Special: „Achievements und Trophäen in Videospielen“ – Was bringt das eigentlich?

Seit Mircrosoft auf der Xbox360 mit ihren Achievements angefangen hat und Sony auf der PS3 wenig später mit den Trophäen nachgelegt hat, sind diese aus der heutigen Spielelandschaft kaum noch wegzudenken. Grund genug diesem Punktesystem mal ein Special zu widmen! – Denn kaum ein Thema polarisiert im Netz so wie das der Achievements und Trophäen: Man könnte meinen es gibt nur zwei Ausprägungen, man liebt sie oder man hasst sie, denn nur wenigen Spielern ist es einerlei, wenn es plötzlich „Bing“ auf dem Bildschirm macht, wenn man einen schweren Boss besiegt hat, oder der Abspann über den Bildschirm flimmert. Ich bin dabei selbst kein unbeschriebenes Blatt, denn auch ich habe ein Fable für die virtuellen Auszeichnungen und habe bereits unzählige Spiele allein für diese gespielt, die ich wahrscheinlich sonst nicht mit der Kneifzange angefasst hätte. Oder wie sollte ich sonst rechtfertigen, dass sich das zugegebenermaßen noch ganz witzige „My Name is Mayo“, aber auch das abgrundtief schlechte „Little Adventure in the Prairie“ auf meiner Trophy-Card befinden. Doch ich bin dabei noch das kleinere Übel, denn es gibt auch Leute, die ausschließlich Spiele nach der Schwierigkeit der Erfolge auswählen und dann bewusst auf andere Titel verzichten, oder das Spiel dann auf einem anderen Account spielen, damit ihr Haupt-Account nicht eine unfertige Trophäenliste aufweist.

Mit solchen Entwicklungen hatte wahrscheinlich niemand gerechnet, als das System erdacht wurde, denn im Grunde sollte es ein Weg sein den Spieler länger mit dem Spiel zu beschäftigen. Und da wir alle als Jäger und Sammler für unseren Einsatz gerne einen Preis bekommen, verdient man damit Punkte, die man sich dann selbst auf die Fahne schreiben kann. Früher hat man mit bestimmten Aktionen im Spiel neue Modi, Kostüme oder bessere Waffen freigeschaltet und heute bekommen wir dafür eben Punkte, wenn wir in „Assassin’s Creed 2“ alle 100 Federn eingesammelt haben. Natürlich kann man sich darüber streiten, dass diese „verdienten Punkte“ keinerlei Effekt haben, doch sie liefern zumindest eine Motivation sich beim Spielen vielleicht auch mal aus der eigenen Komfortzone zu bewegen, andere Waffen auszuprobieren, oder auf einem Schwierigkeitsgrad zu spielen, denn man sonst nicht gewählt hätte. Zwar sehe ich gerade das Thema mit den Schwierigkeitsgraden etwas kritisch, da das schnell den Spaß am Spiel rausnehmen kann, doch wenn sich an solch eine oder vergleichbare Herausforderung für einen Erfolg herangetraut hat und diesen am Ende bekommt ist das Erfolgserlebnis umso größer und wiegt damit in der Regel mehr, als wenn man es ohne erkennbare Anstrengung geschafft hat.

Natürlich kann man entgegnen, dass die Leistung auch ohne einen damit in Verbindung stehenden Erfolg möglich ist, doch die Hürde ist dabei etwas höher, wenn man durch ein Herabsetzen des Schwierigkeitsgrades etwas „verliert“, bzw. gar nicht bekommt. Anders verhält es sich beim Spielen, wie „My Name is Mayo“, wo das Spielprinzip rein auf das Verdienen von Erfolgen ausgelegt ist. Sony und Microsoft haben diesbezüglich beide gewissen Standards für das System, beim PC hingegen, wo mich persönlich die Erfolge auch aus dem folgenden Grund überhaupt nicht interessieren, wird das teilweise ad absurdum geführt, da es unzählige Spiele gibt, die rein als „Erfolge-Generator“ fungieren. Ich habe mir als Beispiel ein paar davon angehen und kann euch dazu von „Zen vs Zombie“, einem Game, das bereits auf dem Startbildschirm mit 10K Achievements wirbt, berichten. Auch wenn das Spiel an sich ein recht spaßiger Run & Gun-Shooter ist, kann man hier im Grunde keine Bewegung im Spiel machen, ohne dass nicht unzählige Erfolge unten auf dem Bildschirm poppen. So schnell, dass der eine jeweils schon vom nächsten überdeckt wird und man gar keine Gelegenheit hat zu sehen, was da eigentlich gerade passiert…

