Wales Interactive ist seit Jahren Vorreiter in Sachen FMV, also den Spielen, die unter Verwendung echter Schauspieler und Filmaufnahmen entstehen. Und auch wenn der walisische Publisher die größten Erfolge mit den Dating Sims, „5 Dates“ und „10 Dates“ gefeiert hat, so schätze ich besonders die Genre-Werke, wie „Mia and the Dragon Princess“ als Abenteuer mit asiatischen Einflüssen, „The Complex“ als Science Fiction, oder „I saw black Clouds“ als Horror. Aus diesem Grund hatte ich auch direkt zur Ankündigung mein Auge auf „Bloodshore“ geworfen, da dort offenkundig „The Running Man“ und „Battle Royale“ referenziert wird.

In der nicht genauer spezifizierten Zukunft wird die Welt nicht mehr von Staaten und politischen Systemen beherrscht, sondern die internationale Gesellschaften bestimmen. Eine der einflussreichsten Konzerne ist dabei Alyn Corp, die gerade ihre 13. Staffel der Tötungs-Gameshow Kill/Stream starten. Im Gegenzug für die Gefahr getötet zu werden winken dem Gewinner 10 Millionen Dollar, Einfluss und Ruhm. Die Qualität der Teilnehmer hat allerdings mit den Jahren immer mehr abgenommen und ist mittlerweile bei drittklassigen Streamern und abgehalfterten Schauspielern anbelangt, was die Produzenten mit übertriebener Gewalt und betrügerischer Inszenierung versuchen auszugleichen, wovon die Teilnehmer, sowie die Zuschauer aber nichts wissen.

Wir begleiten den Nick Romeo, einen Schauspieler, der seine besten Zeiten lange hinter sich hat und daher gezwungen ist bei der Show mitzumachen. Nick ist ein interessanter Charakter, der von seiner Hintergrundgeschichte an die „zwei Coreys“, Corey Haim und Corey Feldman, abgelehnt ist. Die insgesamt 50 Teilnehmer, von denen wir aber lediglich mit ungefähr 10 im Rahmen der Geschichte interagieren, werden auf einer verlassenen Insel abgeworfen, um sich dort gegenseitig umzubringen. Der weitere Verkauf der Geschichte hängt dann von unseren Handlungen und Entscheidungen ab. So können wir beispielsweise die Verschwörung hinter Kill/Stream aufdecken, die Spiele gewinnen und das Geld einstreichen, oder vollkommen unglamourös vorzeitig ins Gras beißen.

Selbstverständlich ist diese Freiheit ebenso eine Illusion, wie bei den Spielen von Telltale, wir beeinflussen nur kleinere Unterschiede und die Story läuft an fest definierten Knotenpunkten wieder in einer von drei oder vier Varianten zusammen, doch gerade diese Unterschiede und die Kausalität zwischen Aktionen wissen zu gefallen. Erst wenn man das Spiel mehrfach durchspielt fallen die unsichtbaren Schienen auf. Und da einige Szenen in unterschiedlichen Verläufen verwendet werden gibt es auch kleinere Abschlussfehler und unlogische Punkte, die aber nicht auffallen, wenn man das Spiel nicht nach der Prämisse spielt alles zu sehen, was es im Spiel zu sehen gibt.

Wir bestimmen den Verkauf über Auswahl von Aktionen und Dialogen in Form von Multiple Choice-Auswahl, die das Spiel regelmäßig kurzzeitig pausiert bis wir unter Ablauf eines Timers eine Auswahl treffen. Treffen wir keine Entscheidung „wählt“ das Spiel zufallsgeneriert für uns. So kann man das Spiel aber sogar fast als Film anschauen und wird ebenfalls gut unterhalten, auch wenn sich Schauspieler, Setting und auch die Story schon eher auf trashigem Niveau bewegen.

Das macht aber an sich auch gar nichts, denn das Spiel spielt bewusst mit diesem Klischee, ist mit Augenzwinkern inszeniert und ist sich dessen voll bewusst. Schade ist allerdings, dass viele der Charaktere etwas blass bleiben, fast eindimensional sind und zweifelsfrei nur eingeführt wurden, um einen weiteren Charakter im Raster zu haben. Hier wäre durchaus etwas Luft nach oben gewesen. Weiter könnten einige Effekte besser sein, denn auch wenn man darauf geachtet hat einige eklige Szenen mit einigem an Filmblut zu inszenieren, so fallen einige digitale Effekte, wie Mündungsfeuer von Pistolen und Gewehren negativ auf, da man sieht, dass beim Dreh keinerlei Feedback erfolgt ist und man wartet formlich darauf, dass die Schauspieler stattdessen „piu, piu, piu“ machen, um das zu kompensieren.

Insgesamt hatte ich trotz der kleineren Kritik einiges an Spaß mit der Geschichte. Für meinen Geschmack hätte das Spiel zwar etwas mehr Varianten bieten können, aber für seine in etwa 90-120 Minuten pro Durchlauf hat mich die trashige Geschichte wirklich unterhalten und sogar das ein oder andere Mal wirklich überrascht. Das mag zwar durchaus daran liegen, dass ich sowohl ein Herz für FMV, aber auch für Trash-Filme habe, aber es gibt bei weitem schlechtere Spiele. Und gerade in Gesellschaft und mit dem ein oder anderen Kaltgetränk kann aus „Bloodshore“ sogar ein wahrer Hit werden…

Entwickler: Good Gate Media

Publisher: Wales Interactive

Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch

NB@03.10.2023

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Eine Antwort zu „PS4 Review: „Bloodshore“ #Bloodshore #FMV”.

  1. […] • Im Lockdown gedreht und gleichzeitig in London und Los Angeles gefilmt• Mit Andy Buckley (The Office) als Onkel Marcus• Außerdem mit Susannah Doyle (Black Mirror) und Robbie Kay (Once Upon a Time – Es war einmal …)• Rückkehrende FMV-Schauspieler Georgia Small (Five Dates) und Al Weaver (The Complex)• Aus den Studios hinter The Complex, Five Dates, Night Book und Bloodshore […]

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