PS4 Review: „Nicole“ #Nicole #LeichtePlatin

Ratalaika Games scheint gefallen an ihrem zweiten Standbein mit den Visual Novels gefunden haben, denn so sind innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere unterschiedliche erschienen und mit „Nicole“ steht uns nun ein weiteres ins Haus. Um herauszufinden, ob bei dieser rapiden Anzahl von Veröffentlichungen die Qualität auch nicht auf der Strecke bleibt, wurde mir vom Publisher dankenswerterweise ein kostenfreier Code für die PS4-Version zur Verfügung gestellt, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

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Als Twist für die aktuelle Veröffentlichung hat man sich zusätzlich etwas einfallen lassen, um den Horizont der Spieler zu erweitern. Denn es handelt sich bei „Nicole“ nicht „nur“ um ein Visual Novel, sondern man hat noch Elemente eines anderen in Japan sehr erfolgreichen Genres implementiert: Der Dating-Simulation, oder kurz Dating Sim. – Natürlich kommt aber auch die eigentliche Geschichte dabei nicht zu kurz und die ist überaus spannend und wartet mit einigen unterschiedlichen Schauplätzen, Charakteren, sowie einigen interessanten Wendungen auf. Im Zentrum der Handlung steht die titelgebende Nicole, sie ist ein Erstsemester am College und hat sich eigentlich darauf gefreut ohne die elterliche Aufsicht ihren eigenen Weg im Leben zu finden. Doch es geht etwas merkwürdiges vor sich, denn es häufen sich einige mysteriöse Ereignisse, wenn junge Studentinnen plötzlich verschwinden, um dann einige Tage später ohne jegliche Erinnerung und ohne erkennbare Verletzungen wieder auftauchen. Und Nicole macht es sich zur Aufgabe diesem Mysterium auf die Spur zu kommen… – Und dabei müssen wir wirklich aufpassen, denn nicht nur gibt es insgesamt zehn unterschiedliche Enden, die durch unsere Entscheidungen im Spiel beeinflusst werden, sondern es gibt auch vier unterschiedliche Männer, die wir „daten“ können, von denen einer aber etwas mit dem Verschwinden der Mädchen auf dem Campus zu tun hat, der Nicole als sein potentiell nächstes Opfer auserkoren hat.

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Doch das ist noch nicht alles, denn wir haben interessanterweise schon zum Spielbeginn eine Entscheidung zu treffen, die man nicht aus anderen Spielen des Genres kennt: Die Entscheidung, ob wir das Spiel als „Visual Novel“ spielen wollen, oder nicht. Die Unterschiede werden dabei zwar nicht wirklich erklärt, aber ich habe beide Modi gespielt und kann somit etwas Licht ins Dunkel bringen. Der Visual Novel-Modus ist der klassische Modus, er folgt einer starren Narrative und überlässt uns lediglich in den Gesprächen kurzzeitig die metaphorischen Zügel, wenn wir Nicole’s Antworten und ihr Verhalten an vordefinierten Punkten aus unterschiedlichen Alternativen auswählen können.

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Der andere Modus, der Adventure-Modus, folgt nicht diesem starren Konstrukt und wir können sowohl über eine Schnellreise den Standort wechseln, wo wir mitunter auch alleine sind, wenn sich die anderen Personen zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte irgendwo anders aufhalten, sondern können auch aus unterschiedlichen Aktionen zum Zeitvertreib auswählen, die unsere Charakterpunkte verbessern können. Legen wir uns schlafen wirkt sich das positiv auf Nicole’s Ruhe und Müdigkeit aus, oder lernen wir steigern wir unsere Intelligenz, was jederzeit anhand einer Skala im linken Bildrand eingeblendet ist und dem Spiel einen Hauch von RPG verleiht, wobei es natürlich nicht wirklich in die Tiefe geht.

