Poker-Simulationen gibt es wie Sand am Meer, also was kann man machen, um das Spiel besser zu verkaufen? – Ganz einfach, man packt ein paar leicht bekleidete Manga-Damen rein, baut die komplette Marketing-Kampagne auch darauf auf und gibt dem Ergebnis dann noch einen verschachtelten Titel, damit man im ersten Moment gar nicht merkt, dass es sich um „nur“ ein Pokerspiel handelt… – Nach „Poker Pretty Girls Battle: Fantasy World Edition“, über das ich bereits berichtet habe, kommt nun „Poker Pretty Girls Battle: Texas Hold’em“ und ebenso, wie das erst genannte, möchte es von seiner Präsentation eindeutig etwas mehr sein, als es ist, aber vielleicht kann es ja dennoch überzeugen? – Immerhin wird das Spiel von Eastasiasoft vertrieben, die generell ein gutes Gespür für die Auswahl der Spiele bewiesen haben, wenn man an eine beachtliche Auswahl an Shmups, Visual Novels und anderer Spiele denkt, die uns der Publisher bisher beschert hat. Schauen wir uns das Spiel daher einmal ganz genau an.

Nun ja, was soll man sagen, es ist eben Poker. Genauer Texas Hold’em, denn auch wenn es beim ersten Spiel noch die Hoffnung gab, dass unterschiedliche Poker-Varianten enthalten wären, der sollte nun auf Grund des Titels keinen Zweifel mehr haben, dass es eben „nur“ Texas Hold’em ist, auch wenn das eine der beliebtesten Varianten darstellt. Und im Gegensatz zu anderen Pokerspielen spielen wir eben nicht gegen gesichtslose andere Spieler, sondern gegen sexy Manga-Mädchen, die auch nicht mit ihren weiblichen Reizen geizen, auch wenn man mit den Damen, abseits der Auswahl einer Gegnerin, keinerlei Kontakt hat. In der Spielrunde, die immer aus uns drei weiteren Spielerinnen besteht, sehen wir lediglich einen kleinen Avatar an den Rändern des virtuellen Tischs.

Es gibt keinerlei Geschichte im Spiel und selbst sie Gegnerinnen bleiben relativ blass. Da sie weder über eine Hintergrundgeschichte, noch Persönlichkeit, abseits der optischen Darstellung als Schulmädchen, Fee, oder ähnliches. Anfangs stehen lediglich vier Gegnerinnen zur Verfügung, doch wenn wir diese besiegt haben, schalten wir neue Gegnerinnen frei. Zusätzlich verdienen wir mit jeder besiegten Gegnerin ein Stück eines Fotos, haben wir vier Gegnerinnen besiegt, sehen wir das komplette Bild. Wer allerdings auf ein schlüpfriges Bild hofft, den muss ich leider auch enttäuschen, denn bei den Fotos handelt es sich lediglich um ein Gruppenfoto der Gegnergruppe, selbst in Sailer Moon gab es mehr zu sehen, falls jemand darauf abgezielt hat. Man darf also keinesfalls ein Dead or Alive Xtreme für Poker erwarten…

Was übrig bleibt es ein stellenweise überraschend forderndes Spiel Texas Hold’em, an dem man sich besonders in höheren Levels die Zähne ausbeißen kann. Die KI arbeitet überraschend gut und lässt sich auch nicht leicht in sie Irre führen. Neulinge in dieser Poker-Variante werden anfangs gar ihre Probleme haben überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen, geschweige denn eine Party zu gewinnen. Ich hätte es persönlich nie von so einem Spiel erwartet, dass man nach dem Ausscheiden von zwei der drei Spielerinnen geschlagene 20 Minuten weiter spielt, bis es endlich zum Showdown kommt. Wenn man allerdings nur auf die Trophäen aus ist, die erfordern, dass man die ersten vier Damen besiegt, um gegen die nächsten Gegnerinnen spielen zu können, die man damit freischaltetet, gibt es einen einfachen Trick: Gleich mit dem ersten Zug einer Partie „All in“ gehen, denn dann werden direkt alle Karten aufgedeckt und es kommt zum Showdown. Natürlich kann man so auch verlieren, aber alle drei bis vier Versuche hatte ich in meinem Test direkt gewonnen.

Neben dem „Pretty-Mode“, der die „Story“ darstellt, in der wir gegen eine Gegnerin nach der anderen antreten, gibt es auch noch eine „Free Play“-Mode, in dem wir gegen alle Damen, die wir bisher freigeschaltet haben, antreten können, was allerdings eher witzlos ist, da sich das Spiel inhaltlich nicht von der Story unterscheidet. Sonst findet man im Hauptmenü noch ein knappes Regelwerk, das allerdings auf einer sehr hohen Flughöhe bleibt. Wer bisher kein Poker, oder konkret Texas Hold’em gespielt hat, sollte sich vielleicht eher ein paar Tutorials auf YouTube ansehen, um die Grundregeln zu lernen…

Insgesamt wird es wahrscheinlich wenig überraschend sein, dass die Entwickler versuchen, durch ein paar optische Schauwerte (Sex sells), ihr Spiel einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen. Überraschend fand ich hingegen, dass es sich inhaltlich um einen überraschend soliden Poker-Simulator handelt, der zwar etwas die Spannung einer echten Partie vermissen lässt, aber durchaus zum kurzweiligen Zeitvertreib, oder zur Übung herhalten kann. Trophäen-technisch hält das Spiel 14 Trophäen (0 x Bronze, 2 x Silber, 11 x Gold, 1 x Platin) bereit, die je nach Skill, oder via dem beschriebenen Trick in etwa einer Stunde verdient sind. Merkwürdig ist allerdings, dass es sich quasi um das exakt identische Spiel, wie „Poker Pretty Girls Battle: Fantasy World Edition“ handelt und die so gilt das, was auch für das eben erwähnte galt. Hätte man den Damen etwas mehr Persönlichkeit, durch eine Hintergrundgeschichte, oder unterschiedliche Charaktereigenschaften gegeben, die sich auch auf unterschiedliche Spielweisen hätten übertragen lassen, hätte das Spiel noch mehr fesseln können. So ist es quasi irrelevant gegen welche Dame wir spielen… Aber es gibt zugegebenermaßen auch viele schlechtere Spiele in den Gefilden leichter Trophäen und steht auf der PlayStation dank CrossBuy sogar in zwei Versionen zum Preis von einer zur Verfügung.
Entwickler: Zoo Corporation
Publisher: Eastasiasoft
Erhältlich auf: PS4, PS5, Nintendo Switch
NB@22.09.21
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