen, aber es bleibt ein mehr als solides Spiel, das sowohl Fans des Franchise als auch Liebhaber von Retro-Plattformern ansprechen wird. Es ist ein Spiel, das zeigt, dass Lizenzspiele durchaus Qualität liefern können, wenn sie mit Sorgfalt und Respekt vor der Vorlage entwickelt werden.
Entwickler: Factor 5
Publisher: LucasArts
Erhältlich auf: SNES
NB@23.05.2024
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