Es ist soweit! – Das Episodenspiel „Life is Strange 2“ hat mit dem Release seiner fünften und letzten Episode am 03.12. sein Ende gefunden. Und eins muss man mal vorweg anmerken, denn wo andere Release-Termine bei Episodenspielen sich immer verzögert haben, so hat sich Dontnod, bzw. Publisher Square Enix auf den Tag genau an ihre Roadmap gehalten. Doch was bietet das Finale? – Ich habe nun auch die letzte Episode mehrfach gespielt, um unterschiedliche Enden zu sehen und es gibt ein paar Punkte, die ich gerne thematisieren würde. Aus diesem Grund wird mein Review zweigeteilt sein. Im ersten, eher allgemeinen Abschnitt geht es um die Episode an sich, wo ich versuchen werde auf größere Spoiler zu verzichten, damit wenn jemand die Episode noch selbst erleben möchte, ihm nicht zu viel vorweg genommen wird. Allerdings die vorhergegangenen Episoden sind diesbezüglich „fair game“, da diese nicht nur die Ausgangssituation für Episode 5, sondern auch die Motivation für die Charaktere bieten. Im zweiten Schritt begeben wir uns dann aber tief ins Spoiler-Territorium, ich Berichte über die verschiedenen Enden, was sie beeinflusst und ziehe ein finales Resümee über die Staffel. Der Übergang dazu wird kenntlich gemacht und ich verwende auch vor diesem Punkt keine Screenshots, die zu viel preisgeben.
Die Brüder Sean und Daniel Diaz haben bereits einiges mitgemacht. Nach dem tragischen Tod ihres Vaters begann ein Roadtrip ins Ungewisse mit dem fernen Ziel Mexiko. Der Beginn der Reise, die in einem Vorort von Seattle ihren Anfang fand, hat nicht nur unerklärliche Superkräfte von Daniel zum Vorschein gebracht, sondern auch dafür gesorgt, dass die Brüder eng zusammengewachsen sind. Und auch nachdem Sean am Ende von Episode 3 schwer verletzt von der Polizei festgenommen wurde und Daniel allein und ohne Hilfe in den Fängen einer religiösen Sekte gelangt ist, war es diese enge brüderliche Verbindung, die Sean geholfen hat, entgegen aller Widrigkeiten aus der Gefangenschaft zu entkommen und nach einer kräftezehrenden Reise mit der Hilfe seiner verschollen-geglaubten Mutter, Daniel zu befreien. Das wird in der bereits bekannten Form am Anfang der Episode als Recap wiedergegeben, wo die Geschichte als Parabel in Form von Zeichenskizzen und Voice-Over nacherzählt wird, wobei gerade diesbezüglich die Progression von Episode zu Episode interessant ist, denn so werden immer einige Elemente beibehalten, andere weggelassen und die Ereignisse der letzten Episode hinzugefügt…
Seit der Befreiung von Daniel und dem Ende der letzten Episode ist einige Zeit vergangen. Die beiden leben zeitweise bei ihrer Mutter, die ein Aussteigerleben in einer kleinen Trailer-Park-Community in der Wüste von New Mexiko führt. Hier haben die Brüder etwas Zeit ihre körperlichen, wie auch seelischen Wunden, die sie von ihrer Reise bekommen haben, heilen zu lassen. Dabei bietet die Episode einen sehr ruhigen Einstieg und gibt uns gleichzeitig einen größeren offenen Bereich zum Erkunden, Leute zum Interagieren, sowie kleinere Aufgaben, die ohne den Zeitdruck der vorherigen Episoden auskommen. Das erinnert in Ansätzen an die offenere Ausrichtung früherer Staffeln, die ich doch etwas vermisst habe. Doch natürlich ist das nicht von Dauer, da die Polizei immer noch auf den Versen der Brüder ist und es nur eine Frage der Zeit sein sollte, bis der Rückzugsort der Mutter ausfindig gemacht wird, weswegen man sich bereits nach kurzer Zeit wieder allein auf der Straße Richtung Mexiko wiederfindet und der Status Quo der gesamten Reihe wieder hergestellt ist: Beide Brüder auf dem Weg nach Mexiko – So sind alle Ereignisse der vergangenen Episoden quasi wieder genullt, was irgendwie schade ist, denn so wirken die Ereignisse austauschbar und ohne wirklichen Impact. Gerade in Hinsicht auf die liebenswerten Charaktere, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften, ist dieser ständige Reset irgendwie bedeutungslos. Zumal diese noch nicht einmal in Gesprächen thematisiert werden. Und alles hat an sich nur marginale Auswirkungen, was sich in den unterschiedlichen Enden widerspiegelt, worauf wir aber noch eingehen werden.
