Seit der initialen Ankündigung war ich wahnsinnig gespannt auf das neue Spiel von Don’t Nod, den kreativen Köpfen hinter „Remember Me“, „Life is Strange“, „Life is Strange 2“ und „Vampyr„. Und auch wenn ich mit den letzten beiden Titeln nicht so viel anfangen konnte, so sah der Trailer überaus vielversprechend aus, zumal „Lost Records: Bloom & Rage“ sehr stark an Life is Strange erinnerte. Es handelt sich ebenso um ein narratives Abenteuer und entführt uns in die nostalgische Welt der 90er Jahre, bietet eine tiefgründige Geschichte über Freundschaft, Geheimnisse, Selbstfindung und scheint, zumindest nach dem Trailer, auch eine düstere und übernatürliche Komponente zu beinhalten, was dem Spiel in einigen Kreisen bereits den Spitznamen „Life is Stranger Things“ verpasste.

Entwickelt wurde „Lost Records: Bloom & Rage“ von Don’t Nod Montréal, einem Studio, das 2020 gegründet wurde und aus ehemaligen Mitgliedern des ursprünglichen „Life is Strange“-Teams besteht. Don’t Nod hat sich mit diesem Titel erneut als Meister des narrativen Gameplays bewiesen und zeigt, dass sie auch abseits der „Life is Strange“-Reihe beeindruckende Geschichten erzählen können.

Die Handlung des Spiels ist im fiktiven Städtchen Velvet Cove angesiedelt und wird in zwei Zeitebenen erzählt. Die Haupthandlung spielt im Sommer 1995, sowie einer Aufarbeitung der damaligen Erlebnisse im Jahr 2022. Die Geschichte dreht sich um vier Highschool-Freundinnen: Swann, Nora, Autumn und Kat. Diese unzertrennlichen Freundinnen erleben einen Sommer voller Abenteuer und Herausforderungen, der ihre Freundschaft auf die Probe stellt. Nach 27 Jahren ohne Kontakt bringt ein mysteriöses Ereignis die Gruppe wieder zusammen, um sich den lange verborgenen Geheimnissen zu stellen, die sie einst auseinandergerissen haben und nahezu vollkommen aus ihren Erinnerungen verbannt worden waren. Die nostalgische Atmosphäre erinnert an Film-Klassiker wie „Stand by Me“ und „The Goonies“, oder auch „Stephen King’s Es“, besonders im Hinsicht auf die zwei Zeitebenen und die Aufarbeitung der früheren Erlebnisse, während die emotionale Tiefe stark an „Life is Strange“ erinnert.

Das Spiel wird nach einigen Verschiebungen in zwei Episoden, im Kontext des Spiels „Tapes“ genannt, veröffentlicht. Das erste Tape „Bloom“ ist gerade erschienen, das zweite Tape „Rage“ erscheint voraussichtlich im April diesen Jahres. Diese Aufteilung führt auch dazu, dass viele  Elemente im Spiel bisher keine Auflösung bekommen, sondern wahrscheinlich erst im April ihre Wirkungen entfalten. Entgegen anderer Spiele, die mit Einblendungen „XY wird sich daran erinnern“, oder ähnlich gelöst wird, symbolisiert „Lost Records“ das durch eine kleine Animation auch einer bestimmten Auswahl mit einem kleinen Setzling einer Pflanze, die schätzungsweise im zweiten Tape dann zu einer Konsequenz herangewachsen sein wird.

Das Gameplay des Spiels ist stark narrativ geprägt und bietet eine Mischung aus Erkundung, Dialogentscheidungen und interaktiven Sequenzen. Spieler übernehmen die Rolle von Swann und navigieren durch die verschiedenen Schauplätze, während sie kleine Rätsel löst und Entscheidungen treffen muss, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Die Steuerung ist intuitiv und leicht zugänglich, was sowohl für erfahrene Spieler als auch für Neulinge geeignet ist. Interessant ist dabei, dass die unterschiedlichen Zeitebenen auch mit unterschiedlichen Ansichts-Modi arbeiten, denn so steuern wir 1995 Swann in der 3rd Person, hingegen 2022 Swann aus der 1st Person. Das Level-Design ist durchdacht und bietet eine Vielzahl von Umgebungen, die es zu erkunden gilt, von idyllischen Wäldern bis hin zu verlassenen Gebäuden.

