Mich erreichen immer wieder Anfragen zum Thema ROMs von klassischen Videospielen. Und auch wenn ich bereits ein paar Dinge dazu im Special „ROMs sind böse!“ geschrieben habe, denke ich, dass es angebracht ist einige Punkte nochmal tiefer zu beleuchten. Insbesondere geht es dabei um die Wege, wie man an ROMs kommt, denn der einzig wirklich unrechte Weg ist das illegale herunterladen aus dem Netz. Und auch wenn ich kein Jurist bin und auf jeden Fall auch keinerlei Rechtsberatung durchführen möchte, so gibt es beim Thema Download aus dem Netz in Bezug auf das Urheberrecht keine zwei Meinungen, sofern man die Datei nicht direkt vom Entwickler/Publisher zur Verfügung gestellt bekommt oder über Seiten wie Itch.io kauft.

Denn gerade für neue Spiele im Retro-Gewand ist itch.io eine wahre Goldgrube. Übrigens nicht nur für NES, SNES und Co. sondern für Indiespiele unabhängig der Plattform. Es gibt unzählige Entwickler, die ihre Spiele dort zu günstigen Preisen als ROM anbieten und auch wenn ich mir persönlich in manchen Fällen vorher mehr Informationen wünschen würde. Dennoch habe ich so schon einige Perlen gefunden. Eine weitere gute Quelle ist Kickstarter, wo es tonnenweise Retrospieler gibt und man sich in der Regel für einen schmalen Taler zumindest das ROM sichern kann.

In Bezug auf „echte“ Retrospiele ist es hingegen etwas schwerer legal an die ROMs zu kommen, auch wenn ich nicht verstehe warum man die alten Spiele nicht zumindest als ROM verkauft, wenn man sie schon nicht auf moderne Plattformen bringt. Auch wenn das Herunterladen aus dem Netz selbstverständlich ein NoGo ist, so ist hingegen die Verwendung eines Emulators, wie beispielsweise meiner Präferenz Retroarch, grundsätzlich legal. Das ist vielen gar nicht bewusst und es ist daher auch nicht notwendig unter vorgehaltener Hand zu flüstern, wenn es um Emulation geht. Aus diesem Grund gibt es nicht nur eine riesige Community, die sich mit Emulation beschäftigt, es gibt unzählige Emulatoren, die man meist auch über offizielle Kanäle und Marktplätze beziehen kann, sondern auch nahezu alle modernen Retro-Konsolen, sämtliche Raspberry Pi-Konsolen, aber auch selbst die offiziellen Mini-Konsolen von Sega, Nintendo und Co., setzen auf Emulation.

Gestritten wird immer wieder über das Thema Auslesen von Modulen, doch auch das ist nach Auffassung der Gerichte in Deutschland legal, sofern man das Original besitzt, die Kopie rein für den eigenen Gebrauch ist, d.h. selbstverständlich nicht weitergegeben oder gar verkauft wird und man dabei keinen Kopierschutz umgeht. Und um das eigene Modul legal auszulesen, um es in Retroarch abzuspielen oder mit einem Flash Modul, wie dem Everdrive, auf der eigenen Konsole zu spielen, gibt es mittlerweile einige Helferlein und man ist nicht mehr gezwungen den Weg über gehackte Konsolen oder erweitertes technisches Know-how einzuschlagen, der teilweise auch wieder in rechtliche Graubereiche abdriften kann. Denn was beim Retron beispielsweise nicht verboten ist, verbietet Nintendo bei der Switch über ihre AGBs, weswegen die „MiG Switch“ auch immer noch heiß diskutiert wird, wo ich mich gerne heraushalte, da ich mich bei Emulation ausschließlich auf Retro in Modulform beschränke.

