Es gibt viele Spiele, die mittlerweile das Gefühl eines 8-, oder 16-Bit Titels versuchen zu emulieren, aber selten gibt es Spiele, die dabei so authentisch rüberkommen, dass sie durchaus auch ein Produkt der damaligen Zeit sein könnten. Ein Beispiel dafür ist das kürzlich auf der Nintendo Switch erschienene „Steel Assault“, das massive Inspiration von Castlevania, Contra und Bionic Commando zieht, aber dennoch eine eigene Identität mitbringt. – Auch wenn ich den Spieltitel als etwas zu generisch und nichtssagend empfinde, so hat mich die liebevolle Pixelgrafik und das interessante Spielprinzip sofort angesprochen, sodass ich es kaum erwarten konnte das Spiel zu spielen, ob diese Vorfreude gerechtfertigt war, lasse ich euch in diesem Testbericht wissen.

Ebenso wie der Titel ist auch die Prämisse alles andere als Originell. Wir sind Taro Takahashi, ein Widerstandskämpfer, der er sich zur Aufgabe gemacht hat gegen einen fiesen Diktator in den Kampf zu ziehen und dabei alles und jeden tötet, der sich ihm in den Weg stellt. Zugegebenermaßen viel tiefgründiger als „gut gegen böse“ wird diese Geschichte nicht, aber das war sie in den seltensten Fällen bei Spielen der damaligen Zeit, zumal man an dieser Stelle die animierten Cutscenes hervorheben muss, wo hingegen andere Spiele die Story komplett in das Handbuch, oder die Rückseite der Spieleverpackung auslagerten.

Auch spielerisch orientiert sich das Spiel an den Klassikern, sowohl von der Gameplay-Seite, wie auch der Schwierigkeits-Gesichtspunkten. Denn entgegen anderer Spiele ist der Schwierigkeitsgrad authentisch schwer und bietet demnach auch erfahrenen Veteranen eine Herausforderung. In dieser Beziehung sollte man auf jeden Fall darauf achten das Spiel besser mit einem Pro Controller, oder einer sonstigen Alternative zu spielen, denn die Bedienung über die Joycons ist, auf Grund eines fehlenden Steuerkreuzes, für einige Plattformer-Passagen nicht präzise genug. Denn Taro hat neben seiner elektrischen Peitsche, die ebenfalls, wie bei Castlevania verbessert werden kann, eine Zipline im Gepäck, die für viele Abschnitte nicht nur eine optionale Erweiterung, sondern alleiniges Mittel zum Fortschritt eingesetzt werden muss, wobei fehlende Präzision hier durchaus eine Hürde darstellen kann.

Die Zipline, die in ihrer Funktion stark an Bionic Commando erinnert, ist ein Kernelement des Spiels und findet sowohl im Plattforming, aber auch bei den kreativen Bossen Anwendung. Die Zipline lässt sich dabei in alle acht Diagonalen und muss sich dabei zwingend an zwei parallelen Ebenen einhaken, damit wir daran entlang, oder hochklettern können. Ist der Abstand zu lang, oder wird die Zipline beispielsweise durch einen Gegner durchbrochen, fallen wir unerbittlich in die Tiefe. Das beginnt zwar von seinem Anspruch noch recht gemächlich, aber spätestens nach dem ersten Boss gibt es einige schwierigere Abschnitte, die zeitkritische und miteinander verkettete Einsätze der Zipline erfordern.

Auch der Rest des Gameplays ist nicht ohne Tücken, denn das Spiel bombardiert uns mit einer Vielzahl von Gegnern, die an einigen Stellen auch respawnen, wenn wir zu lange verweilen. Zwar sind die Levels an sich nicht allzu lang, stellen aber spätestens mit dem Boss, den es in jedem Level gibt, eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Diese sind, ebenso wie die Levels an sich, insgesamt abwechslungsreich und liefern kurzweilige, wenn auch fordernde, Unterhaltung. Einzig der Umfang hätte für mein Empfinden etwas größer sein können, denn geübte Spieler können das Spiel komplett in unter einer Stunde beenden und danach gibt es leider lediglich ein paar höhere Schwierigkeitsgrade, oder den 1CC-Modus, ein Permadeath-Modus, indem wir das gesamte Spiel mit nur einem Leben beenden müssen, was allerdings in meiner Auffassung schon an Masochismus grenzt.

Technisch wirkt das Spiel wie ein vergessener SNES-, oder Mega Drive-Klassiker in allen Belangen, bietet schicke Sprites, bunte Stages und einiges an Explosionen. Doch ein Blick auf die Details offenbart mehr Varianz, als die typischen Spiele der damaligen Zeit. So werden zwar auch hier und da Assets wieder verwendet, doch es wird viel Abwechslung und ein hoher Detailgrad geboten. Für Puristen steht auch ein CRT-Filter zur Verfügung, der sich aber auch ausschalten lässt.

Insgesamt hatte ich mich „Steel Assault“ wirklich eine Menge Spaß. Es gibt mittlerweile zwar viele auf Retro-getrimmte Spiele, aber die meisten beschränken sich dabei lediglich auf die Optik und vernachlässigen das Gameplay. Dieses Spiel hingegen wartet auch mit einem fordernden und frischen Gameplay auf, das sich besonders durch die vielen Bosse und die Zipline-Mechanik von der Konkurrenz abhebt, die dann „nur“ der xte Contra-Klon sind. Hingegen bedient man sich unterschiedlicher Elemente aus unterschiedlichen Spiele und drückt ihnen dennoch eine eigene Note auf. Abgerundet wird alles von einem treibendem Soundtrack, der die Action auf dem Bildschirm wirklich gut untermalt. Das Spiel ist auf Grund seines stattlichen Schwierigkeitsgrades zwar keineswegs etwas für jedermann, aber Retro- und Arcadespieler kommen allemal auf ihre Kosten und sollte sich das Spiel definitiv mal ansehen.
Entwickler: Zenovia Interactive
Publisher: Tribute Games
Erhältlich auf: PC, Nintendo Switch
NB@22.10.2021
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.