Manchmal braucht es keine epischen Weltenretter oder Adrenalin-getränkten Bosskämpfe, um stundenlang vor dem Bildschirm zu verweilen. Es reicht ein ruhiger Sonnenuntergang über einem Feld, das erste Wachstum zarter Setzlinge oder ein herzliches Gespräch mit einem pixeligen Nachbarn. In genau solchen Momenten entfaltet ein Cozy Game seinen Zauber – Spiele, die nicht durch Hektik, sondern durch Atmosphäre, Entschleunigung und persönliche Verbindung begeistern. Cozy Games sind oft hybrid: Sie vereinen Farming, Crafting, soziale Beziehungen und leichte Rollenspielelemente. Das Ziel? Nicht das Besiegen eines Endgegners, sondern das Erschaffen eines Zuhauses – im Spiel und manchmal auch im Herzen.

Mit „Rune Factory: Guardians of Azuma“ erscheint nun ein Titel, der dieses Gefühl aufgreift und in ein neues Kapitel einer traditionsreichen Serie überführt. Wer sich in „Stardew Valley“, „Animal Crossing“ oder dem charmanten „Harvest Moon“ zu Hause fühlte, dürfte sich in Azuma schnell wieder verlieren – in der besten Bedeutung des Wortes…

In „Guardians of Azuma“ stürzt man als spielbarer Held – wahlweise Subaru oder Kaguya, respektive der männliche oder weibliche Protagonist – nach einem Absturz in das Dorf Frühling und verliert sein Gedächtnis. Es stellt sich heraus, dass man ein „Earth Dancer“ ist, ausgestattet mit einem Sacred Treasure (z. B. Trommel), der Welt von einem zerstörerischen Fluch beseitigen muss: der „Celestial Collapse“ hat die Region Azuma mit fünf saisonal inspirierten Dörfern in Chaos gestürzt. Man begegnet einer mysteriösen Frau und einem weißen Drachen, während man sich neuen Verbündeten, Dorfbewohnern und Götterwesen nähert. Die Welt erinnert nostalgisch an Harvest Moon- und Rune Factory-Klassiker, mit einem Hauch japanischer Folklore und schicker Animé‑Ästhetik.

Das Gameplay mischt vertraute Elemente aus früheren Teilen der Reihe mit neuen Features: Man darf Felder bestellen, Tiere halten, Monster zähmen, Gegenstände herstellen und Beziehungen mit über sechzehn NPCs aufbauen, wobei es auch mehrere mögliche Romanzen gibt. Neu ist das Dorfbau-System: man plant das Layout und baut Gebäude, um Bewohner anzuziehen. Unterstützt wird man von Elementargeistern, die sowohl im Kampf als auch bei landwirtschaftlichen Aufgaben helfen. Die Steuerung fühlt sich präzise an; auf der Switch 2 gibt es zusätzlich Unterstützung für die Joy‑Con-Mausfunktion beim Dorfbau, was mehr Genauigkeit erlaubt und damit schon fast an Strategiespiele vom PC erinnert.

Der Schwierigkeitsgrad skaliert angenehm – die Kämpfe sind zugänglich, die Dungeons überschaubar, aber dennoch nicht zu leicht und stellenweise sogar fordernd. Wer eine Herausforderung sucht, muss strategisch vorgehen. Im Vergleich zu anderen Genrevertretern wie „Story of Seasons“ oder „Fantasy Life“ ist das Kampfsystem actionreicher, während der Fokus auf Landwirtschaft vergleichsweise reduziert ist. Für Fans der Serie ist die Balance zwischen Farming, Dungeons und Sozialleben wahrscheinlich durchaus bekannt, doch wer noch keine Berührungspunkte mit der Reihe hatte, sollte sich bewusst sein, dass beispielsweise Farming nicht der Hauptfokus ist.

Grafisch setzt das Spiel auf Cell‑shading‑Stil mit klaren Farben und liebevollen Details, was der japanisch inspirierten Umgebung gut steht. Auf der Switch 2 läuft das Spiel in höherer Auflösung mit flüssigeren Bildraten, deutlich stabiler als auf der ersten Switch, welche gelegentlich bei großen Gruppen oder Animationen stärker ruckelte oder Pop‑ins zeigte. Soundtrack und Sprecher‑Performance überzeugen mit atmosphärischer Musik und voll vertonten Dialogen, besonders intensiver in den Beziehungen mit Charakteren und Guardian Spirits.

Entwickler ist Marvelous, der langjährige Schöpfer der Rune Factory-Serie. Das Projekt begann kurz nach „Rune Factory 5“, wurde erstmals 2023 unter dem Codenamen „Project Dragon“ angekündigt und dann im April 2025 nochmals verschoben, um mit dem Start der Switch 2 synchron veröffentlicht zu werden. Publisher ist ebenfalls Marvelous, die weltweit als Marvelous USA / Marvelous Games auftreten, gemeinsam mit XSEED für die westlichen Märkte.

Insgesamt bietet „Rune Factory: Guardians of Azuma“ auf der Switch 2 ein nahezu reibungsloses, stimmiges und hübsch anzusehendes Gameplay-Erlebnis. Die Kombination aus Leben‑, Dorf‑ und Kampf‑Simulation ist gelungen, die Story emotional und nostalgisch mit moderner Inszenierung. Kleinere Kritikpunkte sind der relativ niedrige Schwierigkeitsgrad und weniger Betonung auf klassische Farmarbeit – dafür glänzen Dorfgestaltung und Charakterbeziehungen umso mehr. Die Zielgruppe sind Fans von Lebenssimulation und Cozy‑RPGs, die Wert auf Story und Bindung mit Charakteren legen, ebenso wie Einsteiger, die einen familienfreundlichen Einstieg suchen. Wer Freude an japanisch stilisierten Fantasy‑Welten und sozialer Interaktion hat, sollte „Guardians of Azuma“ unbedingt ausprobieren.
Entwickler: Marvelous
Publisher: Marvelous USA / XSEED
Erhältlich auf: PC, Nintendo Switch, Nintendo Switch 2
Getestet auf: Nintendo Switch 2
NB@23.07.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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