Der einfachste Weg alte Module zu spielen und zu Rippen ist nämlich über eine Konsole, die das kann. Der große Vorteil ist bei diesen Methoden, dass man keine zusätzliche Peripherie benötigt und die ROMs beim Einlesen automatisch mit einer Datenbank abgeglichen werden, um dadurch vorzeitig Defekte erkennen zu können. Konkret gibt es zur Zeit drei solcher Konsolen:

- Cyber Gadget Retro-Freak:
- Der „Retro-Freak“ liest jedes Modul ein, um es über den eingebauten Emulator abzuspielen, und kann das ROM auch wahlweise auf SD Karte abspeichern, damit man das Modul nicht jedes Mal wieder einlegen muss. Zum extrahieren der ROMs reicht es einfach die SD Karte aus der Konsole zu nehmen und im PC einzulesen.
- Mit seinen nativ 12 unterstützten Systemen, wenn man regionale Varianten mitrechnet, kann man hiermit im Grunde jedes gängige Modul der 8- und 16-Bit-Ära auslesen. Das macht die Konsole allein aus diesem Grund sehr gefragt, führt aber auch dazu, dass sie mittlerweile recht schwer zu bekommen ist.
- Die Konsole unterstützt Sega Mega Drive, Sega Genesis, NES, Famicom, Super Nintendo, Super Famicom, Gameboy, Gameboy Color, Gameboy Advance, PC Engine, PC Engine Super Grafik und TurboGrafx16

- Hyperkin Retron Sq:
- Bei den Retron-Konsolen, die auf Emulation setzen, also „Retron 5“ und „Retron Sq“, funktioniert das sehr ähnlich, auch wenn das Speichern der Datei eigentlich vom Hersteller abgeschaltet wurde. Doch da man aber im Hintergrund auch auf Open Source-Software für das Auslesen und die Emulation setzt, gibt es selbstverständlich Wege das zu Umgehen, indem man die Option durch ein Upgrade auf eine „reinere“ Software-Version wieder aktiviert. Am leichtesten geht es, indem man die Stock Firmware durch eine Custom Firmware (CFW) ersetzt.
- Beim „Retron Sq“, wo sich das Betriebssystem ohnehin auf der Micro SD Karte befindet reicht es aus eine alternative Datei aufzuspielen und schon hat man nicht nur Zugriff auf sämtliche eingelesenen ROMs, sondern auch auf erweiterte Funktionen und Einstellungen von Retroarch, die die kleine Konsole uns sonst vorenthält. So ist es vorher beispielsweise nur über Umwege möglich Save States anzulegen, die Grafikoptionen zu ändern oder Cheats einzubauen. Die ROMs werden auch hier auf die Speicherkarte gedumpt, da die Konsole aber auf Linux Basis arbeitet kann man am PC nicht ohne weiteres darauf zugreifen.
- Ich kann euch in dieser Beziehung das Video von Dragonbox Shop wärmstens ans Herz legen, das die Konsole und alle Möglichkeiten sehr ausführlich vorstellt.
- Die Unterstützung beschränkt sich hier allerdings auf lediglich drei Systeme: Gameboy, Gameboy Color und Gameboy Advance.

- Hyperkin Retron 5:
- Analog zum „Retron Sq“ setzt man hier auch auf Open Source-Software und hat das Speichern lediglich über das eigene UI abgeschaltet. Da die Software auf der Konsole selbst installiert ist kann man mit der Stock Firmware zwar ein paar Workarounds fahren, das komplette Öffnen des des Systems funktioniert aber nur durch eine CFW. Es gibt dank einer fleißigen Community aber mittlerweile mehrere Alternativen, die sich inhaltlich mal mehr an dem UI von Hyperkin oder sogar an der Konkurrenz von Cyber Gadget orientieren und das „Retron 5“ zum „RetroN-Freak“ machen.
- Die Kollegen von RetroRGB haben dazu einen interessanten Artikel samt Anleitung verfasst.
- Damit öffnet man das System und lässt die ROMs, die ohnehin für die Emulation ausgelesen werden, auch nach dem Wechsel eines Moduls auf der SD Karte, wo hingegen sie sich beim Stock UI nur im Zwischenspeicher befinden und beim Herausnehmen des Moduls gelöscht werden. Die Handhabe ist dann analog zum „Retro-Freak“: wahlweise kann man die ROMs speichern, kann seine Bibliothek auf der SD Karte verwalten, Spiele auch ohne Modul spielen und die ROMs über einen PC exportieren.
- Das „Retron 5“ unterstützt nativ 9 Systeme: NES, Famicom, Super Nintendo, Super Famicom, Sega Mega Drive, Sega Genesis, Gameboy, Gameboy Color, Gameboy Advance
- Über einen separat erhältlichen Adapter kann man die Kompatibilität noch um Sega Game Gear und Master System erweitern

