PS4 Review: „State of Mind“ #stateofmind

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! – Nachdem ich in letzter Zeit eher weniger Glück mit den Spielen hatte, die ich ausprobiert habe, ist mir ein Spiel unter gekommen, das ich bereits länger auf meinem Backlog liegen hatte und das sich als wahrer Glücksgriff erwiesen hat. Und obwohl meine Erwartungen recht niedrig waren, da ich das Spiel Mal wahnsinnig günstig bekommen habe, hatte ich mit „State of Mind“ wirklich eine Menge Spaß damit. – Das Spiel aus der Feder von Martin Ganteför, der unter anderem auch für das Adventure „Das Geheimnis der Druiden“ verantwortlich ist, entfernt sich zwar optisch von der klassischen Point and Click-Formel, bleibt ihr aber im Direktvergleich treuer, als andere moderne Adventures, die mehr in die Richtung des interaktiven Films gewechselt sind. Dabei ist das Spiel in eine interessante Science-Fiction-Geschichte eingebettet, das nicht davor zurückschreckt auch heiklere Themen, wie Ehebruch, Vernachlässigung oder auch Philosophische Themen anzusprechen.

Wir schreiben das Jahr 2048 und unsere Geschichte nimmt in Berlin ihren Anfang. Berlin ist eine düstere Metropole, die von Wolkenkratzern und künstlicher Beleuchtung dominiert wird. Echtes Tageslicht ist Mangelware, was wahrscheinlich mit der zunehmenden Umweltverschmutzung und der allgemeinen Verrohrung der Gesellschaft zusammenhängt. Neben normalen Menschen dominieren Junkies und Roboter das Bild, wobei letztere auch komplett die Polizei zu stellen scheinen. Die Welt ist am Ende, was durch Leuchtreklamen deutlich wird, die mit der Besiedelung des Mars einen Neuanfang versprechen. Und mittendrin finden wir uns als Journalist Richard Nolan wieder, der nach einem Unfall mit lückenhafter Erinnerung im Krankenhaus erwacht. Da körperlich sonst alles in Ordnung zu sein scheint wird Richard entlassen und Fahrt nach Hause, nur um festzustellen, dass seine Familie verschwunden ist und an ihrer Stelle ein Haushaltsroboter namens Simon auf ihn wartet, was dem bekennendem Kritiker der voranschreitenden Technologiesierung gar nicht gefällt. Scheint es erst so, als ob seine Familie den Roboter angeschafft hat, um ihn zu ärgern und lediglich übers Wochenende bei den Großeltern ist, so stellt sich wenig später heraus, dass seine Familie wie vom Erdboden verschluckt ist und es mit dem Roboter ebenfalls mehr auf sich zu haben scheint. Richard macht sich daran herauszufinden, was los ist und muss feststellen, dass er allem Anschein nach das Opfer einer Verschwörung ist und mittlerweile eine geistige Kopie von ihm in der virtuellen Stadt City5 in Form von Adam Newman herumläuft. City5 ist der komplette Gegensatz zu Berlin. Hell, lichtdurchflutet und vollkommen frei von Umweltverschmutzung lebt Adam ein harmonisches Leben mit seiner Familie. Doch als die Welten von Richard und Adam aufeinander treffen ist bald nichts mehr so, wie es war. Und das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges…

Zwar dauert es etwas, bis die Geschichte wirklich in Fahrt kommt und auch die Verbindung zwischen den beiden Erzählsträngen sichtbar werden, doch dann kann man das Spiel kaum noch zur Seite legen, bis der Abspann über den Bildschirm flimmert. Und da es auch im Spielverlauf unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten und  Enden gibt, bekommt jeder Spieler seine eigene Version der Geschichte, die es sogar lohnt mehrfach zu spielen. Die Story, die wir dabei aus unterschiedlichen Perspektiven und Personen in unterschiedlichen Zeitperioden erleben ist dabei zwar kompliziert, aber am Ende dennoch logisch. Steuern wir am Anfang nur Richard und Adam, so kommen im Spielverlauf auch andere Protagonisten dazu, die uns das bisher gesehene teilweise in Frage stellen, oder durch neue Informationen in anderem Licht erscheinen lassen.