Dennoch schaffen es die Jungs dann letztendlich und stehen buchstäblich vor der Grenzmauer, als beiden bewusst wird, dass sie ihren Plan nie richtig zu Ende gedacht haben. Wie soll es weitergehen, wenn sie in Mexiko angekommen sind? Wo werden sie leben? Von WAS werden sie leben und wie wird Daniel zurechtkommen, der noch nicht einmal Spanisch spricht? – Sie müssen sich entscheiden, wie es weitergehen soll, bevor die Schlinge um ihren Hals so eng wird, das keine Luft mehr zum Atmen bleibt… – Viel mehr kann man leider nicht sagen, ohne nicht zu sehr zu spoilern, weswegen ich es an dieser Stelle mit Plot-Details beende und stattdessen noch zu einem allgemeinen Fazit komme. Die Folge war insgesamt zwar schon, da es einiges an Charakterentwicklung gab, aber die reine Spielzeit, die maximal 1,5 Stunden umfasst, ist schon ziemlich kurz. Und in diesen 1,5 Stunden sind auch einige Sequenzen, wo einfach nichts von Bedeutung passiert und sogar zwei Instanzen, wo wir warten müssen, damit die Geschichte weitergeht. Ungelogen sitzen wir in einem Raum, können lediglich vier Items Hotspots ansehen, mit nichts interagieren und müssen warten, bis ein Charakter, der den Raum verlassen hat wieder zurückkommt. Zwar ist es für Episodenspiele à la Telltale nicht ungewöhnlich, dass unsere Interaktionsmöglichkeiten geschränkt sind und wir eher durch unsere Entscheidungen die Geschichte vorantreiben, aber so limitiert, wie in dieser Episode habe ich es bisher noch nie aufgefasst. Zusätzlich wird deutlich, dass unsere Entscheidungen in dieser, wie auch in den vergangenen Episoden wenig bis keine Auswirkungen haben, was gerade in der Konzeption dieser Staffel, dadurch, dass sie als Roadtrip angelegt ist. Jedoch ist das dadurch sehr viel offensichtlicher, als bei vergleichbaren Reihen, was an konkreten Beispielen etwas deutlicher wird, denen wir uns dem Spoilerteil zuwenden werden. Jedoch muss man auch anmerken, dass die letzte Episode endlich etwas mehr Verbindung zur ersten Staffel hergestellt hat, als die vorherigen Episoden, da wir einen Charakter aus Staffel eins wiedertreffen, der sich unterschiedlich verhält, je nachdem, wie Episode eins ausgegangen ist. Doch auf darauf werden wir im Spoilerteil genauer eingehen, zu dem wir jetzt kommen. Daher an dieser Stelle noch eine Warnung, wenn ihr die Episode nicht gespielt hat und das aber noch tun wollt, lest bitte nicht weiter, denn jetzt werden sowohl Details, wie auch die unterschiedlichen Enden besprochen.