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Und auch wenn das erst einmal interessant klingen mag, so hat das, zumindest in meiner Erfahrung, keine wirkliche Auswirkung auf den Verkauf der Geschichte. Ganz im Gegenteil, denn dadurch, dass wir ohne konkretes Ziel uns wahlfrei von Ort zu Ort und Aktion zu Aktion hangeln, bis wir zufällig auf einen Charakter treffen, der mit uns spricht, um die Geschichte weiter zu treiben, stört das immens den Spielfluss und kann stellenweise sogar zermürbend sein, wenn man sucht wo es weiter geht. Darüber muss man sich beim Visual Novel-Modus keine Gedanken machen, denn dort wird die Marschrichtung vorgegeben, was aber in diesem Zusammenhang nicht schlecht ist, da das Erlebnis damit fokussierter abläuft und es ohnehin keine auffälligen Variationen in Bezug auf die Handlung der beiden Modi gibt.

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Die Handlung an sich ist gut geschrieben und fängt das Erlebnis an einer amerikanischen Hochschule gut ein und man könnte den allgemeinen Ton der Geschichte durch die Kombination von Liebesgeschichte und Mystery fast als „Dawson’s Creek“ meets „Fringe“ bezeichnen, wobei man aber auf grafische Elemente, wie Blut oder Nacktheit verzichtet und selbst die ernsten Elemente der Handlung eher auf einer eher unschuldigen Ebene belässt. Der Fokus der Gameplay-Seite liegt, wie bei allen Visual Novels auf Dialogen, die stellenweise recht ausufernde Züge annehmen, aber insgesamt gut geschrieben sind, obgleich sie leider nicht vertont sind.

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Von der technischen Seite zeigt sich, dass schätzungsweise eher geringe Production-Value, denn wie die nicht vertonten Dialoge, werden auch die gleichen Hintergründe immer wieder verwendet und die Charaktere sind nur sehr spartanisch, in maximal 2-3 Phasen animiert. Die Musik ist zwar nicht besonders einprägsam, aber auch weit genug im Hintergrund, so dass man sie kaum zur Kenntnis nimmt. Einzig bei der Steuerung gibt es eine merkwürdige Eigenheit, denn wo wir so konditioniert sind, dass unsere Auswahl über eine hervorstechende weiße Markierung kenntlich gemacht wird, so ist es bei „Nicole“ genau anders herum. Das sollte man auf jeden Fall wissen, da es sonst zu unnötigen Verwirrungen kommt, wenn man gefühlt immer etwas anderes ausgewählt hat, als man eigentlich wollte.

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Ein Durchgang ohne Guide und bei normaler Textgeschwindigkeit dauert ungefähr 4-5 Stunden, was man mit einem Guide und der bei Trophäenjägern beliebten Skip-Funktion auf gerade mal 30 Minuten reduzieren kann, um alle Enden und damit auch alle der insgesamt 14 Trophäen (2 x Bronze, 0 x Silber, 11 x Gold, 1 x Platin) zu verdienen, was auf der Xbox One in gewohnter Weise 1000 GS entspricht.

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Insgesamt hat das Spiel wirklich gut unterhalten, auch wenn die Dating Sim-Komponente für mich als erwachsener Mann, der dann plötzlich Entscheidungen für die Partnerwahl einer jungen Frau treffen muss, sich erst einmal seht merkwürdig anfühlte. Dennoch passt die abenteuerliche Kombination gut zur Geschichte und die unterschiedlichen Enden und Verläufe waren auch sehr interessant. Die beiden Spielmodi bieten obendrauf noch einen gewissen Wiederspielwert, auch wenn ich mir einen Einfluss der Lebensimulation auf den Verkauf gewünscht hätte, was für mich zumindest nicht erkennbar war. Dennoch kommen sowohl Visual Novel-Freunde, wie selbstverständlich auch Trophäenjäger komplett auf ihre Kosten.

Entwickler: Winter Wolf Games

Publisher: Ratalaika Games

Erhältlich auf: PS4, Xbox One, Nintendo Switch

NB@07.08.2020

——— Hinweise & Disclaimer: ———

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