Ich muss ehrlich sein, dass ich zunächst keine besonders hohen Erwartungen an „Prince of Persia: The Lost Crown“ hatte. In meinen Augen handelte es sich dabei um ein erwartungsgemäß „nettes“ Indie, das im Grunde nur zur Überbrückung dient, bis das Remake von „Prince of Persia: The Sands of Time“ erscheint, doch das Spiel hat mich echt positiv überrascht. Dabei fängt es erst einmal recht unspektakulär mit einer absolut linearen Einleitung an, die als kleines Tutorial fungiert: Wir laufen mit unserem Protagonisten von links nach rechts, vermöbeln ein paar Gegner, springen über Hindernisse und müssen uns ein paar Bildschirme weiter einem Boss stellen.

Das ist alles in allem zwar ok, aber hat man gefühlt schon tausend Mal in ähnlicher Form gesehen. Und zugegebenermaßen, wenn das ganze Spiel so wäre, hätte ich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich direkt ausgeschaltet. Doch nach dieser eher inspirierten Einleitung, kommt nicht nur die Geschichte erst in Fahrt, sondern die Spielwelt öffnet sich und offenbart nach und nach ihr Potential als reinrassiges Metroidvania.

Dabei entfernt sich das Spiel zum einen etwas von den Vorgängern, nähert sich aber an anderen Stellen wieder näher an, als es die letzten Teile getan haben. Der chronologisch neunte Teil der Reihe verbindet damit die alte und neue Welt der Reihe, die ursprünglich auf Jordan Mechner zurückgeht und dabei eine Weiterentwicklung von „Karateka“ dargestellt hat. Die ersten Teile überzeugten schon damals durch einen ansprechenden 2D Stil, eine Labyrinth-ähnliche Spielwelt und jede Menge Akrobatik, die der Spieler einsetzen musste, um tödliche Fallen zu überwinden. All das findet man auch in „The Lost Crown“, wobei man sogar die unterschiedlichen Kräfte zur Manipulation der Zeit eingebaut hat, die in den neueren Teilen der Reihe eingeführt wurden und diese für einige ziemlich fordernde Geschicklichkeitspassagen verwendet.

Doch bevor wir uns weiter mit dem Gameplay beschäftigen, um was geht es eigentlich im neuen Teil der Reihe? – In „The Lost Crown“ schlüpfen wir in die Rolle des jungen Sargon, der Mitglied einer Elitegruppe von Kämpfern namens die Unsterblichen ist. Unsere Aufgabe ist es, den persischen Prinzen Ghassan zu retten, der von einer feindlichen Gruppe in einem mysteriösen Berg namens Qaf entführt wurde. Dabei müssen wir uns durch 13 abwechslungsreiche Gebiete kämpfen, rätseln und erkunden, die von alten Tempeln über dunkle Kerker bis hin zu einem eingefrorenen Meer reichen und wo die Regeln von Raum und Zeit keine Gültigkeit zu haben scheinen. Die Geschichte ist dabei nicht nur spannend erzählt, sondern hält auch einige überraschende Wendungen bereit, die ich persönlich nicht haben kommen sehen und deswegen auch keinesfalls Spoilern möchte. Und auch wenn Kritiker dem Spiel vorwerfen, dass man nicht den titelgebenden Prinz spielt, denen sei nur gesagt, dass das im ersten Teil der Reihe nicht anders war, denn dort waren wir auch nur ein namenloser Krieger, der erst am Ende zum Prince of Persia wurde, indem er die Prinzessin rettete und heirate…

Das Gameplay teilt sich grob in Plattforming, Erkundung und Kampf. Sind wir anfänglich noch linear und auch kurz nach der Ankunft in Oaf noch eher simpel unterwegs, verschlägt es uns schnell in neue Areale, die nur mit viel Geschick zu meistern sind. Typisch für das Metroidvania-Genre könnten wir von Anfang an im Grunde überall hin, werden aber durch unsere Fähigkeiten gebremst. Kommen wir an einer Stelle nicht weiter, fehlen uns in den meisten Fällen einfach Fähigkeiten. Wir müssen daher woanders hin und zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren. Standardmäßig werden diese Punkte auf unserer Karte rot vermerkt und wechseln zu grün, wenn wir die fehlende Fähigkeit bekommen haben. Wer das nicht möchte kann das aber auch ausstellen, auch wenn ich es wirklich hilfreich fand, da die Karte einfach zu riesig ist, um sich alle besonderen Ecken zu behalten.

