Im Indie-Bereich stößt man auch immer wieder auf kleine Horrorspiele wie „The Long Reach“, „Lone Survivor: The Director’s Cut“, oder eben auch das vorliegende „Breeder Homegrown: Director’s Cut“, die eher versuchen mit psychologischem Horror zu Punkten, wie es früher bei der Silent Hill– oder Alone in the Dark-Reihe der Fall war. Und wo beide erwähnte Reihen seit Jahren in der Versenkung verschwunden sind und die Fans vergebens auf eine Fortsetzung warten, ist es schön dass es doch Spiele gibt, die diese Lücke füllen können. Das aber nicht alles Gold ist, was glänzt ist aber auch kein Geheimnis und deswegen schauen wir mal, was der neue psychologische Horror zu bieten hat, den mir Publisher Sometimes You, dankenswerterweise kostenfrei vor dem eigentlichen Release am 06.03.20 zur Review-Zwecken zur Verfügung gestellt hat. Einen Einfluss hat das aber selbstverständlich nicht auf mein Fazit. Ich habe vom Spiel die PS4-Version getestet, die aber inhaltsgleich mit den anderen Portierungen auf Konsolen ist, die parallel noch für PS Vita und Nintendo Switch erscheinen. Lediglich eine Xbox One-Version wird anscheinend dieses Mal aus bisher unbekannten Gründen ausgespart.

Das Spiel ist dabei ein in Top-Down-Ansicht, ähnlich zu den klassischen Zelda-Zeilen ablaufender Horrortrip. Im Zentrum der Geschichte steht ein alter Mann, der auf Grund dramatischer Ereignisse in seiner Kindheit sein gesamtes Leben in einer Klinik verbracht hat und spürt wie langsam seine Lebenskräfte schwinden. Er weiß weder, was die Ereignisse waren, die dazu geführt haben, dass er in der Klinik beheimatet ist, noch was sonst in der Vergangenheit vorgefallen ist, spürt aber ein starkes Bedürfnis zu seinem Kindheitszuhause zurückzukehren. Aus diesem Grund bricht er aus der Klinik aus und betritt nach Jahren wieder sein verlassenes und teilweise zerfallenes Elternhaus und begibt sich auf Spurensuche, die sich im Spiel über mehrere Zeitebenen abspielt. Doch manche Erinnerungen sind aus einem triftigem Grund ausgeblendet, denn nicht nur erlebt er den Zerfall der Ehe seines Vaters, sondern muss auch herausfinden, dass er in Kontakt mit dunklen Mächten gekommen ist, die ihn nun rufen…

Dabei macht das Spiel allerdings gleich im Klappentext in den Stores keinen Hehl daraus, dass es sich um ein recht kurzes Unterfangen, mit 1-2 Stunden Spielzeit handelt und der Hauptfokus dabei auf Atmosphäre, Musik und Dialogen liegt, anstatt Rätseln oder sonstigem. Doch in diesem Zusammenhang muss man wirklich die dichte Atmosphäre loben, denn gerade durch den Sprung in unterschiedliche Zeitebenen, die sich immer im gleichen Areal abspielen, zieht das Spiel uns als Spieler ziemlich in seinen Bann. Denn so erleben wir zuerst die optische Veränderung, die sich über die Jahre im Haus zugetragen hat, die immer wieder Fragen aufwirft, was eigentlich passiert sein könnte, bis wir einzelne Szenen in Flashbacks erleben und so hautnah miterleben, was sich zugetragen hat. Dabei werden die Erlebnisse mit fortschreitendem Spielverlauf immer intensiver und bekommen auch immer surrealere Einflüsse, als sich plötzlich ein Loch in der Gartenhütte offenbart und uns in eine andere Welt transportiert, in der wir unter anderem die tote Mutter des Protagonisten treffen und von eine ominösen unsichtbaren Entität, die wir als „unser Freund“ bezeichnen gerufen werden. Die Musik untermalt das Geschehen dabei wirklich gut und unterstreicht sowohl das Gefühl von Isolation, aber auch die Befürchtung, dass nichts so ist, wie es anfangs scheint. Denn auch wenn der Vater und seine neue Frau, die wir in Flashbacks treffen, auf den ersten Blick freundlich und liebevoll erscheinen, so beschleicht uns immer wieder dieser merkwürdige Gefühl der Unsicherheit.

Technisch macht das Spiel dabei eine solide Figur, die Spielwelt und die Charaktere sind schön animiert und wir bekommen sogar ein paar nette Cutscenes präsentiert, die die Ansicht wechseln. Das Spiel läuft dabei flüssig und ohne erkennbare Probleme, was zugegebenermaßen auch der reduzierten Optik geschuldet ist, die die Möglichkeiten der PS4 nicht im geringsten Fordern und das Spiel an sich so anmutet, als ob es auch ohne Anstrengung auf alten Konsolen laufen würde. Dabei ist das Spiel in seiner Grundversion, also ohne „Director’s Cut“, schon seit einiger Zeit auf dem PC seitens der Entwickler im Direktvertrieb mit einem variablen Preismodell („name your own price“) verfügbar und der Download umfasst gerade mal 91MB. Die Unterschiede zu dieser Version sind fließend , wobei hauptsächlich Dialoge überarbeitet, einige Fehler gefixed und die ein oder andere Erweiterung den Director’s Cut von der Ursprungsversion unterscheidet.

Insgesamt hat mich das Spiel zwar während des Durchspielens gut unterhalten, doch die Zeit verging wirklich wie im Fluge. Es gibt wenig Variation im Spielverlauf und auch wenn das Ende ein ziemlicher Schocker ist, hatte ich zumindest Teile davon schon im Spielverlauf vermutet, auch wenn ich diese hier selbstverständlich nicht spoilern werde. Ich habe mir parallel dazu auch die PC-Version angesehen und konnte keinen wirklichen nennenswerten Unterschiede zwischen den Versionen feststellen, die den Preis von regulären 4,99€, die das Spiel bei Release kosten wird, im Vergleich zur PC-Version, die man theoretisch auch gratis bekommen kann, wenn gar nichts bezahlen möchte, rechtfertigt. Ein paar unterschiedliche Verläufe der Geschichte, unterschiedliche Enden oder einfach mehr Rätsel im Spiel hätten da durchaus einen Unterschied gemacht und nebenbei auch für Wiederspielwert gesorgt, aber da das alles nicht wirklich vorhanden ist, kann ich die Version des Spiels wirklich nur sehr eingeschränkt empfehlen. Die Story ist zwar mitreißend und spannend, aber die gibt es eben auch in der PC-Version oder in Anbetracht des geringen Umfangs und der kurzen Spielzeit auch innerhalb eines Videos auf YouTube…
Entwickler: Outlands Games
Publisher: Outlands Games (Originalversion) / Sometimes You (Director’s Cut)
Erhältlich auf : PC, PS4, PS Vita, Nintendo Switch
NB@06.03.2020
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