Der Schwierigkeitsgrad ist moderat und konzentriert sich mehr auf die Erzählung als auf herausfordernde Gameplay-Mechaniken, was es zu einem entspannten Erlebnis macht. Eine Neuerung ist der Einsatz einer Videokamera, was sowohl für Gameplay, Rätsel, aber auch Sammelobjekte genutzt wird. Swann befindet sich kurz vor dem Umzug nach Kanada und hat angefangen ihre, bis dato gewohnte Umgebung, zu dokumentieren. Diese Mechanik baut sinnvoll auf der Fotografie-Engine des ersten Teils auf, verleiht ihr aber sogar narrative Signifikanz.

Grafisch beeindruckt das Spiel mit einer detailreichen und stimmungsvollen Präsentation. Die Umgebungen sind liebevoll gestaltet und fangen die Essenz der 90er Jahre perfekt ein. Die Charaktermodelle sind detailreich, gut animiert und vermitteln Emotionen glaubhaft. Es gibt nur wenige Instanzen, bei denen kleinere Fehler auftreten, oder die Mundbewertungen nicht zur Vertonung passen. Gerade letzteres ist überaus schade, da sowohl Synchro, wie auch die sonstigen Animationen von allererster Güte sind und die Fehler leider die Immersion stören. Ebenso wäre es schön gewesen, wenn man dem Spiel eine komplette Lokalisierung verpasst hätte, aber es gibt ausschließlich englischen Ton mit Menüs und Texten in unterschiedlichen Sprachen, wie beispielsweise auch deutsch.

Der Soundtrack hingegen ist ein absolutes Highlight des Spiels, mit einer Mischung aus Dream Pop, Ambient und Punk, die die Atmosphäre perfekt untermalt. Die Musik stammt von Künstlern wie Ruth Radelet und Milk & Bone, deren Songs die emotionale Tiefe der Geschichte verstärken. Technisch läuft das Spiel auf allen Plattformen durchweg flüssig, wobei die Xbox Series X und PlayStation 5 eine höhere Auflösung, bessere Performance und absolut beeindruckendes HDR bieten, nur schade, dass es selbst auf diesen Plattformen vereinzelt zu Slowdowns kommt, auch wenn das in Anbetracht der teils beeindruckenden Kompositionen verschmerzbar ist.

Insgesamt ist „Lost Records: Bloom & Rage“ ein fesselndes und emotionales Abenteuer, das Fans von narrativen Spielen und Geschichten über Freundschaft und Geheimnisse begeistern wird. Zugegebenermaßen beginnt es ziemlich gemächlich und die Geschichte kommt wahrscheinlich erst im zweiten Teil, passend zum Titel „Rage“ so richtig in Fahrt, bietet aber genug, um uns reinzuziehen: Die nostalgische Atmosphäre, die gut geschriebenen Charaktere und die tiefgründige Handlung machen es zu einem Muss für alle, die eine packende Geschichte erleben möchten. Die Zielgruppe sind vor allem Spieler, die Wert auf eine starke Erzählung und emotionale Tiefe legen. Wer „Life is Strange“ mochte, wird auch „Lost Records: Bloom & Rage“ lieben. Ob sich das Warten auf den zweiten Teil gelohnt hat, erfahrt ihr dann sobald sie erhältlich ist. Die erste Episode ist für mich auf jeden Fall schon ein Volltreffer!

Entwickler: Don’t Nod Montréal
Publisher: Don’t Nod
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
Getestet auf: Xbox Series X

NB@25.02.2025

——— Hinweise & Disclaimer: ———

Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher eine unentgeltlicher Key des Spiels zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!

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2 Antworten zu „Review: „Lost Records: Bloom & Rage (Tape 1: Bloom)“ #LostRecords #Bloom&Rage”.

  1. […] eins nach dem anderen… – Es versteht sich dabei wahrscheinlich von selbst, dass man „Tape 1“ gespielt haben muss, um „Tape 2“ zu folgen oder überhaupt spielen zu können, […]

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  2. […] französische Entwickler und Publisher DON’T NOD bringt sein narratives Adventure Lost Records: Bloom & Rage vom Bildschirm in die reale Welt: Gemeinsam mit Insert Coin entsteht eine exklusive […]

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