Das Spiel „Journey to the Savage Planet“ war für mich damals eine ziemliche Überraschung, das durch grelle Farben, bizarren Charme und zynischen Humor überzeugte. Das Erlebnis war zwar im Vergleich zu ähnlichen spielen eher komprimiert, bot aber sehr viel Potential. Umso trauriger war es, dass beim Studio hinter dem Spiel, Typhoon Studios, nur zwei Jahre nach der Übernahme durch Google und Einsatz ausschließlich für Google Stadia, für immer die Lichter ausgingen. Journey war zwar damals nicht Teil des Deals mit Google, weswegen das Spiel Multiplattform erschienen ist, jedoch half das zunächst nichts, bei einem nicht mehr existenten Studio…

(c) Raccoon Logic

Wie der Phönix aus der Asche haben sich die ehemaligen Typhoon Studios-Mitarbeiter zu einem neuen Studio zusammengeschlossen, die Rechte am Spiel und der Marke gesichert und nunmehr ihre Fortsetzung unter dem Titel „Revenge of the Savage Planet“ veröffentlicht. Man greift dafür auf die sehr solide Grundlage zurück und entwickelt sie weiter. Das Genre lässt sich am besten als Sci-Fi-Adventure mit einem starken Fokus auf Erkundung, Plattforming und satirischem Humor beschreiben. Während der erste Teil noch aus der Ego-Perspektive gespielt wurde, verlagert sich die Perspektive nun in die Third-Person-Sicht, was das Spielgefühl grundlegend verändert und erweitert.

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Die Handlung setzt unmittelbar nach den Ereignissen des Vorgängers an. Der Spieler schlüpft erneut in die Haut des namenlosen Weltraumpioniers, der im Vorgänger auf einem fremden Planeten ausgesetzt wurde, um die dortige Flora und Fauna für das intergalaktische Unternehmen Kindred Technologies zu katalogisieren. Doch nun ist alles anders: Der Konzern wurde zerschlagen, unser Held wurde entlassen und strandet auf einem neuen Planeten – verlassen, verbittert und getrieben vom Wunsch nach Rache. Hinter der bunten Fassade des Spiels verbirgt sich eine bissige Satire auf neoliberale Ausbeutung, sinnbefreite Produktivität, die Übermacht gesichtsloser Megakonzerne und auch mehr als deutliche Kritik an den Ereignissen im echten Leben, die das Studio erfahren musste.

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Die Antagonisten sind die Anzugträger von Alta Interglobal, insbesondere ihr CEO Gunther Harrison, dessen überzogene Motivationen und arrogantes Auftreten stark an klassische Bösewichte aus 80er-Jahre-Actionfilmen erinnern. Die Welt – oder besser gesagt: die Welten – in denen sich die Handlung entfaltet, erinnern an eine Kreuzung aus dem psychedelischen Design eines „No Man’s Sky“, der bizarren Ästhetik von „Oddworld“ und dem Anarcho-Humor wie von „Earthworm Jim“. Jede der vier erkundbaren Welten besitzt eine eigene Biomechanik, Tierwelt und rätselhafte Hinterlassenschaften ausgestorbener Alien-Zivilisationen, die das Gefühl einer verlorenen, geheimnisvollen Galaxie vermitteln.

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Spielmechanisch orientiert sich das Spiel stark an klassischen 3D-Plattformern, kombiniert mit modernen Erkundungsspielen. Das neue Third-Person-System erlaubt komplexere Bewegungen und ein präziseres Plattforming. Besonders gelungen ist die Integration der neuen Tools: Ein multifunktionaler Greifhaken erlaubt schnelle Ortswechsel, das Jetpack ermöglicht sowohl vertikale Fortbewegung als auch das präzise Navigieren durch Hindernisparcours. Der neue Gleiter, eine Art faltbares Luftsegel, verleiht dem Spiel eine angenehme vertikale Freiheit. Spielerisch besonders frisch wirken das Lasso, mit dem man Kreaturen einfängt oder Rätsel löst, sowie die sogenannte „Dive Bomb“-Attacke, bei der man sich dramatisch aus der Luft auf den Boden stürzt – nützlich, um brüchige Oberflächen zu zertrümmern oder Gruppen von Gegnern auszuschalten.

