Wer kennt „Space Invaders“ nicht? Wer jetzt instinktiv die Hand heben will, hat dringenden Nachholbedarf. Nein, ernsthaft Leute, macht Feierabend, sagt den Skat-Abend ab oder schickt die Kinder nach draussen und spielt Space Invaders. – Jetzt. – Sofort! – Alle anderen können hier erst mal nachlesen, ob der Space Invader-Klon von Entwickler Armin Unold den Ur-Vater aller Shoot ’em up gebührend erneuert. Denn, dass es sich um einen Klon handelt will das Spiel gar nicht erst leugnen. Nennt sich doch auch gleich einer der drei angebotenen Spielmodi selbst „Space Invader“. Daneben gibt es noch die Modi „Space Shooter“ und „UFO Attack“. – Doch fangen wir erst mal von vorne an. Das Game hat NerdicReviews freundlicherweise per Download-Code zugeschickt bekommen, was selbstverständlich keinen Einfluss auf dieses Review hat.

Nach dem Start begrüßt uns der obere Screen mit dem, man muss sagen, ganz hübsch anzusehenden Weltraumhintergrund, wie er auch fortwährend im Spiel zu sehen ist. Im unteren Bildschirm sehen wir das Auswahlmenü. Neben den verschiedenen Spielmodi haben wir noch die Wahl zwischen Awards und Info. Das Ganze wirkt durch das Fehlen jeglicher Sounds und Musik leider etwas, nun ja, trist. Kleiner Tipp am Rande: Der Titel des Spiels wäre doch auf dem Titelbildschirm eigentlich eine gute Idee?

Unter Info finden wir nichts als die in reine Textform gebrachte Steuerung, keine visuellen Erklärungen oder Grafiken. Also recht einfach gehalten und so pulstreibend wie ein Word 95 -Dokument. Logischerweise findet man anfangs unter Awards auch noch nichts. Insgesamt bietet der Start nichts aufregendes oder gar ein Intro, sondern nur ein klinisch steriles Menü und den oben erwähnten Weltraum. Schade eigentlich, etwas mehr wäre mit recht einfachen Mitteln schon zustande zu bringen. Aber vielleicht wollte man auch keine allzu großen Erwartungen wecken? – Sei es drum, kein Schnickschnack, keine aufgeblähte Story oder ermüdende Einleitung. Hier erwartet uns immerhin, wie es im Shop heißt „Galaktischer Krieg im Weltraum und endlose außerirdische Invasorenwellen“ und weiter steht, dass wir „mit einem außerirdischen Kugelhagel“ a la Bullet Hell konfrontiert werden. Das klingt doch schon mal sehr vielversprechend! Leider ist das Resultat dann doch wie so oft etwas nüchterner und gibt dem müden Start seine Berechtigung.
Kommen wir aber erst mal zu den einzelnen Game-Modes:
- Zu „Space Invader“ muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Ihr könnt auf dem unteren Bildschirmrand auf einer Linie von links nach rechts gleiten und schießen. Oben besetzen die Gegner in mehreren Reihen den Bildschirm und kommen Euch entgegengeflogen.

- In „Space Shuttle“ bilden die Gegner oben keine festen Reihen sondern kommen in verschiedenen Bewegungsmustern angeflogen. Oft in einer Geschwindigkeit, dass es so aussieht als fallen sie vom Himmel.

- Bei „Ufo Catcher“ genau das gleiche, nur das die Gegner nicht mehr aussehen wie ausrangierte klingonische Kreuzer, sondern wie Ufos und äh, Shurikens. << Warum auch immer… >>

Ja Leuts, das war es. Im Grunde sucht man sich nur aus, ob die Gegner in Reih und Glied heruntermarschieren oder quasi aus allen Wolken fallen. Mehr an Abwechslung ist dann leider auch nicht. Eurer Schuss bleibt immer der gleiche und upgradet sich nach einer gewissen Anzahl der Abschüsse zum Zweifachschuss und Dreifachschuss. Gegnerische Raumschiffe schießen zusätzlich mit Laser und Raketen, warum es diese Upgrades dann nicht für das eigene Raumschiff gibt, erschließt sich nicht. Außerdem gibt es noch kleine Hindernisse in Form von Asteroiden, die bei ordentlichem Beschuß explodieren.

Grafisch kann man sagen, macht das Spiel nicht viel falsch. Der Hintergrund ist wie eingangs erwähnt nett anzusehen und bietet eine Handvoll verschiedener Planeten, die in Ruhe von oben nach unten vorbeiziehen und etwas Farbe in die Kulisse bringen. Man befindet sich nun mal im Weltall, da gibt es halt auch nicht viel mehr. Raumschiffe und Explosionen sind schön animiert, aber auch nicht vom Hocker holend. Kleiner netter Effekt: Man kann mehrere Treffer einstecken und unser Flieger fängt dann an zu brennen. Je mehr Treffer desto mehr Feuer (Im Weltraum! Aber trotzdem eine nette visuelle Idee), bevor er dann ganz explodiert. Über den 3D-Effekt (stereoskopisch) reden wir mal lieber erst gar nicht. Schaltet ihn einfach ab, wenn ihr keine Kopfschmerzen bekommen wollt.
Die Steuerung ist dem Spielprinzip entsprechend recht simpel und tut was sie soll. Man kann sowieso nur von links nach rechts steuern, via Circle Pad oder D-Pad, das aber recht präzise. Schießen mit a, b, x, y. Ach so, Pause und Select Tasten haben keinen Nutzen. Ja, richtig gelesen, ihr könnt euer Spiel unterwegs nicht pausieren. Wählt ihr im Spiel im unteren Bioldschirm das Menu aus, pausiert das Spiel zwar aber ihr könnt nicht mehr zurück, sondern startet ein neues Spiel. Unweigerlich. – Wer denkt sich so etwas bitte aus? Also, ihr sitzt gerade im Bus und eure Haltetestelle ist erreicht oder ihr seid beim Arzt und werdet als nächster aufgerufen? Das war‘s. Game Over. High Score futsch. – Und das nun mal bei einem Spiel, was man nur und allerhöchstens als kurzen Zeitvertreib anschalten würde. Wenn man grade kurz etwas Zeit hat. Ich kann nicht sagen, ob die Pause-Funktion schlicht vergessen wurde, oder ob man sich gedacht hat, dass es eh keine Sau interessiert? Wer weiß…

