„RoboCop: Rogue City“ aus 2023 war eine wahre Offenbarung für Fans der 80er Jahre Kultfilme. Der Shooter bestach durch seine authentische Spielwelt, absolut übertriebene Gewalt und hat es sogar geschafft original RoboCop-Darsteller Peter Weller als Synchronsprecher zu gewinnen. Zwar war es in Sachen Technik und auch Gameplay wenig bis gar nicht innovativ, machte das aber mit jeder Menge Charme und Liebe zur Vorlage mehr als wieder wett. Entsprechend gefreut hatte ich mich über die Ankündigung von „RoboCop: Rogue City – Unfinished Business„, einem Stand Alone-DLC, der uns erneut in die düstere und verrohte Welt des distopischen Detroit transportiert. Das Spiel gehört zum First-Person-Shooter-Genre, kombiniert mit linearen Action-Segmenten und nostalgischem Setting, und führt die Geschichte von RoboCop: Rogue City in einer kompakten, fokussierten Form weiter.

Die Handlung knüpft direkt an die Ereignisse des Vorgängers an. Der „New Guy in Town“ ist besiegt, die Straßen von Old Detroit sind jedoch noch immer in den Händen skrupelloser Banden und korrupter Machenschaften. Mega-Konzern OCP versucht, durch den Bau des monumentalen OmniTower ein Prestigeprojekt inmitten der zerfallenden Stadt zu errichten. Das Gebäude soll eigentlich Obdachlose und Vertriebene aufnehmen, stattdessen wird es von schwer bewaffneten Söldnertruppen besetzt. Sie machen aus dem Hochhaus eine Festung, in der Gesetzlosigkeit regiert. Eigentlich ist das Gebäude nicht einmal innerhalb der Jurisdiktion der Polizei, doch RoboCop hat keine Wahl. Nach einem brutalen Überfall auf RoboCop’s Polizeistation wurde Hardware entwendet mit denen den Verbrechern der Zugang und die Fernsteuerung auf sämtliche OCP-Technik offentstehen könnte, was auch RoboCop mit einbezieht…

RoboCop ist auf sich allein gestellt und muss sich Etage für Etage seinen Weg nach oben kämpfen, ein Szenario, das nicht nur an den Film „Dredd„ erinnert, sondern auch an alte Action Klassiker wie „Stirb Langsam“ oder an die klaustrophobische Wucht von „F.E.A.R.“. Die Geschichte gewinnt zusätzlich an Tiefe durch Flashbacks, in denen man nicht den stählernen Hüter des Gesetzes steuert, sondern Alex Murphy – den Menschen hinter der Maschine. Diese Abschnitte sind erzählerisch simpel, aber wirkungsvoll: Man sieht kurze Ausschnitte aus seinem Polizeialltag, erfährt von seinen Zweifeln und seinem moralischen Kompass.

Dadurch entsteht ein wohltuendes Gegengewicht zur kalten Brutalität, die RoboCops Existenz bestimmt. Wir als Spieler fühlen uns dafurch unweigerlich an die dramatischen Situationen erinnert, durch welche aus Alex Murphy RoboCop wurde. Abgerundet wird das durch den Zynismus der Filmreihe, in denen technologische Übermacht, urbane Verrohung und die Frage nach Menschlichkeit im Zentrum standen. Hier gelingt „Unfinished Business“ ein emotionaler Brückenschlag, den der Vorgänger nur angerissen hatte.

