Als Fan von vieler Art von Spielen, habe ich meine Spiele auch gerne auf Reisen dabei und was eignet sich dafür besser als ein Handheld. Sei es die Nintendo Switch, die sowohl als klassische Konsole, aber auch als Handheld funktioniert, das Steam Deck als PC im Taschenformat, oder auch die PlayStation Portal für PS5 on the Go, doch besonders für Retrospiele greife ich gerne zu Emulationskonsolen. Handelte es sich früher ausschließlich um billig zusammengeschusterte Elektronik, gegen die ein Tiger Handheld aus den 80er wie High End wirkte, gibt es die Handhelds heute in vielen unterschiedlichen Güteklassen und Preissegmenten von 5 bis 500 Euro. Und da ich selbst gerne neue Handhelds ausprobiere, Teile ich diese Erfahrungen gerne mit euch…


Den Anfang macht das Flaggschiff der günstigen Handhelds, da sich aber technisch nicht vor sehr viel hochpreisigeren Exemplaren verstecken muss, der R36S. Wie bei vielen China Handhelds verzichtet man auf jegliche Herstellerangaben, wahrscheinlich um Klagen zu erschweren oder das Gerät mit wenig Aufwand in wenigen Tagen leicht verändert unter einem anderen Namen zu vertreiben.

Der R36S wird in einer schlichten, aber funktionalen Verpackung geliefert, die das Gerät lediglich als „Game Console“ bewirbt, aber alles Notwendige enthält, um sofort loszulegen. Es muss nicht mehr eingerichtet werden, ist bereits ausreichend geladen und muss zu Spielen lediglich aus der Packung genommen werden. Neben der Konsole selbst befindet sich ein ziemlich kurzes USB-A zu USB-C Ladekabel im Lieferumfang, das eine schnelle und effiziente Aufladung des Geräts ermöglicht. Ein kompaktes Benutzerhandbuch ist ebenfalls beigelegt, das die grundlegenden Funktionen und Einstellungen erklärt, um den Einstieg zu erleichtern. Abgerundet wird der Lieferumfang mit einer Displayschutzfolie, die zwar kein Panzerglas ist, aber das Display von den gröbsten Schäden bewahrt.

Die Abmessungen des R36S Handhelds sind 130 mm x 83 mm x 20,8 mm. Es wiegt etwa 188g und ist damit von Gewicht und Maßen in etwa mit einem Gameboy Color vergleichbar, nur um ein vielfaches leistungsfähiger. An der Vorderseite hat er neben dem klassischen Steuerkreuz, vier Aktionstasten (B, A, Y, X), drei Funktionstasten (Start, Select, FN), einen mittig angebrachten Lautsprecher und sogar zwei Analogsticks, die für die neueren Plattformen durchaus von Vorteil sind. Auf der Rückseite befindet sich ganze vier Schultertasten, obwohl man zugeben muss, dass diese nicht nur übermäßig laut beim Klicken sind, sondern auch etwas ungelenk zum Drücken angebracht sind. Abseits davon gehen die Tasten und das D-Pad wirklich in Ordnung und die Analogsticks sind wahrscheinlich die gleichen, die bei der Switch zum Einsatz kommen. Einzig auffällig ist, dass der FN-Knopf über das mitgelieferte Betriebssystem ohne Funktion ist und gesondert konfiguriert werden muss

Die Verpackung legt den Fokus auf technische Spezifikationen und die unterstützen Systeme und von dieser Seite überzeugt der R36S auf jeden Fall. Der 3,5 Zoll große IPS-Bildschirm bietet eine Auflösung von 640 x 480 Pixeln, was für eine klare und scharfe Darstellung der Spiele sorgt. Im Inneren der Konsole arbeitet ein Rockchip RK3326 Quad-Core-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 1,5 GHz, der für die nötige Leistung sorgt. Unterstützt wird der Prozessor von einer Mali-G31 GPU, die für flüssige Grafiken sorgt. Die Konsole verfügt über 1 GB DDR3 RAM, was für die meisten Emulationen ausreichend ist und unterstützt MicroSD-Karten bis zu 256 GB, die für Betriebssystem und Spiele notwendig ist. Standardmäßig kommt die Konsole entweder mit einer 64 oder 128GB Karte, worauf wir aber noch gesondert eingehen werden.