Allerdings muss man anmerken, dass diese lose Erzählstruktur auch ihren Preis hat, denn dadurch ist nicht immer ganz klar, was das Spiel von uns erwartet. Wir können zwar mit Objekten und Personen in den teilweise Recht weitläufigen Arealen interagieren, doch es gibt dabei immer nur ein konkretes Ziel, das die Geschichte vorantreibt und das ist uns als Spieler oft nicht klar. So kann es mitunter vorkommen, dass man etwas ziellos durch die Gegend läuft, bis man an die Stelle kommt, die das Spiel für uns vorsieht. Hier hätte ein zumindest grober Missionsmarker geholfen, da wir im späteren Spielverlauf sogar zwischen den Personen hin- und herwechseln können, obwohl aus auch sein könnte, dass das Spiel dadurch zu leicht geworden wäre, denn vielschichtige und mehrstufige Rätsel erwarten den Spieler nicht. Und generell bricht das Spiel in mehreren Punkten mit  der klassischen Point and Click-Formel.

Das fängt bereits bei der Ansicht an, denn wir steuern das Spiel in einer 3rd Person Verfolgeransicht durch dreidimensionale Areale mit interessantem Artstyle. Als Hotspots an Gegenständen und Personen werden uns jeweils unsere Möglichkeiten der Interaktion angezeigt, die sich allerdings auf anschauen und interagieren beschränken. Und zwar gibt es ein Inventar, jedoch ist der Inhalt sehr überschaubar und es sind keine Kombinationen von unterschiedlichen Gegenständen oder Einsatz in der Spielwelt notwendig. So ist die Lösung eines Rätsels meist nur weniger Meter entfernt und erfordert lediglich mit der richtigen Person zu sprechen, oder dem richtigen Hotspot zu interagieren. Hingegen setzt das Spiel als Alternative auf Minispiele, wie aus Zeitungsartikeln Informationen, die zusammenhängen zusammen zu klicken, aus unterschiedlichen Bildschnipseln das richtige Bild zu basteln. Hier bietet es damit an sich mehr, als Genre-Kollegen aus dem Hause Telltale, doch ich hätte mir dennoch etwas mehr klassische Rätselkost gewünscht.

Aber die Geschichte macht dabei einiges wett und zieht in ihren knapp 10-12 Stunden Spielzeit einige Inspiration von den Spielen von Quantic Dream, wie „Detroit: Become Human“ und „Heavy Rain“. Die Charaktere sind gut geschrieben und auch wenn es stellenweise schwer fällt mit Richard zu sympathisieren, da er ziemlich egoistisch agiert, so sorgen die anderen Charaktere dennoch für ein rundes Spielerlebnis. Und obwohl es sich um ein deutsches Spiel handelt, liegt das Spiel sowohl in deutscher, sie auch englischer Synchronisation vor, wobei beide Versionen eine gute Figur machen. Die Grafik besticht durch Figuren aus Polygonen, die sich in gerenderten Arealen bewegen. Dadurch entsteht zwar stellenweise ein kleiner Bruch, aber der Stil ist im Großen und Ganzen stimmig und vor allem mal etwas anderes. Und auch wenn man meint, dass es auf Grund des Stils etwas schwieriger wäre Emotionen deutlich zu machen, schaffen es die Entwickler dennoch durch Einsatz von kreativem Einsatz von Kamera und Musik das Problem zu umgehen.

Insgesamt hatte ich mit „State of Mind“ eine Menge Spaß und es hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Die Inszenierung ist Mal etwas anderes und spielerisch gibt es mehr Freiheit, als bei den spirituellen Nachfolgern des klassischen Adventures, den interaktiven Filmen. In einigen Momenten hätte ich mir allerdings ein klareres Ziel gewünscht. Jedoch zeigt das Spiel eindrucksvoll, dass deutsche Spiele immer noch relevant sind und sich nicht vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken brauchen. Fans von Adventures und Spielen mit dem Fokus auf Story sollten auf jeden Fall Mal einen Blick riskieren!

Entwickler:         Daedalic Entertainment

Publisher:           Daedalic Entertainment

Erhältlich auf:    PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch

NB@30.12.2019

——— Hinweise & Disclaimer: ———

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