Der Release von „Tiny Pixels Vol. 1: Ninpo Blast“ im vergangenen Jahr hat es bereits vorweggenommen, dass Eastasiasoft die Reihe plant als Franchise aufzubauen und nun ist mit „Stormy Knights“ die Fortsetzung erschienen. Wobei es sich nicht um eine direkte Fortsetzung, sondern ein eigenständiges Spiel handelt, das unter dem Label „Tiny Pixels“ herausgebracht wurde.

Das Spiel landete auf so ziemlich allem, was Tasten oder Sticks hat – PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox One und Xbox Series X|S. Wer schon beim ersten Teil schwitzige Daumen bekommen hat, weiß: das hier ist keine gemütliche Kaffeepause, sondern ein Retro-Rausch, der dir die Nostalgie mit Pixelkanten direkt ins Gesicht schlägt. Handelte es sich bei „Tiny Pixels Vol. 1“ um ein Shmup mit starkem Bullet Hell-Einfluss, geht „Tiny Pixels Vol. 2“ in eine gänzlich andere Richtung: Ein Indie-Adventure mit Roguelike-Muskeln, so kompromisslos oldschool, dass man fast das Gefühl hat, wieder vor einer flackernden Röhre zu hocken – nur eben in modernem HD, obwohl selbstverständlich diverse Retrofilter verfügbar sind, die optional dazugeschaltet werden können.

Die Story ist so minimalistisch wie ein 8-Bit-Handbuch, aber genau das macht den Charme aus. Ein Ritter mit überdimensionierten Stiefeln stapft von Europa bis Japan, um Prinzessinnen aus den Klauen von Goblins, Echsen und anderen Monstrositäten zu retten. Klingt nach einem Plot, den man auch auf einen Bierdeckel kritzeln könnte – und das ist völlig okay. Denn hier geht’s nicht um Shakespeare-Drama, sondern um die pure Freude an archetypischer Ritterromantik, gewürzt mit einem Schuss Humor. Jede „Prinzessin in Not“ fühlt sich mehr wie ein Running Gag an als wie eine große Liebe, und gerade das erinnert herrlich an Spielezeiten, in denen „Story“ oft nur bedeutete: „Da hinten wartet der Boss, viel Glück!“ Wer damals schon „Ghosts ’n Goblins“ verflucht oder sich durch frühe „Castlevania“-Kerker geprügelt hat, spürt sofort dieses Déjà-vu.

Spielerisch geht es hart zur Sache. Side-Scrolling-Hack-and-Slash mit Roguelike-Nervenkitzel – und ja, man wird sterben, oft und spektakulär. Das Moveset ist simpel: Schwert schwingen, Schild hochziehen, ducken, ausweichen. Aber wehe, man unterschätzt die Gegner. Hier zählt das Timing, das Studieren von Angriffsmustern und das alte Prinzip „Lerne durch Schmerz“. Jeder Run endet entweder mit einem triumphalen Bosskill oder dem ernüchternden Game Over – doch immer gibt’s Medaillen, die man in Skills investiert. Angriff, Verteidigung oder Blitzmagie – die Entscheidung liegt bei dir, und jede kleine Verbesserung fühlt sich wie ein Mini-Cheatcode an, den man sich redlich verdient hat.

Die Steuerung ist butterweich, auch wenn ab und zu das Gefühl aufkommt, der Ritter hätte die Stiefel noch in nassem Beton stecken. Input-Lags sind selten, können aber in den entscheidenden Sekunden den Controllerflug durchs Wohnzimmer auslösen. Das Level-Design ist angenehm oldschool: linear, knackig und mit genug Abwechslung, um nicht langweilig zu werden. Die Goblin-Festung ist ein pixeliger Stresstest, der Feenwald sieht aus, als hätten Miyazaki und die 8-Bit-Hölle ein Kind gezeugt, und die Bossgegner sind echte Persönlichkeiten – so wie früher, als man den Namen des Endgegners noch kannte und nicht nur „das Ding mit dem roten Lebensbalken“ sagte.

Grafisch ist das Ganze ein Liebesbrief an die Pixelkunst. Kräftige Farben, klare Silhouetten, detailverliebte Hintergründe. Man merkt sofort: Hier will niemand AAA-Realismus, sondern puren Stil. Auf der nahezu allen Plattformen läuft alles butterweich mit 60 FPS, mit Auflösungen bis zu 4K – Retro, aber so scharf, dass man fast die Pixel zählen möchte. Unterschiede zwischen den Plattformen? Minimal, höchstens beim Controller-Feedback – die DualSense-Vibration ist nett, aber kein Gamechanger.

Entwickelt und veröffentlicht wurde das Ganze von Eastasiasoft, die sich schon länger auf kleine, aber feine Indie-Perlen spezialisiert haben, auch wenn sie für gewöhnlich die Spiele nicht selbst entwickelen, sondern nur portieren und herausbringen. Ihr Portfolio ist ein wilder Ritt durch Retro-Nischen und pixelige Experimente. Man merkt: Hier steckt kein riesiges Studio mit Triple-A-Budget dahinter, sondern ein Team, das sich traut, Oldschool neu zu interpretieren – schnell, kompakt und preisgünstig. Dass der Titel nur knapp fünf Euro kostet, ist fast schon frech günstig, und man bekommt mehr Gegenwert, als es auf den ersten Blick scheint.

Insgesamt ist „Tiny Pixels Vol. 2: Stormy Knights“ ein Nostalgie-Trip für alle, die in ihrer Kindheit den Game-Over-Bildschirm öfter gesehen haben als die Sonne. Es ist nicht das größte oder tiefste Spiel seiner Art, aber es ist ehrlich, charmant und unverschämt spaßig. Die Zielgruppe? Ganz klar: Pixelromantiker, Arcade-Fans und jeder, der Lust hat, sich zwischen zwei großen Blockbustern die Daumen wund zu prügeln. Wer es dagegen hasst, zu sterben und wieder von vorne anzufangen, sollte vielleicht doch bei „Animal Crossing“ bleiben. Alle anderen: Schnappt euch Schwert und Schild, zieht die Stiefel hoch und ab in den Pixelkrieg!
Entwickler: Eastasiasoft
Publisher: Eastasiasoft
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
Getestet auf: Xbox Series X
NB@03.09.2025
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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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