FMV-Spiele haben in den letzten Jahren, nach ihrem eigentlichen Tod in den 90ern, ein Revival erfahren. Ein Hauptfaktor dafür sind eine hochwertigere Produktion und ein Einsatz der Technik, die nicht nur zum Selbstzweck dient. Eine Produktionsfirma sticht dabei besonders heraus, da sie vielschichtige und interessante Spiele produziert: Wales Interactive aus England. Diese haben unter anderem das Gangster-Adventure mit Telltale-Anleihen „Late Shift„, und die Verhörspiele „The Infectious Madness of Doctor Dekker“ und „The Shapeshifting Detektive“ produziert, über die ich bereits berichtet hatte. Die Spiele hätten bislang alle eins gemeinsam: Sie verwenden gefilmte Szenen, die wir Spieler durch Selektion von unterschiedlichen Antworten oder Aktionen triggerten, was dafür verantwortlich war, dass einige Leute bemängelten, dass nicht genug „Spiel“ im Spiel steckt. Das ändert sich mit dem aktuellen Spiel „Headspun“, da es eine Kombination zwischen FMV und Adventure ist. Wie man sich diese Kombination vorstellen muss ist erst etwas schwer nachzuvollziehen, wenn man es nur liest, daher verlinke ich euch hier den offiziellen Ankündigungstrailer, damit man besser versteht, von was ich schreibe:
Das Spiel wurde von Superstring entwickelt und stellt das Erstlingswerk des Studios dar, die damit ein wirklich interessantes Konzept für ihre Premiere gewählt haben. Ob die Rechnung dabei aufgeht zeige ich euch in meinem Review. Das Spiel mir dafür zu Testzwecken kostenlos von Wales Interactive zur Verfügung gestellt, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf mein Review hat…
Wir verkörpern Ted, der nach einem 5-wöchigen Koma erwacht und seine Heimat und seinen Arbeitsplatz in Schutt und Asche wiederfindet. Wohin das Auge reicht sieht man Zerstörung, Leichen und lediglich rudimentäre Reste seiner Welt und er hat keinerlei Idee, was genau passiert ist. Dabei mutet das Setting im ersten Moment wie eine Raumstation an, stellt sich aber nach den ersten Spielminuten als etwas komplett anderes heraus, worauf der Name der „Station“ bereits einige Hinweise gibt. Denn der Name lautet Cortex und wir befinden und somit im Inneren des Gehirns eines Menschen und müssen dafür steuern die Gehirnaktivität. Ebenso wie wir war der Mensch namens Theo die letzten 5 Wochen außer Gefecht und lag in einem Koma, was durch einen schweren Autounfall hervorgerufen wurde.
Bei dem Autounfall hat die Cortex, wie auch das Erinnerungszentrum massiven Schaden genommen und so haben Theo, wie wir auch haben keinerlei Ahnung, was zu diesem Unfall geführt hat, was genau passiert ist und warum wir im Krankenhaus lediglich einen wiederkehrenden und sehr mysteriösen Besucher haben und sie darüber hinaus auch die Polizei mit uns reden möchte…
Wir steuern dabei Ted, dessen Job es ist tagsüber Theo’s Aktionen zu steuern, was von aus dem Führen von Gesprächen in bester Adventure-Manier und das absolvieren von Minispielen besteht. Die Handlung auf der Cortex ist dabei in liebevoll designter Comicgrafik gehalten und die Szenen durch die Augen von Theo sind FMV-Aufnahmen. Dabei dominiert spielerisch der Comicbereich des Spiels, indem wir Ted durch das 2D-Areal steuern, die Station erkunden, kleinere Rätsel lösen und die Station und ihre Besatzung nach und nach wieder aufbauen. Das geht Hand in Hand mit der FMV-Handlung, wo es darum geht das Geheimnis um den Unfall zu entschlüsseln, dafür zu sorgen, dass Theo buchstäblich wieder auf die Beine kommt und entscheidet, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Dabei gibt es neben unterschiedlichen Enden auch einige interessante Wendungen, die man wirklich nicht kommen sieht…
Technisch ist das Spiel eine interessante Kombination aus unterschiedlichen Medien, die überraschend gut harmonieren, was ich persönlich am Anfang gar nicht gedacht hätte. Die FMV-Aufnahmen sind hochwertig mit einem netten Ensemble aus talentierten Schauspielern produziert, laufen flüssig und sind spannend anzusehen. Im Vergleich fallen die restlichen Passagen leider etwas ab, da es neben der meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäßen Entscheidung, dass in diesem Abschnitten keine Synchronisation existiert, einige auffällige Bugs gibt, bzw. gab. So hatte ich ein Sidequest, das ich zwar abgeschlossen hatte, was vom Spiel aber aus unerfindlichem Grund nicht registriert wurde und so das Erreichen einer Trophäe unmöglich machte, aber auch Abschnitte, wo das Kontextmenü Probleme machte und mich keine der möglichen Aktionen auswählen ließ, was mich ab einer bestimmten Stelle im Spiel nicht mehr weiter ließ. Diese Fehler wurden allerdings noch im Testzeitraum, durch einen Patch, der keine 48 Stunden nach dem Melden online war, behoben. Also sollten diese Fehler in der finalen Release-Version nicht mehr auftreten.
Insgesamt hatte ich, nach dem letzten Patch, der einige Fehler ausgemerzt hat, eine Menge Spaß mit dem Spiel und die Kombination der unterschiedlichen Elemente hat meiner Meinung nach wirklich gut gepasst. Ich hätte mir zwar dennoch eine Synchronisation innerhalb der Adventure-Passagen gewünscht, was aber wahrscheinlich aus Kostengründen gestrichen wurde. Das ist allerdings auch wirklich nur der „bequeme“ Spieler in mir, der sich auch bei der Zelda-Reihe immer wieder an diesen Punkten stört, es kann also sein, dass das anderen gar nicht negativ auffällt. Wer ein interessantes Adventure mit hochwertigen FMV-Elementen und einer spannenden, wie auch wendungsreichen Geschichte sucht, ist hier wirklich gut beraten. Das Spiel ist am 28.08.2019 für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch zum Preis von regulären 12,99€ erschienen, die es meiner Meinung nach allemal wert ist.
NB@03.09.2019
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