Das Gameplay ist spürbar straffer und actiongeladener als im Hauptspiel. Während „Rogue City“ noch versuchte, offenere Areale und investigative Elemente einzubauen, konzentriert sich die Erweiterung fast ausschließlich auf Gefechte. Es gibt zwar auch eine paar offenere Bereiche und optionale Untersuchungen als Nebenquest, aber diese sind eindeutig nur zur Auflockerung da und keineswegs mehr der Fokus des Polizeialltags. Im Gegensatz sind die Kämpfe das absolute Highlight des Spiels und wurden im Gegensatz zum ersten Teil massiv erweitert. Dabei trumpft sie mit einer Reihe neuer Gegnertypen auf, die das Gameplay abwechslungsreicher gestalten: Da sind die „Vanguard“-Söldner mit schweren Schilden, die RoboCop frontal blockieren, agile Jetpack-Cyborgs, die von oben attackieren, sowie samuraiartige Kämpfer mit futuristischen Katana. Diese Gegnertypen zwingen den Spieler, die gewohnten Methoden anzupassen, anstatt stumpf das ikonische Auto-9 auszupacken.

Neue Waffen unterstützen diesen Ansatz. Neben der wuchtigen Minigun, die ganze Gegnerwellen in Sekunden niederreißt, sorgt die Cryo-Cannon für taktische Möglichkeiten. Mit ihr lassen sich Gegner einfrieren, was spektakuläre Finish-Momente ermöglicht, wenn man die gefrorenen Körper mit einem gezielten Schuss zerplatzen lässt. Diese Kombination aus roher Gewalt und spielerischem Experimentieren erinnert an Klassiker wie „Unreal Tournament“ oder „Bulletstorm“, wo Übertreibung und Stil wichtiger waren als Realismus.

Ein absolutes Highlight ist die Möglichkeit, den legendären ED-209 selbst zu steuern. Dieser kolossale Zweibeiner mit Maschinengewehren ist seit jeher ein Kultobjekt des RoboCop-Universums, und ihn zu kontrollieren ist reiner Fan-Service. Zwar sind diese Sequenzen eher kurz, aber sie vermitteln ein machtvolles Gefühl, das weit über die gewohnten RoboCop-Momente hinausgeht. Man stampft durch Gegnerreihen, spürt den Rückstoß der Geschütze und erlebt, was es heißt, die Verkörperung reiner Feuerkraft zu sein. Wer die Filme kennt, wird hier mit einem breiten Grinsen vor dem Bildschirm sitzen.

Die Steuerung im Vergleich zu „Rogue City“ quasi identisch umgesetzt. RoboCop bewegt sich weiterhin schwerfällig, fast träge – doch genau das macht den Reiz aus. Man ist eben kein akrobatischer Supersoldat wie in „Doom Eternal“, sondern ein stählerner Cyborg, der mit jedem Schritt Gewicht und Autorität ausstrahlt. Diese Langsamkeit verstärkt den Eindruck, dass man eine Maschine steuert, und zwingt den Spieler, taktischer vorzugehen. Gleichzeitig sorgt die Controller-Vibration für wuchtiges Feedback, wenn die Auto-9 feuert oder wenn RoboCop einen Gegner durch die Luft schleudert. Spieler, die schnelle Beweglichkeit bevorzugen, könnten das Tempo als hinderlich empfinden, aber wer sich darauf einlässt, versteht, warum es so umgesetzt wurde.

Das Leveldesign verdient eindeutig eine besondere Erwähnung. Der OmniTower ist als Schauplatz abwechslungsreicher als man zunächst denkt. Jede Etage hat ein eigenes Thema: verlassene Wohnräume, improvisierte Waffenlabors, ein chaotisches Casino im oberen Bereich. Das Spiel nutzt die vertikale Struktur geschickt, um das Gefühl von Fortschritt und Eskalation zu erzeugen. Es gibt keine offene Welt wie im Vorgänger, sondern eine lineare Abfolge von Herausforderungen. Dadurch verliert sich „Unfinished Business“ nicht in Nebenaufgaben, sondern fokussiert sich ganz auf seinen cineastischen Kern. In gewisser Weise erinnert das an die Missionen von „Call of Duty: Modern Warfare 2“ oder ähnlichen Spielen, die eher wie inszenierte Filmsequenzen wirken, nur dass hier alles mit einem kräftigen Retro-Cyberpunk-Anstrich versehen ist.

