Maschinen haben auch Gefühle, denn im Spiel „7th Sector“ steuern wir zur Abwechslung Mal keinen lustigen Klempner, der eine Prinzessin retten muss, einen blauen Igel, der gegen einen verrückten Wissenschaftler kämpft oder einen jungen Polizisten, der versucht in einer Stadt voller Zombies zu überleben… – Stattdessen verkörpern wir in diesem Cyberpunk-Spiel, das in einer düsteren Zukunft angesiedelt ist, einfach mal einen elektronischen Impuls, der über Stromleitungen und durch Maschinen geistert. Das ist zwar ungewöhnlich, aber durchaus ein interessanter Perspektivwechsel.

Dabei bricht das Spiele mit vielen Konventionen des Mediums, indem es keinerlei Geschichte zur Einstimmung, kein konkretes Ziel und auch keine wirkliche Hilfestellung gibt. Stattdessen müssen wir als Spieler selbst herausfinden, was zu tun ist und sind angehalten uns durch Beobachtungen der Spielwelt unseren eigenen Reim zur offenkundig düsteren Geschichte zu machen, die besonders gegen Ende sogar Züge von Matrix annimmt. So ist das Spiel zweifelsohne nicht für jedermann, doch wenn man sich darauf einlässt bietet es eine geradezu hypnotisierende Faszination, ähnlich abstrakt wie „Journey“ oder „Shadow of the Colossus“.

Das Gameplay besteht dabei aus dem Steuern des elektrischen Impulses durch eine düstere Welt in einer zeitlich nicht weiter definierten Zukunftsvision. Dabei starten wir im Titel-gebenden siebten Sektor, als eine schemenhafte Figur auf einem alten Fernseher erwacht und bewegen und von dort an als Elektrizität durch offenen Leitungen und bedienen Maschinen, um Türen zu öffnen oder andere Wege zu schaffen, die uns erlauben unseren Weg fortzusetzen. Das geschieht durch das absolvieren von Minispielen und das Lösen von Rätseln, die mit fortschreitender Zeit immer komplexer werden und uns später sogar erlauben riesige Roboter zu steuern. Doch der Hauptfokus ist eindeutig auf den Rätseln, die zwar simpel beginnen, aber dann ziemlich an Fahrt aufnehmen und dann sowohl das logische Denken und die Kombinationsfähigkeit auf die Probe stellen.

Da das Spiel keinerlei Hilfestellung bietet können einige Rätsel sich als ziemliche Kopfnüsse herausstellen, bei denen man mitunter sehr um die Ecke denken muss. Es kann zwar in Einzelfällen zu Situationen führen, an denen man erst Mal feststeckt, doch dafür ist das Gefühl, wenn man das Rätsel durchblickt und gelöst hat, umso erfüllender. Dabei sei übrigens erwähnt, dass die Lösungen der Rätsel zufallsgeneriert sind und man also nicht einfach in einer Komplettlösung nachsehen kann. Zusätzlich gibt es auch unterschiedliche Lösungswege und Enden, die durch unterschiedliche Aktionen des Spielers bestimmt werden und auf diese Weise auf für Wiederspielwert sorgen.

Das Spiel läuft dabei flüssig, bietet sehr detaillierte Setpieces, jede Menge witzige Ideen und bietet sogar einige Überraschungen, wie unerwartete Bosskämpfe, die überaus kreativ ausfallen. Einzig die Steuerung könnte in manchen Instanzen etwas besser sein, denn in einigen Instanzen wechselt die Steuerung in durch die 2,5D-Areale in die dritte Dimension, wenn wir zum Beispiel ein Ferngesteuertes Auto steuern, was sich leider mehr als ungelenk anfühlt und phasenweise zu kleineren Frustmomenten führen kann. Doch abseits davon haben die Entwickler ein mehr als solides Werk abgeliefert und es auf wundersame Weise geschafft die teilweise komplexen Mechaniken so zu transportieren, dass sie intuitiv ablaufen und ohne Einweisung funktionieren.

Insgesamt ist „7th Sector“ ein wirklich mehr als interessantes Spiel, das den Spieler nicht an die Hand nimmt. Das Gefühl von Einsamkeit und Isolation, gepaart einer schönen, wenn auch düsteren Grafik, einem stimmungsvollen Soundtrack, erinnern an „Limbo“ und liefern eine überaus mitreißende Geschichte, die man erst am Ende komplett durchschaut. Es ist zwar kein Spiel für jeden, doch wenn man sich darauf einlässt unterhält es ungemein. Es gibt zwar Momente, wo die teilweise bockschweren Rätsel für Frustmomente sorgen können, aber hat man sie erst einmal gemeistert, ist auch das Erfolgsgefühl umso größer, zumal alle Rätsel in sich logisch sind. Wer also mal etwas anderes Spielen möchte, der ist mit „7th Sector“ wirklich gut beraten.
Entwickler: Sergey Noskov
Publisher: Sometimes You
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
NB@07.02.2020
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Sieht echt ganz interessant aus
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