Es geschieht eher selten, dass es ich heutzutage ein Spiel ausschließlich auf Grund eines Artworks auswähle. Was zur 8- und 16-Bit-Zeit, auf Grund der wenigen Berichterstattung meistens die Regel war, ist heute auf Grund meist überwältigender medialer Präsenz kaum noch möglich. Und zugegebenermaßen war das immer auch ein Glücksspiel. Und dennoch habe ich es bei „Lost in Play“, dem ersten Spiel von Happy Juice Games, einem kleinen Entwicklerstudio aus Tel Aviv.

Und ich muss ehrlich sein, dass sich das als wahrer Glücksgriff erwiesen hat, denn „Lost In Play“ ist nicht nur ein Herz erwärmendes Abenteuer, sondern auch ein wirklich gelungener Vertreter des heutzutage zu Unrecht vergessenen Adventure-Genres, das den Fokus auf abwechslungsreiches Gameplay und Rätsel legt und sich damit von der breiten Masse abhebt. Zumal es sich durch Verzicht auf sämtliche Dialoge auch mit jüngeren Spielern gemeinsam spielen lässt.

Der Verzicht auf Dialoge, bzw. Dialoge in einer verständlichen Sprache, ist eine ziemlich gewagte Entscheidung für ein Spiel eines Genres, das sich für gewöhnlich auf Dialoge und aus Verben und Nomen zusammengestellte Sätze stützt, doch funktioniert überraschend gut. So beschränkt man die Gespräche auf ein Mindestmaß, transportiert die Emotionen hauptsächlich über Gestik und Mimik und untermalt das pointiert mit dem ein oder anderen Piktogramme.

Das Spiel besticht durch einen lustigen Comicstil, der so hochwertig produziert ist, dass er zweifelsfrei einem Zeichentrickfilm entstammen könnte. Im Zentrum der Handlung steht ein namensloses Bruder-Schwester-Gespann, die durch ihre Fantasie in ein schier unglaubliches Abenteuer schlittern, das schnell von der Sicherheit des heimischen Schlafzimmers bis in ein vergessenes Königreich führt, in dem sie riesigen Monstern, gierigen Trollen, riesigen Meeresungeheuern und sogar geflügelten Elfen in Form eines alten Mannes in Windeln gegenüberstehen und versuchen müssen ihren Weg nach Hause zu finden…

Neben dem Artstyle und der spannenden Geschichte auf den Rätseln, die neben klassischen Gegenstandsrätseln auch aus jeder Menge Logik und Physik bestehen, die stellenweise sogar überraschend anspruchsvoll, aber dank eines gut ausbalancierten Hilfesystems nie Fortschritt verhindernd ausfallen. Einzig jüngere Spiele könnten alleine an der ein oder anderen Stelle Probleme bekommen, weswegen es sich eher um ein Spiel handelt, das man mit Kindern spielen kann, anstatt dass es nur die Kinder spielen.

Insgesamt hat mich da Spiel wirklich positiv überrascht und die Erwartungen, die durch das Artwork geweckt wurden, wurden vollends erfüllt. Auch wenn das Spiel mit einer Spielzeit von vier bis fünf Stunden durchaus etwas umfangreicher hätte sein können und das ein oder andere Rätsel für meinen Geschmack etwas weniger auf Trial and Error setzen könnte, hat es dennoch so gut unterhalten, dass ich gleich über die Kapitelwahl nochmal zu einigen Highlights zurückgekehrt bin. Fans phantasievoller Abenteuer können und sollten auf jeden Fall zugreifen…
Entwickler: Happy Juice Games
Publisher: Joystick Ventures
Erhältlich auf: PC, Nintendo Switch
NB@07.11.2022
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