“Get ready for the ultimate racing adventure! Face eight challenges with 100 different cars in a game that both you and the family will enjoy.” – Mit solch vielversprechenden Umschreibungen wird das Spiel “Super Kids Racing” von Yash Future Tech Solutions Pvt Ltd beworben, doch die Realität könnte fast nicht mehr davon abweichen. Ich dachte eigentlich, dass ich mit „Hajwala!“ bereits das wahrscheinlich schlechteste Rennspiel auf der PS4 gefunden habe, doch wir haben einen weiteren Anwärter auf den Thron.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, denn hier stimmt fast gar nichts. Es steuert sich einfach nur grauenhaft und strotzt inhaltlich vor designtechnischen, wie auch spielerischen Inkonsistenzen, was teilweise so wirkt, als ob es sich beim Spiel um Versatzstücke von zig unterschiedlichen Spielen handelt, die man dann mehr schlecht als recht an einem Wochenende zusammengepackt hat, um ein (auf den ersten Blick) vollständiges Produkt abzuliefern.
Das Spiel ist ein glorreiches Beispiel dafür, was man bei einem Spiel so alles falsch machen kann. Die Grafik sieht aus, als ob sie in Paint erstellt wurde, die Animationen sind im Grunde nicht vorhanden, die Fahrphysik ist so ausgereift, dass man (je nach Stage) gerne mal an einem Grashalm hängen bleibt, als ob es eine Mauer wäre oder alternativ von jeglicher Steigung und Veränderung des Untergrundes vollkommen unbeeindruckt bleibt. Zu Beginn steht lediglich eine kleines Stadtlevel, das sogenannte „City Center Adventure“ und lediglich ein Auto zur Verfügung. Andere Fahrzeuge und Strecken müssen erst freigeschaltet werden, was durch das Einsammeln von Münzen auf den Stecken funktioniert und da die Trophäen im Spiel ebenfalls an das Einsammeln von Münzen gekoppelt ist, hat man in Windeseile alle Strecken und Fahrzeuge freigeschaltet. Die erste Strecke durch die kleine Stadt ist ein Rundparcours durch die Häuserschluchten einer quietschbunten Stadt. Wir treten dabei zwar gegen mehrere Konkurrenten an, die von der CPU gesteuert werden, aber im Grunde ist unser größter Feind die Steuerung gepaart mit der Stecke, denn die schwammige und sehr verzögerte Steuerung sorgt dafür, dass wir sehr leicht an eine Straßenecke hängenbleiben und dadurch unseren Platz auf dem Siegertreppchen verpassen können. Jedoch macht das an sich auch nicht wirklich einen Unterschied, da das Spiel nach der vordefinierten Anzahl von Runden einfach einem Ergebnisscreen endet und wir lediglich die Wahl zwischen einem neuen Versuch oder dem Ausgang haben. Wie bereits erwähnt können wir auf der Strecke Münzen einsammeln, die wir zum Freischalten von neuen Inhalten verwenden können. Darüber hinaus gibt es auch Juwelen auf der Strecke, die aber im Gegensatz keinerlei Effekt haben und daher vollkommen Sinn frei sind. Aber wo wir gerade bei Sinn frei sind: Zum Start eines jeden Levels wird die Steuerung eingeblendet, was prinzipiell nichts schlechtes ist, doch die dort stehenden Angaben sind leider falsch! – Es wird so ein Kopf mit „Camera“ ausgewiesen, der im Spiel keinerlei Effekt hat. Wir können also nicht zwischen verschiedenen Kameraeinstellungen wechseln, was diese Angabe eigentlich suggeriert und dieses Feature hat es allem Anschein nach nicht ins Spiel geschafft.