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Das ist auf Konsole anders und natürlich gibt es Spiele wie „My Name is Mayo“, oder im Grunde alles von Ratalaika Games, doch dennoch muss man noch etwas für den Erfolg tun und wenn es nur das Durchspielen von einer bestimmten Anzahl von Stages oder sonstiges ist. Wenig bis fast keine Erfolge bekommt man nur durch Starten des Spiels, wenn man von einem Erfolg auf der Xbox360 bei „Die Simpsons – Das Spiel“ absieht, wo es den Erfolg „Zum Spielen START-Taste drücken“ gibt, den man bekommt, wenn man im Hauptmenü das Spiel startet. Interessanterweise haben diesen Erfolg aber keine 100% der Spieler, sondern nur 92,76%, da heißt, dass 7,24% das Spiel zwar mal installiert und geladen haben, aber nie angefangen haben es zu spielen, da nie „Start“ gedrückt wurde… Ähnlich macht sich das Actionspiel „Deadpool“ von Activision über „Merc with the Mouth“ über die Erfolge lustig, indem es gleich zum Beginn des Spiels die Trophäe „Die erste ist gratis“ und direkt im Anschluss „Die zweite ist auch geschenkt…“ gibt, die interessanterweise immerhin 98,1% der Spieler bekommen haben. Sieht man allerdings von so einer Persiflage ab sind die Trophäen an gewissen Handlungen geknüpft, die man entweder durch Spielfortschritt oder bestimmte Aktionen im Spiel freischaltet. Für manche ist das Zeitverschwendung und kein spielerischer Erfolg, aber andere sehen durch das Verdienen der Erfolge, das Spiel erst richtig als beendet an.


Nehmen wir „Uncharted 4: A Thief’s End“ als Beispiel. Eines der besten Spiele der aktuellen Konsolengeneration und eine der meist verbreiteten Platin-Trophäen, wenn man von den Indies deren Hauptverkaufsargument die Trophäen sind, mal absieht. Um alle Trophäen im Spiel zu erreichen muss man neben dem Durchspielen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad auch alle Sammelobjekte finden und das Spiel, das Spiel in unter 6 Stunden beenden und einiges anderes leisten, wie beim Endkampf zum Beispiel keinen Treffer einstecken, jede Waffe im Spiel verwenden und einige weitere Herausforderungen meistern. Das mag für den einen sinnlos und repetitiv klingen, doch es ist ein wahrer Geniestreich, denn so sieht man im Spielverlauf nicht nur alles, findet alles, sondern probiert im Grunde alles aus, was die Entwickler in ihr Spiel gepackt haben. Und auch wenn es ein paar Passagen gibt, die zum Haare raufen sind, so ist es insgesamt wirklich machbar und man kann danach gut und sicher von sich behaupten, dass man das Spiel komplett erlebt hat. Das hätte bestimmt anders ausgesehen, wenn es diesen Ansporn eines Erfolges nicht gegeben hätte und sonst hätte Naughty Dog Zeit und Geld in etwas investiert, was kaum jemand im Spiel überhaupt je zu Gesicht bekommt.
Jedoch können Erfolge gleichermaßen auch ein Fluch sein, denn wie im Eingang bereits erwähnt gibt es viele Menschen, die Spiele auf Grund ihrer Erfolge kaufen oder sogar darauf verzichten, wenn eine Liste zu schwer ist. Und meist spricht man davon nicht bei Dark Souls und Konsorten, sondern von Spielen, die entweder zufallsbasierte, verbuggte oder sogar unmögliche Erfolge haben. Zufallsbasierte Erfolge können schon überaus nervig sein. Ich werde nie vergessen, wie ich in „Watch_Dogs“ zur Komplettierung der Sammelobjekte eine Playlist komplettieren musste. Dazu muss man die Smartphones von NPCs hacken und kann dabei eine gewisse Anzahl von Songs freischalten. Zum einen ist nicht sicher, ob man dabei überhaupt einen Song freischaltet und zum anderen nicht welchen.