Visuell überzeugt das Spiel abermals durch seine Retro-Ästhetik. Die Unreal Engine 5-Grafik liefert detaillierte Texturen, beeindruckende Lichtspiele und vor allem ein Gefühl für die technologische Dekadenz der 80er-Jahre-Sci-Fi-Ästhetik. Überall blinken monochrome Monitore, grellgrüne Anzeigen und metallische Strukturen, die aussehen, als wären sie direkt aus einem VHS-Film gerissen. Die Atmosphäre ist dicht und schafft es, das alte RoboCop-Flair zu modernisieren, ohne es zu verfälschen. Auf PS5 läuft das Spiel überwiegend stabil, nur gelegentlich kommt es zu Frame-Einbrüchen in besonders chaotischen Gefechten und stellenweise empfand ich die Beleuchtung als zu dunkel, aber auf jeden Fall kein Deal Breaker.

Der Soundtrack verstärkt die Stimmung gekonnt. Metallische Klänge, pulsierende Synth-Beats und dramatische Sirenen wechseln sich mit Momenten gespenstischer Stille ab. Das Sounddesign bringt die ikonischen RoboCop-Geräusche perfekt rüber – das Surren seiner Servos, das metallische Knarzen seiner Schritte, das donnernde Krachen der Auto-9. Hier wurde spürbar Wert auf Authentizität gelegt, was Fans sofort abholt. Das gilt auch für die Musik, denn man hat selbstverständlich auch den original Soundtrack von Basil Poledouris lizenziert und untermalt Schlüsselszenen damit, wobei mein persönliches Highlight nach wie vor das Hauptthema „Rock Shop“ ist.

Entwickelt wurde das Spiel erneut von Teyon, die in der Vergangenheit mit Titeln wie „Terminator: Resistance“ bewiesen haben, dass sie ein Händchen für lizenzierte Spiele mit Kultstatus besitzen. Zwar war das Studio in früheren Jahren für das schwach aufgenommene „Rambo: The Video Game“ bekannt, doch spätestens mit der RoboCop-Reihe haben sie sich rehabilitiert. Nacon übernahm erneut den Vertrieb und veröffentlichte den Titel nach dem großen Erfolg des Vorgängers, der zu den erfolgreichsten Launches in der Firmengeschichte zählte.

Das Gesamtfazit fällt positiv aus: „RoboCop Rogue City: Unfinished Business“ ist eine kurze, aber intensive Reise zurück nach Old Detroit, in der Nostalgie und rohe Action eine gelungene Symbiose eingehen. Es ist kein Spiel, das das Genre revolutioniert, und es wird nicht jeden Spieler gleichermaßen fesseln. Doch für Fans der RoboCop-Filme, für Liebhaber brachialer Shooter und für Spieler, die einen geradlinigen Actionstreifen im Spiel-Format suchen, ist es ein Fest. Es ist eines dieser Spiele, die weniger durch Innovation, sondern durch Liebe zur Vorlage glänzen – und genau darin liegt seine Stärke.

Fans des RoboCop-Universums, Shooter-Spieler mit Vorliebe für kompakte, inszenierte Action und alle, die einen nostalgischen Trip zurück in die 80er-Jahre-Sci-Fi-Atmosphäre erleben wollen, können Bedenkenlos zugreifen. Wer sich allerdings nach komplexen Rollenspiel-Mechaniken oder Open-World-Strukturen sehnt, wird hier nicht fündig. Für die richtige Zielgruppe aber ist „Unfinished Business“ ein Garant für bleibende Erinnerungen. – Wenn du also schon immer davon geträumt hast, durch ein zerstörtes Hochhaus zu patrouillieren, einen ED-209 zu steuern und dich wie ein cybernetischer Hüter des Gesetzes zu fühlen – schnapp dir das Spiel und erledige deine RoboCop-Pflicht.
Entwickler: Teyon
Publisher: Nacon
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
Getestet auf: PS5
NB@20.08.2025
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