Nach dem herausrsgen „Stray“ war es nur eine Frage der Zeit, bis wir ein weiteres „Katzenspiel“ bekommen, das nicht ausdrücklich an Kinder gerichtet ist. Nachdem „Copycat“ bereits letztes Jahr auf dem PC gelandet ist, ist es nun auch auf Konsolen gelandet. Das Spiel entführt den Spieler in eine Welt, die gleichermaßen nostalgisch wie ergreifend ist. Bereits bei den ersten Momenten erfährt man, dass es sich hierbei um mehr als ein simples Katzenspiel handelt – es ist ein emotionales Erlebnis, das tief in die Gefühle seiner Figuren und Spieler eintaucht. Die Frage ist nur, ob sich das Warten auf der Konsole gelohnt hat, oder nicht…

Die Handlung des Spiels dreht sich um eine ungewöhnliche Beziehung zwischen einer älteren Dame und einer adoptierten Katze. Man schlüpft in die Rolle von Dawn, einer Katze, die nicht nur zufällig in das Leben der etwas einsamen Olive tritt, sondern auch eine schmerzhafte Vergangenheit mit sich bringt. Olive besucht ein Tierheim, um sich einen neuen Gefährten zu suchen, nachdem sie den Verlust ihrer ursprünglichen Katze, die ebenfalls Dawn hieß, tief verkraften musste. Das Spiel beginnt mit einer zarten Sequenz, in der Olive im Tierheim verschiedene Katzen begutachtet. Die Entscheidung fällt schweren Herzens auf Dawn, eine alte, eigenwillige Katzendame, die initial eher ablehnend reagiert, sobald man sich ihr zu sehr nähert.

Schnell wird klar, dass Dawn nicht einfach nur ein Haustier sein will – sie trägt einen komplexen inneren Konflikt in sich, der ihr Verhalten bestimmt. Während sich im Verlauf der Handlung subtile und doch kraftvolle Parallelen zu bekannten Filmen und Spielen, die die Themen von Verlust, Einsamkeit und der Suche nach Verbundenheit behandeln, ziehen, entwickelt sich die Geschichte zu einer bittersüßen Erzählung über das Überwinden von Traumata und den Mut, wieder Vertrauen zu fassen. Diese emotionale Tiefe erinnert an Klassiker des Genres, die uns an vergangene Zeiten und geliebte Erinnerungen erinnern, und lässt gleichzeitig auf neue Impulse hoffen.

Im Kern des Gameplays lässt sich am ehesten mit dem Adventure-Genre vergleichen. Der Spieler steuert Dawn durch verschiedene häusliche und externe Umgebungen, wobei die Steuerung intuitiv und leicht zugänglich ist – ideal für alle, die sich jedoch auch an einer präzisen und responsiven Kontrolle erfreuen wollen. Das Spiel kombiniert Elemente wie das Erkunden von Räumen, das Lösen von kleinen Rätseln und das Treffen von Entscheidungen, die den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflussen. Besonders auffällig ist die Möglichkeit, dass Dawn sich zwischen jeweils zwei Handlungsmöglichkeiten entscheiden kann.

Allerdings bleibt das Wahlangebot, so prägnant es auch gemeint ist, oftmals negativ behaftet; so merkt man schnell, dass beide Optionen ihre Tücken mit sich bringen. Dies trägt zu einem Gefühl der Ohnmacht bei, das aber auch als Spiegelbild von Dawns inneren Konflikten interpretiert werden kann. Im Vergleich zu anderen Titeln des Genres, wie zum Beispiel dem bereits erwähnten „Stray“, ist das Gameplay von „Copycat“ weniger linear und bietet mehr narrative Freiheit, wenngleich es gleichzeitig mit technischen Einschränkungen zu kämpfen hat.