Aber im Zweifel erstmal für den Angeklagten, vielleicht sind ja die anderen Strecken besser… Zusätzlich zur ersten Strecke, die vom Spiel aus unerfindlichem Grund als „Challenges“ bezeichnet werden, gibt es noch 8 weitere, wo im Grunde alle „üblichen Verdächtigen“ vertreten sind. Neben der Stadt, gibt es noch eine Wüstenstrecke, zwei klassische Rennstrecken, eine See- und Waldlandschaft, gleich zwei Schneelevel (sinnig als „Kids Snow Wolrd“ und „Kids Snow World 2“ betitelt…) und einen Highway. Auch wenn die Auswahl sich nicht schlecht liest, so könnten die Level an sich nicht generischer sein und was noch viel mehr zu Buche schlägt, machen per se keinen wirklichen Unterschied. Es ist vollkommen egal, ob wir über Schnee oder auf einer Rennstrecke, auf der Strecke, oder abseits davon oder gar vorwärts oder rückwärts fahren. Die Autos steuern sich immer gleich und auch die Geschwindigkeit ist von solch äußeren Gegebenheiten vollkommen unbeeindruckt, wenn wir nicht, wie bereits erwähnt an einer willkürlich undurchdringbaren Textur hängen bleiben…
Besonders ärgerlich ist aber neben der allgemeinen Unspielbarkeit, das technische Grundgerüst, das trotz der minimalistischen Grafik total überfordert ist, wie man im folgenden Beispiel sehen kann. Pop-ins sind eine Sache, denn ist Gang und Gebe, dass Spiele die nicht-sichtbare Elemente ausgeblendet werden, um Ressourcen zu sparen, aber hier werden die Texturierten Modelle bereits wieder ausgeblendet, wenn sie noch sichtbar sind:
Andere, wie die Hintergründe und die Skybox werden hingegen phasenweise eingeblendet, was ein merkwürdiges Scrolling und abgeschnittene Elemente mit sich bringt:
Zusätzlich hatte man wohl geplant, dass es im Schneelevel schneien soll, aber hat den Schneefall falsch programmiert, der nun ausschließlich auf einem kleinen Bereich AUSSERHALB der Strecke stattfindet. Besonders bei Bäumen ist das auffällig, auch wenn es selbstverständlich auch bei anderen Elementen stattfindet:
Und das sind nur ein paar der gravierendsten Auffälligkeiten. Aber als wären diese Unzulänglichkeiten noch nicht genug, strotzt das Spiel auch vor unzähligen Designfehlern und inhaltlichen Inkonsistenzen von denen ich nun auf die gröbsten Schnitzer eingehen möchte.
- So sind die Fahrzeuge unterschiedlich groß und vollkommen falsch skaliert:
- Mal gibt es eine Startampel, mal einen Countdown:
- Die Ergebnisscreens unterscheiden sich wohl im Layout, wie auch in der Ladezeit. Der erste wird Zeile für Zeile geladen, was eine halbe Ewigkeit dauert und der zweite ist sofort komplett da:
- Und selbst schon die Einstellungsmöglichkeiten der Strecken mit der Fahrzeugauswahl und der Anzahl der Runden ist von Strecke zu Strecke unterschiedlich:
Und als ob das alles noch nicht genug wäre gibt es einen meiner Meinung nach richtig gravierenden Fehler in einem Rennspiel, den man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen muss. Bei dem Spiel, das als Spaß für die ganze Familie beworben wird handelt es sich um ein reines 1-Spieler Spiel. Wir können also weder an einer Konsole, noch Online gegen Freunde antreten und sind dazu verdammt uns mit der nicht-vorhandenen KI rumzuärgern, obgleich das auch fraglich ist, ob man sich überhaupt mit dem Spiel beschäftigen sollte. Wer mir nicht glaubt kann sich gerne eine kostenlose Demo des Spiels ansehen, die es im PSN gibt und die ich hier für euch verlinkt habe.
Ich hatte zwar eine vage Ahnung, auf was ich mich einlasse und habe das Spiel auch nicht zum regulären Preis von überteuerten 9,99€, sondern im Sale für 1,99€ mitgenommen, um die Trophäen einzuheimsen, doch auch dabei befriedigt das Spiel nicht wirklich. Auch wenn die Trophäenliste mal wieder ziemlich einfach ist und sich alle Trophäen in knapp 20 Minuten verdienen lassen, gibt es gerade einmal 4 Trophäen (0 x Bronze, 1 x Silber, 3 x Gold, 0 x Platin) im Spiel. Auch wenn man ein noch so versessener Trophäenjäger ist kann und sollte man so ein Spiel besser überspringen, denn sonst trauert man unnötig den 1,99€, wie auch den 20 Minuten Lebenszeit hinterher…
NB@12.03.2019
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