Wer keine dieser Konsolen sein Eigen nennt, weil man die Module lediglich am PC spielen möchte kann das über alternative Produkte lösen. So gibt es Hardware, die auf das Auslesen von Modulen spezialisiert ist. Ich habe mal zwei herausgepickt, die ich selbst verwende oder bereits verwendet habe:

- GBxFlash:
- Die kleine Platine im Acrylgehäuse wird via USB-Kabel an den PC angeschlossen und mit Hilfe der Open Source Software, die es über GitHub gibt, kann man Module komfortabel einlesen, speichern und im Bedarfsfall die Dateien sogar auf eigene Flash Cartridges schreiben.
- Mittlerweile bei diversen chinesischen Händlern in unterschiedlichen Ausführungen um 20 Euro erhältlich und damit ziemlich erschwinglich.
- Ein zusätzlicher Pluspunkt ist, dass man auch nur Speicherdateien auslesen und verwalten kann, was in Anbetracht des Alters der Module und der Speicherbatterien zunehmend an Relevanz zunimmt, wenn man die Speicherstände aus der Kindheit erhalten möchte.
- ○ Funktioniert mit Gameboy, Gameboy Color und Gameboy Advance.

- Retrode:
- Ist mehr als „nur“ ein Modul Ripper, da man es am PC angeschlossen auch als Konsole verwenden kann und die Originalcontroller dank der Controller-Ports auch direkt mit anschließen kann. Über Retroarch kann man sowohl auf das eingesteckte Modul, wie auch die Controller zugreifen und muss nichts zwischenspeichern.
- Es handelt sich um eine Plug & Play-Lösung ohne externe Software. Das Retrode wird als Wechseldatenträger an den PC eingebunden und ROM und Speicherdaten lassen sich einfach per Drag & Drop extrahieren. Eine Schreibfunktion besitzt das Retrode im Gegensatz allerdings nicht.
- Unterstützt out-of-the-Box Sega Mega Drive, Sega Genesis, Super Nintendo und Super Famicom.
- Lässt sich über zusätzliche Erweiterungen für Master System, Gameboy, Gameboy Color, Gameboy Advance und sogar Nintendo 64 erweitern, wobei die Add-Ons jeweils nochmal 19-29 Euro kosten. Das macht Retrode zwar sehr viel leistungsfähiger, aber auch teurer, da das Base Units bereits mit 79 Euro eher teurer sind.

Aufmerksame Leser haben wahrscheinlich festgestellt, dass das NES bei diesen Geräten ausgespart wurde. Es gab zwar in der Vergangenheit ein paar unterschiedliche Lösungen, die aber anscheinend alle nicht mehr erhältlich sind. Es liegt wohl daran, dass das NES-ROMs durch Einsatz unterschiedlicher Mapper Chips schwieriger auszulesen sind, mehr Details findet man dazu aber nicht. Wer also vornehmlich NES auslesen möchte, der sollte eher zu eine Lösung mittels Konsole greifen oder braucht viel Glück an einen „Kazzo NES Cartridge Dumper“, „USB NES Lite“ oder „INLretro Dumper“ zu kommen…

Zusammenfassend kann man festhalten, dass es unterschiedliche Wege gibt legal an ROMs zu kommen und seine eigenen Spiele auf einem Emulator zu spielen. Bevor man anfängt sollte man sich die Frage stellen welche Module man konkret auslesen möchte und was man bereit ist dafür zu bezahlen. Die Alternativen sind vielfältig und der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, wenn man seine eigenen Spiele auch abseits der alten Hardware auf PC oder sonstigen Emulatoren spielen möchte.
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