Der 3200 mAh Li-Ionen-Akku bietet eine wirklich solide Laufzeit von bis zu 6 Stunden, wobei unter realistischen Bedingungen eher 4-5 Stunden erreicht werden. Angeblich soll es auch Modelle geben, die stattdessen einen 3500 mAh Li-Ionen Akku verbaut haben, damit verlängert sich die Laufzeit um etwa 1 Stunde. Das Betriebssystem der Wahl ist ein Linux-basiertes ArkOS, ein Open Source-System, das durch seine Benutzerfreundlichkeit und Stabilität punktet. Es handelt sich zwar um eine eher veraltete Version, die sich aber im Bedarfsfall problemlos updaten lässt. Als Frontend für die Verwaltung der Spiele und Auswahl der Emulatoren kommt Emulation Station zum Einsatz, das unter anderem auch bei den meisten Raspberry Pi Retro Konsolen verwendet wird. An Anschlüssen bietet der R36S zwei USB-C Ports, einen zum Laden und einen zum Anschluss von Peripherie, wie beispielsweise Maus, Tastatur oder WLAN-Dongle, eine 3,5mm Kopfhörerbuchse und zwei MicroSD-Slots, einen links und einen rechts. Der rechte Slot kann für Betriebssystem und Spiele genutzt werden und der linke Slot kann optional für weitere Spiele genutzt werden.

Die mitgelieferte Speicherkarte ist so eine Sache, nicht nur sind diese Karten von derart minderer Qualität, dass sie am meist binnen weniger Tage den Geist aufgeben und gegen eine hochwertige Karte getauscht werden sollten, sondern enthalten sie auch zig tausend ROMs, die mit 99,99%-tiger Wahrscheinlichkeit nicht von den Rechteinhabern freigegeben wurden. Es handelt sich also um Raubkopien, die aus unbekannten Quellen stammen und damit sogar ein Sicherheitsrisiko sein können. So würde ich jedem empfehlen eine saubere Speicherkarte zu verwenden, über GitHub die neueste Version von ArkOS für den R36S aufzuspielen und eigene ROMs zu verwenden, denn nur damit ist man auf der sicheren Seite, zumal eine neue Version des Betriebssystems sogar ein nerviges Problem mit dem Stock OS behebt, dass der FN-Knopf der Konsole, der beispielsweise verwendet wird um zu Speichern oder zu Laden, Out of the Box keinerlei Funktion hat, sondern man ist auch legal unterwegs. Wenn euch eine detaillierte Beschreibung der Einrichtung interessieren würde, lasst es mich gerne wissen!

Laut den Inseraten bei AliExpress, Amazon, sowie der Box des Handhelds, unterstützt der R36S im Grunde alle gängigen Konsolen von Atari, NES, SNES, Mega Drive bis hin zu PS1, Dreamcast und PSP. Für alle diese Systeme sind auch ROMs auf der mitgelieferten Speicherkarte vorhanden, aber nicht alle Plattformen laufen gleich gut. So ist es zwar wenig verwunderlich, dass alles zeitlich vor dem Nintendo 64 erschienene die kleine Konsole nicht einmal ins schwitzen bringt. Bei N64, PS1, Dreamcast und besonders PSP gibt es aber massive Qualitätsunterschiede, die von Spiel zu Spiel variieren können. So gibt es Spiele, wie beispielsweise „Super Mario 64“ oder „Resident Evil“, die absolut gut spielbar sind, aber andere wie „God of War: Chains of Olympus“ oder „GTA: Vice City Stories“, die nicht nur massive Probleme mit Bild und Ton haben, sondern bei denen die Framerate auch nah am einstelligen Bereich kratzt.

Insgesamt muss man die Leistung aber durchaus in Relation zum Preis sehen und ggf. die persönlichen Präferenzen mit einbeziehen. Die Konsole kostet oftmals unter 30 Euro inkl. Versand aus China und bietet dafür eine ganze Menge. Wer vornehmlich N64 und jünger emulieren möchte wird damit zwar nicht unbedingt glücklich werden, doch wer eher klassische Konsolen spielen möchte, kann kaum ein besseres Preis-Leistungsverhältnis finden. Gerade mit einer hochwertigeren Speicherkarte und einem Update auf eine neuere ArkOS-Version bleiben fast keine Wünsche offen, wenn man sich für Retro Gaming unterwegs interessiert!
NB@11.02.2025
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