Auch wenn die Meinung wahrscheinlich unpopulär ist, aber neben meiner Vorliebe zum Full Motion Video, oder kurz FMV, gehört „Night Trap“ zu einem meiner Lieblingsspiele. Nicht unbedingt weil es so gut ist, sondern eher was es für die Entwicklung der Videospiele bedeutet und wie ambitioniert es für die damalige Zeit war. Wer tiefer in die faszinierende Entstehung des Spiels einsteigen möchte, dem empfehle ich die Dokumentation von My Life in Gaming, die zum 25. Jubiläum herausgebracht wurde und die ich hier verlinkt habe. Ich beschränke mich in diesem Review daher auf das Nötigste.
„Night Trap“, entwickelt von Digital Pictures, war ursprünglich ein interaktiver Film, der 1992 für die CD-basierten Konsolen der damaligen Zeit, vornehmlich dem Sega Mega CD, veröffentlicht wurde. Das Spiel erhielt viel Aufmerksamkeit aufgrund seiner mutmaßlich kontroversen Inhalte und der entfachte eine Debatte um Gewalt in Videospielen, die interessanterweise aber die Popularität des Spiels weiter steigerten. Nachdem das Spiel in den letzten Jahren aufwendig überarbeitet auf PC, PS4, PS5 und Nintendo Switch wieder veröffentlicht wurde, ist nun die zweifellos merkwürdigste Veröffentlichung erschienen: Denn nun wurde das Spiel für den Game Boy Advance (GBA) neu umgesetzt und verspricht ein nostalgisches Spielerlebnis für Fans des Originals…

Was ursprünglich als Aprilscherz letztes Jahr von Limited Run Games veröffentlicht wurde, ist doch Realität. Und auch wenn das Spiel offenkundig starke Eingriffe erfahren musste, um auf der recht schwachen Hardware lauffähig zu sein, ist es schon fast ein Wunder das es überhaupt möglich gemacht werden konnte. Doch bevor wir die Technik genauer thematisieren möchte ich kurz auf die allgemeine Story eingehen: Die Geschichte von „Night Trap“ dreht sich um eine Gruppe von Teenagern, die in einem Haus von blutrünstigen Vampiren bedroht werden. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Überwachungsoperators und muss mithilfe von Sicherheitskameras die Vampire ausfindig machen und sie mit Fallen fangen, um die Teenager zu retten. Die Story ist ein typisches B-Horrorfilm-Szenario und bietet eine einfache, aber unterhaltsame Prämisse.

Das Gameplay von „Night Trap“ ist eine Mischung aus interaktivem Film und Point-and-Click-Abenteuer. Als Spieler sind Sie verantwortlich für die Überwachung der Sicherheitskameras und das Auslösen der Fallen zur Vampirabwehr. Das Spiel bietet ein einzigartiges Spielerlebnis, das stark von seiner interaktiven Filmstruktur geprägt ist. Die Kombination aus Überwachung und taktischer Entscheidungsfindung verleiht dem Spiel einen besonderen Reiz.

So zumindest in der normalen Version des Spiels, denn die GBA-Version unterscheidet sich stark. Auf dem GBA gibt es abseits des Menüs, das 5 unterschiedliche Kapitelmarker umfasst, keine Interaktivität. Man kann das Spiel nicht spielen, sondern sieht die FMV-Sequenzen im Grunde als Film. Und auch wenn diese Veröffentlichung damit die erste offizielle Reihenfolge der Filmsequenzen und unterschiedlichen Wege durch das Spiel darstellt, ist es auf dem kleinen Bildschirm alles andere als ein Genuss: Das Bild ist selbst für den kleinen Bildschirm übermäßig stark komprimiert und voll mit Artefakten, damit das Spiel auf dem 8MB Cartridge Platz findet. Die Architektur des Cartridge macht es auch unmöglich auf dem Retron5 oder Retron Sq zu spielen, auch wenn es auf Grund der Komprimierungsrate des Bildes ohnehin nicht wirklich ratsam wäre. Zwar startet auf beiden Konsolen der Startbildschirm, doch von dort aus geht es nicht weiter, denn anscheinend wird das ROM nur bis zu diesem Aufruf in den Zwischenspeicher geladen. Wer das Spiel also erleben möchte muss auf einen Handheld zurückgreifen, der über einen passenden Slot verfügt. Ich habe dafür meinen DS verwendet.

Insgesamt ist „Night Trap“ auf dem Game Boy Advance zwar eine interessante Umsetzung des Klassikers von Digital Pictures, aber eher von seinem technischen Standpunkt her, dass man diese Portierung überhaupt geschafft hat. Ein bisschen wie die ersten Fotos und Videos, die man mit einem Handy machen konnte, lange bevor unsere mobilen Telefone als „Smartphone“ bezeichnet wurden. Die Umsetzung strebt weder an die anderen Ports zu ersetzen, noch kann sie ihnen das Wasser reichen. Doch das ist zweifelsfrei auch gar nicht der Anspruch gewesen. Viel mehr hat sich die Veröffentlichung an Sammler und Fans gerichtet und ist in dieser Version auf jeden Fall ein Unikum für eigene Sammlung!
Entwickler: Digital Pictures / Screaming Villains
Publisher: Screaming Villains / Limited Run Games
Erhältlich auf: Gameboy Advance
NB@30.07.2024
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