PS4 Review: „Vollgas (Full Throttle) – Remastered“ – Was bietet das Biker-Adventure heute?

1995 – Der damalige Platzhirsch in Puncto Adventure Games veröffentlich das ambitionierte Biker-Roadmovie-Adventure-Spiel mit Science-Fiction-Einflüssen mit dem Titel „Vollgas“ oder im Original „Full Throttle“. Das Adventure war das erste Spiel von Lucas Arts, das ausschließlich auf dem neuen Medium CD-Rom und mit vollständig lokalisierter  Sprachausgabe herausgebracht wurde. Zusätzlich verfügte es über einen herausragenden Soundtrack mit echten Musikstücken der Biker-Band „Gone Jackals“

Im Original war die Sprecherliste sogar mit Mark Hamill prominent besetzt. Auch wenn logischerweise in der deutschen Version davon nichts mehr übrig geblieben war, war die Synchronisation, besonders für die damalige Zeit, von guter bis sehr guter Qualität und stellt sogar einige aktuellere Spiele in den Schatten. Hier waren wirklich Profis am Werk.

Produziert wurde das Spiel damals von einem Team um Tim Schäfer, der heute immer noch in der Branche tätig ist, auch wenn Lucas Arts ihr seit einiger Zeit den Rücken gekehrt hat und das Adventure-Genre per se bereits für tot erklärt wurde. Nichts desto trotz hat Tim Schäfer mit seinem neuen Studio Double Fine Productions, die hinter dem, leider zu Unrecht verkannten, Action-Rollenspieln „Brütal Legend“ und Remasters von „Day of the Tentacle“ oder auch „Grim Fandango“ stehen, sich auch dieser Perle angenommen und das Spiel liebevoll überarbeitet für PlayStation 4, PlayStation Vita, Windows, Linux und Mac neu aufgelegt und herausgebracht. Dabei wurden die Grafiken liebevol auf den aktuellen Stand der Technik geupdated und unter anderem durch aktuelle Erweiterungen, wie z.B. Trophäen und eine Umschaltfunktion zur Originalgrafik komplettiert.

Ich habe das Spiel damals, wie auch heute noch einmal gespielt kann bereits vorwegnehmen, dass es auch heute immer noch wirklich Spaß macht, auch wenn nicht alle Elemente gut gealtert und aus heutiger Sicht sinnvoll erscheinen. Aber damit greife ich eigentlich schon etwas vorweg, daher betrachten wir uns erst einmal, um was es eigentlich geht:

Wir Spielen Ben, den Anführer der Biker-Gang „Polecats“, der sich in einer Verschwörung wiederfindet in der nicht nur seine Gang in Gefahr gerät, sondern er sogar unter Mordverdacht vom Gesetz gesucht wird.

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In der nahen Zukunft kreuzen sich durch Zufall die Wege von den Polecats und dem Vorstand von Corley Motors, dem letzen Hersteller für Motorräder und Motorradteile im ganzen Land. Der Vorstand besteht aus dem Firmengründer und CEO Malcolm Corley, der früher selbst ein Biker gewesen war und dessen Vizepräsident Adrian Ripburger, die sich auf dem Weg zur Firmenhauptversammlung befinden. Dieses Treffen soll Folgen haben, denn Ripburger hat mit der Biker-Gang und dessen Anführer Ben den Sündenbock für sein Mordkomplott an Corley gefunden, um seinen perfiden Plan, die Firma zu übernehmen, um statt Motorrädern zukünftig Mini-Vans zu produzieren, in die Tat umzusetzen.

– Die Gang wird inhaftiert und Ben ist auf der Flucht vor dem Gesetzt und muss versuchen Ripburgers Pläne zu vereiteln, seine Gang zu befreien und letztendlich seine Unschuld zu beweisen.

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In bester Adventure-Manier folgt das Spiel dem Point und Klick-Grundgerüst: Man sammelt und kombiniert Gegenstände, führt Gespräche und löst Rätzel, um das Ziel zu erreichen. Damit hatte Lucas Arts damals, auch durch ihre überarbeitete Scumm-Steuerung, die nun über ein Simbolgesteuertes Kontextmenü, anstatt Verben gesteuert wurde, bereits Routine und auch Vollgas weiß in dieser Hinsicht durch eine sehr interessante, wendungsreiche Geschichte mit anspruchsvollen, aber nicht unlogischen Rätzeln, zu überzeugen.

…Was allerdings damals, wie heute auch, ein Frustfaktor ist, sind Action-Elemente, die dem Spiel beigemischt wurden. Wahrscheinlich sollten diese das Spielgeschehen Actionreicher gestalten, jedoch strecken diese nur die Spielzeit und Unterbrechen den Spannungsbogen. Dabei handelt es sich um zwei Minispiele:

  • Straßenkämpfe gegen andere Gangs: Eigentliches Ziel ist es den Eingang zur einer versteckten Höhle zu finden. Um das zu schaffen muss man sich durch eine zufallsgeneriete Schaar von Gegner kämpfen, die unterschiedlichen Gangs angehören und unterschiedliche Waffen dabei haben. Das ist zwar nicht besonders anspruchsvoll, aber kann durchaus frustrieren, denn um den Eingang zu finden muss man einen bestimmten Gegner mit einer bestimmten Waffe besiegen…
  • Destruction Derby: Was hat man sich nur gedacht. Um ein spezielles Motorrad zu gewinnden, das einen versteckten Zugangscode zur Fabrik von Corley enthält, muss man an einem Demolition Derby teilnehmen und alle anderen Gegner in einer schlecht zu steuernden Topdown-Ansicht aus dem Weg räumen…

Diese Elemente sind leider mit der Zeit nicht besser geworden und wissen immer noch sehr zu frustrieren. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn man diese Elemente irgendwie überarbeiten oder sogar hätte überspringen können, obgleich damit die Spielzeit massiv geschrumpft wäre. Insgesamt kann man das Spiel, wenn man die Rätzel kennt in knapp 2 Stunden beenden, auch wenn es beim ersten Durchspielen um einiges länger sein dürfte.

Trotz der Kritikpunkte ist das Spiel auch heute immer noch einen Blick wert für jeden der Adventure-Spiele mag. Vollgas bietet eine interessante und sehr erwachsene Geschichte und einige sehr gut gemachte Rätzel und präsentiert sich heute schön remastered auf dem Hoch der Zeit. Ich habe den erneuten Kauf in keiner Weise bereut und hoffe insgeheim, dass noch weitere Adventure-Perlen in ähnlicher Form remastered werden.

NB@11.05.2017

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