Zum Sound: Es gibt keine Musik. Ja. Keine. Weder im Titelbildschirm noch ingame. Schade, aber hier hätte man wieder ganz einfach aus weniger mehr machen können. Grad bei einem Weltraum-Shooter macht ein knackig-feiner Sound nochmal den feinen Unterschied. Auch wenn man bedenkt wie simpel es heutzutage ist einen einigermaßen ordentlichen Chiptune Sound aufzustellen, im Internet gibt es dafür genug Apps und Anleitungen. Die Soundeffekte gibt es nicht, denn es gibt nur einen (1) Soundeffekt. Das sind die Explosionen vom eigenen Schiff oder der Gegner. Im Shop heißt es: „Tolle Explosions- und Feuereffekte im Weltraum mit realistischen Explosionsgeräuschen.“
Ich mach mal weiter… Der Schwierigkeitsgrad wächst übrigens mit der Anzahl der abgeschossenen Gegner. Es werden mehr und mehr Gegner und mehr und mehr Projektile. Wird es stellenweise unübersichtlich und schlichtweg unfair und frustrierend? Ja, genau! Hat man dann die eingangs erwähnte Bullet-Hell Orgie, die der ein oder andere vielleicht sucht? Nein. Mit Bullet Hell hat das ganze nix zu tun. Bullet Hell ist eine Shmup-Choreografie, ein Baller-Ballet auf höchstem Niveau und hat viel mit Geschick und Timing zu tun. Cazzarion ist das nicht. Ich kann nicht einfach den Bildschirm voller Raumschiffe haben und das dann Bullet Hell nennen. Diesen feinen Unterschied verstehen zum Beispiel Souls-Spieler. Nur unfair und frustrierend schwer macht kein Dark-Souls aus. Es muss eine Balance herrschen zwischen dem knackigen Schwierigkeitsgrad im Spiel und dem Siegeswillen des Spielers. Nur dann, auch beim Aufkommen von Wut und Frust, greift er zähneknirschend wieder zum Controller und wieder und wieder.

Bevor wir zum Fazit kommen, noch schnell was zu den Awards. Je nach Game-Mode kann man verschiedene Awards und Trophäen gewinnen. Die dann erworbenen kann man sich in einer Hall of Fame anschauen. Erinnert ein wenig vom Aussehen her an 90‘er 3d-Render-Grafik. Mir als alten Oldschool-Gamer hat es gefallen. Außerdem gibt es Spieler-Trophäen für erreichte Punktzahlen. An der Stelle will ich nicht mehr allzu viele Worte verlieren und sag es ganz kurz: Die Idee ist ganz nett, hätte aber auch keiner vermisst, wenn man’s weggelassen hätte.

Kommen wir endlich zum Fazit: Das Spiel kostet im Nintendo eShop regulär 3,99 EUR, zwischendurch auch im Sale für 2,79 EUR. Soviel kosten auch so manch ältere oder auch nicht ganz so alten Spiele in diversen Current Gen-Onlineshops bzw. bessere Handyspiele. Also, wo will sich das Spiel in Zeiten von aufwendig produzierten Mobile Games und zwischen den Indies der Switch denn positionieren? Ein Original Space Invader birgt immens viel Retro Charme und weckt bei älteren Jahrgängen nostalgische Gefühle. Dieses Spiel ist eine rein grafische Verbesserung der alten Space Shooter-LCD Games (ihr wisst schon, Tiger und Konsorten), mehr leider nicht! Es fehlt ihm leider in fast allen Punkten am letzten Feinschliff und vor allem an Herzblut. Leider.
Ich will dem Spiel ja nicht partout seine Daseinsberechtigung absprechen, aber ich weiß echt nicht wer hier die Zielgruppe sein soll. Jeder der mal Lust auf Space Invader verspürt wird zum Original greifen, wer es kennt sowieso und wer nicht, für den ist es ein Muss. Wer unbedingt nach einer Alternative sucht wird besseres finden. Vielleicht nicht im eShop für die 3DS, aber ganz ehrlich, wozu auch, denn mit der weiter oben beschriebenen fehlenden Pause-Funktion hat sich die ganze „Unterwegszocken“ Geschichte auch erledigt bzw. es gibt einfach zu viele bessere Spiele. – Sorry, bei aller Liebe zu kleinen Entwicklerstudios und zur Underground-/Indie-Szene: ein herausstechendes Merkmal muss ein Game aus der Kategorie schon haben in der heutigen Zeit: poppigen Retro Chiptune, superbe Grafik oder einfach ein witziges und innovatives Spielprinzip. Hier wurde ein Klassiker leider einfach relativ lieblos aufgetakelt und auf den Markt geschmissen. Schade, grad grafisch sind Ansätze da. Vielleicht tut sich hier etwas in der Zukunft beim Entwickler. Laut Youtube scheint man sich bereits auf ein neues Spiel zu konzentrieren. – Hoffen wir das beste!
Entwickler: Armin Unold
Publisher: Armin Unold
Erhältlich auf: Nintendo 3DS
MO@16.04.2020
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.