Auf unserem Weg schalten wir daher nicht nur neue Möglichkeiten im Kampf, sondern auch besondere Kräfte frei, die uns helfen, neue Bereiche zu erreichen und neue Herausforderungen zu meistern. Dazu gehören zum Beispiel ein Dash, ein Doppelsprung oder ein Schattensprung, mit dem wir uns durch Wände teleportieren können. Besonders cool ist die Fähigkeit auf Knopfdruck in einer Parallelwelt zu wechseln, die sich in kleinen Details von der normalen Welt unterscheidet. Wenn wir zum Beispiel in der normalen Welt an eine Begrenzung gelangen, kann diese in der Parallelwelt offen sein. Oft müssen wir auch schnell zwischen beiden Welten wechseln, um die teilweise sehr anspruchsvollen Plattforming-Abschnitte zu überwinden. Hier kann stellenweise etwas Frust aufkommen, aber im Gegenzug ist das Erfolgserlebnis umso größer, wenn man es geschafft hat. Der Vollständigkeit halber muss man allerdings auch erwähnen, dass es in den Optionen eine Hilfestellung gibt, die uns das Überspringen der schwierigsten Abschnitte erlaubt, wobei das aber natürlich auch viel vom Spielspaß raubt.

Wenig spaltet die Fangemeinde so wie der Artstyle, auf den das Spiel setzt. Das wird nur noch vom RnB-Soundtrack getoppt, den man für den ersten Trailer zum Spiel verwendet hat und der immer noch in den Videos mit den meisten Downvotes enthalten ist. Die Grafik setzt auf nett animiert 2,5D Cellshading Optik und bietet sehr abwechslungsreiche und detailreiche Areale. Die Charaktermodelle und besonders unsrer Protagonist Sargon bringen frische Ideen mit sich und unterscheiden sich teilweise stark von früheren Teilen der Reihe. Sargon ist zwar eindeutig kein Perser, aber die Hintergrundgeschichte thematisiert das Spiel sogar in Nebenmissionen. Zusätzlich hat mir auch von seiner Attitude als der junge Wilde mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit gefallen. Ich fand es allerdings schade, dass nur wenige Zwischensequenzen gibt und diese eher spärlich animiert sind, ebenso wie die Gespräche, bei denen die Figuren ihre Münder nicht bewegen. Immerhin ist das Spiel dennoch professionell vertont, es ist also nicht wie Zelda das wahrscheinlich auch in 10 Jahren immer noch keine Sprachausgabe haben wird, obwohl es langsam mal an der Zeit wäre…

Insgesamt handelt es bei „Prince of Persia: The Lost Crown“ nicht nur um ein gelungenes Spiel, sondern auch mehr als einen Lückenfüller. Es ist ein Spiel mit eigener Identität und kreativen Ideen. Es mag zwar nicht das innovativste Spiel im Metroidvania-Genre, dazu sind die Fähigkeiten zu sehr Paint by Numbers, doch gleicht das mehr als überzeugend mit seinem Leveldesign und den teilweise super fiesen Fallen und Plattformer-Elementen aus. Darüber hinaus läuft das Spiel auf der Xbox Series X, entsprechendes Equipment vorausgesetzt versteht sich, mit bis zu 120fps in 4K und gerade bei den akrobatischen Sprüngen und dem blitzschnellen Wechsel der unterschiedlichen Fähigkeiten profitiert das Gameplay von dieser Performance. Und mit einer Spielzeit zwischen 20 und 25 Stunden, je nachdem wie viele Nebenmissionen man angeht und wie ausführlich man auf Erkundungstour geht, hat das Spiel auch eine mehr als solide Spielzeit. Freunde der Reihe und Metroidvanias im allgemeinen sollten sich das Spiel auf jeden Fall mal ansehen!

Entwickler: Ubisoft Montpellier

Publisher: Ubisoft

Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch

NB@25.01.2024

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2 Antworten zu „Xbox Review: „Prince of Persia: The Lost Crown“ #PrinceOfPersia #Metroidvania”.

  1. […] für die erfolgreichen Spielereihen Far Cry, Assassin’s Creed, Watch Dogs, The Crew und Prince of Persia, befindet sich derzeit in einer sehr schwierigen Phase. Die jüngsten Entwicklungen, […]

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