„Alveole“ ist eindeutig das merkwürdigste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Und dabei ist selbst der Terminus „Spiel“ recht lose zu gebrauchen und so fällt es sogar schwer das Spiel zu klassifizieren, oder überhaupt inhaltlich zu beschreiben. Denn kann sich im Grunde jeder etwas unter einem Plattformer, Visual Novel, Adventure, oder auch Sportspiel vorstellen, doch wie beschreibt man ein Spiel, das sehr experimentell ist, da es komplett ohne Handlung auskommt und sich lediglich auf einem Bildschirm abspielt?

Entwickelt als Wochenend-Projekt von zwei Entwicklern, Denis Petrov und Emil Ismaylov, handelt es sich um eine Allegorie zum freien Willen und Neugier des Menschen. Denn zwar lässt sich das Spiel bereits in wenigen Minuten beenden, allerdings um alles zu sehen, was das Spiel anzubieten hat, braucht es nicht nur viele Durchgänge, sondern auch Experimentierfreude, zumal an die unterschiedlichen „Lösungswege“ auch alle Trophäen des Spiels gekoppelt sind.

Wenn wir das Spiel starten sehen wir nur wenige Dinge, die in schwarzen Linien auf weißem Grund dargestellt sind und mich persönlich an reduzierte Skizzen aus Schulbüchern, oder IQ-Tests erinnert haben. Wir sehen eine gesichtslose Figur, die in einem Hamsterrad läuft. Zu ihrer linken und rechten sind leere Rahmen, einer für jedes mögliche Ende des Spiels und oberhalb sind kleine Piktogramme, die als Hilfestellung für die Enden fungieren, was man jedoch nicht auf Anhieb erkennt. Wir lernen, dass der Mensch per Knopfdruck springt und dann erscheinen auch allmählich Hindernisse, davon gibt es sieben Stück an der Zahl und danach endet das Spiel und beginnt von vorne.

Es gibt absolut keine Geschichte, keinen weiteren Hinweis, was wir eigentlich zu tun haben, wovon wir davon, oder wo wir hin laufen und wie man eigentlich überhaupt einen Fortschritt im Spiel macht. All das liegt am. Spieler selbst, bieten keine definitiven Antworten und lassen viel Raum für unterschiedliche Interpretationen. Für mich persönlich symbolisiert es das Leben, das ständig voranschreitet, wir wissen oft nicht, wo es uns hintreibt, doch es sind unsere Entscheidungen, die maßgeblich beeinflussen, wie unsere „Reise“ verläuft.

Die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten sind dann jeweils an unsere Entscheidungen, oder konkret daran gekoppelt, wie wir mit den Hindernissen umgehen, die sich uns in den Weg stellen: Akzeptieren wir sie und stolpern, umgehen wir sie, indem wir sie überspringen, oder eine Kombination von beidem. Und auch wenn das nicht besonders anspruchsvoll klingen mag, so ist es dennoch unterhaltsam die unterschiedlichen Optionen auszuprobieren und zu sehen, welche das Spiel davon und in welcher Weise belohnt. Denn jede Lösung wird mit einem Foto in Form eines Polaroid belohnt, das die Interpretation des Spiels von unserer Lösung zeigt. – Ebenso kreativ sind die Piktogramme, die als Hilfen fungieren. So wundert man sich mitunter warum das EKG manchmal ausschlägt und manchmal nicht, was die Brille bedeuten soll, oder was und der etwas merkwürdige Dinosaurier sagen soll, doch im Nachhinein machen die Bilder wirklich Sinn und es ist an uns sie lesen zu lernen. Einzig nervig kann dabei sein, dass es keinen Restart gibt, der in anderen Puzzlespielen mittlerweile fast zum Inventar gehört. Wenn wir hier einen Fehler machen müssen wir leider warten, bis der Durchgang beendet wird und wir neu starten können.

Insgesamt hat mich das Spiel zwar interessiert, als ich darüber gestolpert bin, ich muss aber zugeben, dass ich es nur als kleiner Zeitvertreib für eine leichte Platin einsortiert hatte. Das bietet es zwar auch, aber dennoch hat mich das. Spiel mit seinem interessanten Konzept trotzdem überrascht. Die 17 Trophäen (0 x Bronze, 7 x Silber, 9 x Gold, 1 x Platin) sind alle an die unterschiedlichen Enden gekoppelt, keine Trophäe ist verpassbar und unterhaltsam ist das Spiel obendrein, wenn man etwas für die Erörterung unterschiedlicher Optionen übrig hat. Es ist dabei zwar ein absolut schwer einzuordnendes Experiment, als ein Spiel, ist aber gleichermaßen mal eine willkommene Abwechslung im sonst oft immer gleichen Einheitsbrei an Spielen.
Entwickler: Denis Petrov, Emil Ismaylov
Publisher: Sometimes You
Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series
NB@27.09.2021
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.