Die Steuerung fühlt sich zwar, vor allem in den häuslichen Szenarien, intuitiv an, doch in den Traumsequenzen und dem erweiterten Außenbereich kommt es gelegentlich zu unsichtbaren Barrieren, die den Spielfluss stören und auch zu gelegentlichen technischen Abstürzen führen. Diese kleinen, jedoch bedeutsamen Schwächen machen das Spiel zu einer Mischung aus vielversprechenden Ideen und noch reifenden Umsetzungen.

Die grafische Präsentation des Spiels ist ein weiterer zentraler Bestandteil des Erlebnisses. Die Entwickler haben sich für einen kantigen, teils fast schon nostalgischen visuellen Stil entschieden, der an ältere handgezeichnete Animationsfilme erinnert. Die Charaktermodelle und Umgebungen wirken bewusst stilisiert und nicht hyperrealistisch, was dem Spiel eine besondere Atmosphäre verleiht. Diese Bildsprache passt perfekt zur melancholischen und zugleich optimistischen Erzählweise des Spiels.

Während in der häuslichen Umgebung weiche Farben und gedämpfte Lichtverhältnisse dominieren, werden in den Traumsequenzen mit kräftigen Farben und surrealen Bildern ganz andere Emotionen geweckt. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Filmsequenzen im Spiel eingesetzt werden, um die innere Welt von Dawn zu visualisieren – hier wird deutlich, dass das Spiel weit mehr zu bieten hat als nur vorprogrammierte Animationen. Der Soundtrack unterstützt diese visuelle Vielfalt eindrucksvoll: Von sanften, melancholischen Klängen im Alltag bis hin zu dramatischen orchestralen Einlagen in den entscheidenden Momenten der Handlung schwingt immer ein Gefühl von Nostalgie und Selbstfindung mit.

Ein Blick hinter die Kulissen offenbart, dass die Entstehung des Spiels eng mit der Philosophie des kleinen Entwicklerteams verbunden ist. Das Debütspiel des Entwicklerduos Spoonful of Wonder zeigt, dass hier nicht nur auf technische Finessen geachtet wurde, sondern auch auf die emotionale Ansprache und Thematik. Die enge Verbindung zwischen Entwickler und Spieler spiegelt sich in der detailreichen Umsetzung und der bewussten Entscheidung wider, Themen wie Verlust, Einsamkeit und den Wert echter Bindungen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die emotionale Tiefe, die nostalgische Anspielung auf vergangene Zeiten und der einzigartige Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen werden durch die liebevoll gestalteten visuellen und akustischen Untermalungen perfekt unterstützt. Für Liebhaber narrativer Spiele, die auch Freude an experimentellen und zugleich gefühlvoll umgesetzten Geschichten haben, ist dieses Spiel klar zu empfehlen.

Insgesamt bietet „Copycat“ ein Spielerlebnis, das emotional berührt und durch seine ungewöhnliche Herangehensweise an die Erzählung von Verlust, Identität und Wiederfindung besticht. Die Entscheidung, als Spieler in die Rolle einer Katze zu schlüpfen und dabei zwischen scheinbar einfachen, jedoch schwerwiegenden Entscheidungen zu navigieren, fordert nicht nur die Geschicklichkeit, sondern auch das Gefühl für zwischenmenschliche Nuancen heraus. Die technische Umsetzung, insbesondere hinsichtlich Grafik und Sound, erhält durch den künstlerischen Stil des Spiels einen charmanten Retro-Faktor, der den modernen Ansprüchen gerecht wird – selbst wenn es an manchen Stellen zu kleinen technischen Stolpersteinen kommt. Wer auf der Suche nach einem Spiel ist, das mehr bietet als gaukelnde Action oder rein visuelle Effekte, der wird an „Copycat“ viel Freude finden. Mit viel Herzblut umgesetzt, schafft es das Spiel, den Spagat zwischen reiner Unterhaltung und tiefgründigem Storytelling zu meistern und somit einen Nerv bei denen zu treffen, die das Unkonventionelle schätzen.
Entwickler: Spoonful of Wonder
Publisher: Spoonful of Wonder
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
Getestet auf: Xbox Series X
NB@01.07.2025
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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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