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Das Kampfsystem bleibt hingegen rudimentär, ist aber auch keineswegs der Fokus des Spiels, sondern eher ein Zusatz: Mit einer improvisierten Plasmakanone und einigen Gadgets bekämpft man einfallsreiche, aber nicht allzu gefährliche Kreaturen. Der Reiz liegt weniger in komplexen Kämpfen, sondern in der Kombination aus Erforschung, Bewegung und dem Entdecken abgedrehter Geheimnisse. Der Schwierigkeitsgrad ist daher eher niedrig bis ausgewogen – selten wirklich fordernd, aber bleibt dennoch stets motivierend. Für zusätzliche Herausforderung sorgt ein optionaler „Permadeath-Modus“ für Veteranen.

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Visuell ist „Revenge of the Savage Planet“ eine wahre Farbenexplosion: grelle Lichter, leuchtende Pilze, durchsichtige Lebewesen und surreal anmutende Architektur dominieren die Landschaft. Der Grafikstil erinnert an klassische Zeichentrickserien der 80er und 90er Jahre – grell, überdreht, aber mit technischer Raffinesse. Auf dem PC läuft das Spiel mit stabilen 60 FPS bei 4K-Auflösung, während die von mir getestete PS5-Version aufgeteilt in Performance- und Qualitätsmodus zwar ähnliche Werte erreicht, aber aktuell noch mit kleinen Schwächen kämpft: gelegentliche Framerate-Einbrüche, längere Ladezeiten und seltene Grafikbugs trüben das Gesamtbild auf Sonys Konsole etwas, sind aber keineswegs so störend, dass sie einen nachhaltigen Einfluss auf den Spielspaß hätten. Dennoch bleibt die künstlerische Gestaltung ein klarer Pluspunkt.

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Die Soundkulisse ist ebenso liebevoll gestaltet wie das visuelle Design: Der Soundtrack mischt Synthesizer-Klänge mit übersteuerten Gameshow-Sounds, begleitet von absurden Werbejingles und Zwischensequenzen, die teils im VHS-Look gehalten sind. Die Sprecher – allen voran der überdrehte Bordcomputer E.K.O. – liefern eine amüsante, fast sarkastische Performance, die immer wieder zum Schmunzeln einlädt und mich persönlich fast an GLaDOS aus Portal oder Claptrap aus Borderlands erinnert hat.

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Im direkten Vergleich zum Originalspiel fallen mehrere Unterschiede ins Auge: Während „Journey to the Savage Planet“ sich stärker auf das Einzelspieler-Erlebnis konzentrierte, legt der neue Teil großen Wert auf Koop-Funktionen. Zwei Spieler können nun gemeinsam durch die Welten reisen, Rätsel lösen und Kämpfe bestreiten. Die Third-Person-Sicht bringt zusätzliche Dynamik ins Gameplay, und die neue Ausrüstung erhöht das Tempo und die Vielfalt. Die Grundidee – das humorvoll-satirische Erkunden einer fremden Welt – bleibt hingegen erhalten und wird gezielt weiterentwickelt.

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Hinter dem Spiel steht das Studio Raccoon Logic, das aus den Überresten von Typhoon Studios hervorging, nachdem Google Stadia 2021 seine Gamesparte einstellte. Die Entwickler erwarben die Rechte an der Marke zurück und finanzierten „Revenge of the Savage Planet“ zunächst über kleinere Investoren, bevor sich 505 Games zeitweise als Publisher einklinkte. Später übernahm Raccoon Logic selbst die Veröffentlichung, um mehr kreative Freiheit zu behalten. Zum Team gehören mehrere Veteranen der Branche, die unter anderem an „Far Cry 4“ und der Assassin’s Creed-Reihe gearbeitet haben – Erfahrung, die sich in Levelstruktur und Erkundungsdesign spürbar niederschlägt.

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Insgesamt ist „Revenge of the Savage Planet“ ein sehr exzentrisches, cleveres Sci-Fi-Abenteuer, das mit Humor, fantasievollen Welten und kreativen Bewegungsmechaniken punktet. Es richtet sich vor allem an Spieler, die Spaß an Erkundung und abseitigem Humor haben, ohne dabei auf actionlastige Kämpfe zu setzen. Besonders gefallen hat mir persönlich, dass man dieses Mal nicht zwangsläufig alleine unterwegs sein muss. So kommen auch Koop-Spieler auf ihre Kosten, und Fans des ersten Teils werden viele kleine Anspielungen und Rückgriffe entdecken. Trotz kleinerer technischer Mängel auf der PS5 lohnt sich ein Blick für alle, die das All lieber mit einem Augenzwinkern als mit epischem Ernst durchqueren möchten.

Entwickler: Raccoon Logic

Publisher: Raccoon Logic

Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox Series X/S

Getestet auf: PS5

NB@27.05.2025

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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!

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