Wirtschaft ist für viele nicht gerade das spannendste Thema und findet sich daher, abseits von einigen Ausnahmen, wie Aufbau- und Wirtschaft Simulationen eher selten in Videospielen wieder. Doch von Sometimes You erscheint nun eine komplett andere Form des komplexen Sachverhalts als Interpretation in spielerischer Form, die ich mir dankenswerterweise vorab in einer kostenfreien Testversion ansehen dürfte, die mir vom Publisher zur Verfügung gestellt wurde. Einen Einfluss hat dieser Umstand aber selbstverständlich nicht auf meine Bewertung.

Das Spiel hört auf den Titel „Norman’s Great Illusion“ und wählt einen ziemlich frischen Ansatz uns mit dem Wirtschaftsmotor zur beschäftigen, da es uns an die unterste Position in der Wertschöpfung packt und im Grunde die gesamte Spielzeit nur mondäne Arbeiten verrichten lässt, bis das Spiel irgendwann unvermittelt endet. Das ist zum einen zwar eine ziemlich geniale Analogie zum Arbeitsalltag, doch könnte genauso gut ein Test an den Spieler sein, wenn er, ähnlich wie bei „Desert Bus“ frustriert aufgibt, was bei „Norman’s Great Illusion“ in Anbetracht des repetitiven Gameplays durchaus der Fall sein könnte… – Aber schauen wir uns erst einmal an, um was es genau geht.

Wir steuern den titelgebenden Norman, der Tag ein Tag aus morgens aufsteht, mit seiner Familie frühstückt und danach einmal quer durch die Stadt zu seiner Arbeit in einer Fabrik fährt. Nach 8 Stunden Arbeit fährt er wieder zurück, isst mit seiner Familie zu Abend und geht zu Bett, bevor sich am nächsten Tag alles wiederholt. – Wie im echten Leben eben… Dabei können wir in seinem zu Hause die freie Kontrolle über Norman übernehmen und selbst entscheiden wann wir ihn umziehen, wann er zu Bett geht, wann er isst und wann er zur Arbeit aufbricht, auch wenn es abseits der erwähnten Aktionen leider nichts für ihn zu tun gibt. Die Autofahrt, sowie die Arbeit besteht dann aus Mini spielen: Bei der Autofahrt läuft einen Balken von links nach rechts und wir müssen zum korrekten Zeitpunkt, während sich der Curser im grünen Bereich befindet, eine Taste drücken, da unser Auto sonst Schaden nimmt, was die Haushaltskasse belastet. Auf der Arbeit müssen wir unter Zeitdruck Rechenaufgaben lösen, die zwar nicht besonders Komplex sind, doch dann und wann ein paar kleine „Fallen“, à la der Regeln „Punkt vor Strich“ und „Klammer zuerst“, enthalten.

Erledigen wir unsere Arbeit gut, bekommen wir einen täglichen Bonus und werden irgendwann befördert, machen wir unsere Arbeit schlecht, müssen wir eine Strafe zahlen und verlieren irgendwann unseren Job. Zusätzlich gibt es an bestimmten Punkten in der Geschichte persönliche und politische Entscheidungen zu treffen, die entweder unseren sozialen, oder wirtschaftlichen Status beeinflussen (können). Unterstützen wir die Mitarbeiter bei der Gründung eines Betriebsrat, oder ersticken wir diese Bestrebungen beeinflusst unseren Stellenwert in der Firma unter Kollegen und Vorgesetzten. Diese Entscheidungen finden in Visual Novel-Manier statt, sind also nicht als Cutscene animiert, sondern in Form von Texttafeln und dann und wann einem Bild, die besonders in den unterschiedlichen Endszenarien eine überaus depressive Stimmung erzeugen können, was sich auch auf viele Elemente des Spiels übertragen lässt.

Wir starten jeden Durchgang mit 300$ auf dem Konto, bekommen jeden Tag unser Gehalt, unter Umständen einen Bonus, oder eine Strafe und müssen schon nach kurzer Zeit erkennen, dass unsere Ausgaben fast immer die Einnahmen überschreiten, was leider in vielen Haushalten Realität ist. Und Norman’s Frau macht ihm neben der monotonen Arbeit, mit dennoch sinkendem Kontostand, auch immer mehr das Leben zur Hölle. Knien wir uns stattdessen in die Arbeit und werden befördert, können wir die Versorgungslücke zwar schmälern oder sogar schließen, doch dann fühlt sich Norman’s Frau vernachlässigt, hört irgendwann sogar auf ihm essen zu kochen und plant ihn zu verlassen. Im Grunde gibt es also keine richtigen Entscheidungen, sondern nur das kleinere Übel, das wir bei Entscheidung abwägen müssen.

Jeder Durchgang kann daher einen anderen Verlauf nehmen, woran auch viele der Trophäen gebunden sind, was aber mit einem Guide kein Problem sein dürfte und nicht mehr als 20-25 Minuten in Anspruch nimmt, bis man die Platin verdient hat. Insgesamt beinhaltet das Spiel 13 Trophäen (0 x Bronze, 2 x Silber, 10 x Gold, 1 x Platin), was auf der Xbox One 1000GS entspricht. Wer eine zusätzliche Herausforderung sucht kann übrigens aus insgesamt drei Schwierigkeiten auswählen, die die Geschwindigkeit der Timer beeinflussen und es sehr schnell schwierig machen überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen.

Insgesamt ist das Spiel durchaus eine interessante Interpretation unserer Wirtschaft, die dem Spieler die Augen öffnen (kann), auch wenn das Spiel von seiner spielerischen Seite wenig anspruchsvoll und ziemlich monoton daherkommt. Man muss sich auf jeden Fall darauf einlassen können, damit man unterhalten wird. Für mich hat es allerdings funktioniert und ich habe es selbst nachdem die Platin verdient war noch mehrfach durchgespielt, um andere Enden zu sehen, von denen ich nach wie vor nicht sicher bin welches das deprimierendste war und, ob es überhaupt sowas wie ein gutes Ende im Spiel gibt…
Entwickler: CivilSavages
Publisher: Sometimes You
Erhältlich auf: PS4, PS Vita, Xbox One, Nintendo Switch
NB@21.08.2020
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