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Zwar gibt es auch vordefinierte Locations, wo zum Beispiel immer der gleiche Song in einer Jukebox spielt und man ihn auf diese Weise finden kann, doch ein Anteil der Lieder ist nur durch das manuelle Hacken zu bekommen und mir hat am Ende genau ein Song von 23 für den Erfolgt gefehlt und ich bin mehrere Stunden im Spiel zwischen Missionen immer wieder auf die Jagd nach dem Song gegangen, bis ich ihn und damit auch die Trophäe endlich hatte. Noch schlimmer ist es noch mit verbuggten Erfolgen, denn hier kann man meistens nichts dagegen machen und man bekommt ihn entweder oder nicht. So hatte ich kürzlich bei „Headspun“ das Problem, dass eine Aktion im Spiel einfach nicht als abgeschlossen registriert wurde und erst nachdem die Entwickler einen Patch nachgeschoben hatten, war das Problem behoben. Sowas passiert allerdings nur, wenn das Spiel noch neu ist. Sobald sich Entwicklerstudios anderen Projekten zugewandt haben nimmt die Wahrscheinlichkeit immer mehr ab, dass solche Bugs noch behoben werden und man kann nur hoffen, dass es sich bei dem Bug um kein generelles Problem handelt, denn das führt uns zwangsläufig zu unserer letzten Kategorie: Unmögliche Erfolge – Und dabei meine ich nicht solche unmöglich-wirkenden Erfolge, wie zum Beispiel die „Mein Leben“-Trophäe in „Wolfenstein II: A New Colossus“, wo man das Spiel auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ohne Checkpunkte, Speichermöglichkeit und genau einem Leben durchspielen muss, um sie zu verdienen, was in meinen Augen wahrscheinlich eine der schwierigsten Erfolge aller Zeiten sein dürfte. Doch ich meine Erfolge, die schlichtweg unmöglich zu bekommen sind, sei es entweder durch einen irreparablen Bug oder was viel häufiger vorkommt, abgeschaltete Server. Dadurch ist es nicht mehr möglich Erfolge, die an Aktionen, die eine online-Verbindung benötigen, zu verdienen. So ist es heute zum Beispiel nicht mehr möglich alle Erfolge bei „Resistance 2“, einem der besten Shooter der Last-Gen bekommen, da die Server für alle Teile der Reihe 2014 abgeschaltet wurden. Beim dritten Teil kann man sich im lokalen Multiplayer behelfen, doch beim zweiten gibt es 4 Erfolgte, die man heute nicht mehr bekommen kann. Sowas kann ich persönlich nicht verstehen, wie man sowas überhaupt machen kann. Denn viele wenn es auf Grund von äußeren Umständen nicht mehr möglich ist Erfolge zu verdienen sollten diese entweder von der Liste entfernt oder automatisch beim freigeschaltet werden.

Natürlich kann auch ohne Erfolge viel Spaß mit seinen Spielen haben und einige der ersten Veröffentlichungen, wie unter anderem „Metal Gear Solid 4: Sons of Liberty“, „Uncharted: Drake’s Fortune“ oder auch „Devil May Cry 4“ kamen von Haus aus sogar komplett ohne Erfolge im Gepäck raus. Das wurde in der Zwischenzeit zwar durch diverse Updates behoben, aber die Spiele haben sich auch ohne diese Implementierung sehr gut verkauft, bevor die Leute von Erfolgen erfahren hatten. Heute sind sie allerdings nicht mehr wegzudenken und so sind einige der häufigsten Suchbegriffe zu einem Spiel, das kurz vor Release steht neben dem Trailer und allgemeinen Ankündigungen nun auch Erfolge, die in der Regel bereits vor dem Release, sei es bewusst oder unbewusst, geleaked werden und wie erklärt man sich sonst auch den Absatz einiger Spiele mit leichten Trophäen. Ich bin da ja selbst nicht unschuldig, aber die Spiele meisten Spiele von Ratalaika Games und Wayforward, die in diesem Sektor unterwegs sind erfüllen wenigstens die Kriterien ein Spiel zu sein, entgegen bereits übermäßig thematisierter Rohrkrepierer…

Unbekannt ist momentan wo die Reise bezüglich der Erfolge genau hingeht, aber eins scheint bereits, auch mit dem anstehenden Sprung auf neue Konsolen, was voraussichtlich im kommenden Jahr durch die Veröffentlichungen der Nachfolger von Xbox One und PS4, festzustehen: Auch dort werden Erfolge eine wichtige Rolle spielen, denn nicht ohnehin unterstützen bereits die großen Player eine Generationenübergreifende Listenfunktion auf der Konsole und in den Apps für Smartphones. Und Sony experimentiert, zumindest in den USA, bereits seit einiger Zeit mit einem Vergütungssystem für Erfolge, wodurch man Rabatt im hauseigenen Store bekommen kann. Es ist zwar nicht sicher, ob dieser Service irgendwann über einen Pilot hinausgeht und ob er dann auch in Europa ausgerollt wird, doch es zeigt dennoch dass die Konzerne überlegen, wie sie die Erfolge für die breite Masse noch lukrativer machen können. Denn immerhin bindet das die Spieler länger an ein Spiel, was eindeutig im Interesse der Entwickler ist um auch nach dem initialen Kauf, durch Mikrotransaktionen, DLC und Updates, weiter Geld mit dem Spiel zu verdienen. Zusätzlich ist es aber auch im Interesse der Konsolenfirmen, denn je mehr Zeit ein Spieler an der Konsole verbringt und mit Spielen verbringt, über eins kann man sich sicher sein, sie bekommen ebenfalls etwas vom Kuchen ab…

Aber wie seht ihr das Ganze? Seit ihr persönlich für oder gegen Erfolge in Videospielen? Oder gehört ihr sogar zu der Gruppe, denen das alles egal ist? Wie beurteilt ihr die Entwicklungen in diesem Segment? Lasst es mich und andere Leser gerne in den Kommentaren wissen!

NB@20.09.2019

——— Hinweise & Disclaimer: ———

Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.

Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.

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