Achtung, ab hier wird gespoilert! – Die letzten 20 Minuten der Geschichte, die ungefähr beginnen, als Sean und Daniel an der Grenzmauer angekommen sind und feststellen, dass sie eigentlich gar keine Idee haben, wie es weitergehen soll, wenn sie in Mexiko angekommen sind, geizen nicht mit Emotionen. Zu viele Fragen kommen den beiden in den Sinn, die uns als Spieler ebenfalls aus der Bahn werfen sollen. War der ganze Plan eigentlich nicht durchdacht und wie sollen wir uns an Stelle der Brüder entscheiden? – Auch wenn wir in dieser Situation keine Möglichkeit bekommen, ob wir an unserer Entscheidung festhalten wollen nach Mexiko zu fliehen, oder nicht, so wird diese nur aufgeschoben, denn eine Gruppe von Rednecks schießt auf die beiden, verwundet Daniel, nimmt beide in Gewahrsam und ruft die Polizei, bevor sie das Land verlassen können. Man findet sich in Gefangenschaft wieder und ein Polizist konfrontiert Sean mit seinen Entscheidungen aus den vergangenen Episoden. Dabei ist im Grunde unerheblich, wie wir uns genau entschieden haben, sondern jegliche Entwicklung wird Sean ohne Umschweife und ohne Prozess zur Last gelegt. Allerdings erfahren wir auch, dass Daniel, da er noch minderjährig ist ohnehin komplett straffrei ausgehen wird, eine Informationen, die bereits in der ersten Episode sinnvoll gewesen wäre. Daniel war in Episode 1 erst 9 Jahre alt und ist in der Zwischenzeit 10 geworden. Sein Bruder Sean ist hingegen 16 Jahre und soll nach Aussage der Polizei mit „aller Härte des Gesetzes“ bestraft werden. Also wirklich überzogene Aussichten, zumal man dem jungen auch erst mal nachweisen müsste, dass er überhaupt eine Schuld trägt. Aber tiefer steigt das Spiel in das Thema nicht ein, wir können auch gar nicht versuchen etwas zu erklären, sondern die Entscheidungen der Polizei sind wohl bereits gefallen und sehen nicht besonders rosig aus. Sollen wir unser Schicksal akzeptieren oder doch irgendwie versuchen nach Mexiko zu entkommen?
Diese Entscheidung wird uns mal wieder abgenommen, denn Daniel schafft es mit Hilfe seiner Superkräfte die beiden zu befreien und wenig später finden sich die beiden erneut auf einer Straße Richtung Grenze wieder. Dabei sollte den Protagonisten, wie auch uns als Spieler klar sein, dass dieser Weg wahrscheinlich ausweglos ist und wahrscheinlich nur vor Polizisten wimmelt. Doch eine Alternative gibt uns das Spiel nicht. – Wir fahren Richtung Grenze, die natürlich von eine Straßensperre aus Polizei und Grenzbeamten bewacht ist. Hier zeigt sich wieder, dass die Richtung der Geschichte sehr starr vorgegeben ist und wir lediglich Kleinigkeiten beeinflussen können, denn egal wie wir uns in den vorherigen Episoden verhalten haben, man landet immer exakt an dieser Stelle der Geschichte. So können wir Daniel bei der Flucht aus dem Gefängnis zwar beeinflussen, ob der die Polizisten tötet oder am Leben lässt, doch mehr Variation gibt es für den Verlauf nicht. Ebenso verhält es sich mit kleineren Entscheidungen, wie ob wir ein ebenfalls inhaftiertes Mexikanisches Paar freilassen oder versuchen Rache an den Rednecks zu nehmen, was keinerlei Effekt auf unsere Geschichte hat, abseits davon, dass man sich beim Spielen wahrscheinlich besser oder schlechter fühlt… – Die einzige große Entscheidung, die auch maßgeblich das Ende beeinflusst, findet statt, während wir mit laufendem Motor vor der Straßensperre am Grenzübergang sind. Nach einem Austausch mit Daniel können wir wählen, ob wir uns ergeben oder die Straßensperre versuchen zu durchbrechen. Dabei versucht uns das Spiel ohne Zweifel auf die moralische Entscheidung „ergeben“ zu lenken, was auch die Entscheidung ist, die von Seiten der Entwickler als Kanon angesehen wird. Zusätzlich gibt es noch Variationen in der folgenden Handlung, je nachdem wie es um das Morallevel von Daniel bestellt ist. Daher schauen wir uns mal die beiden großen Variationen und die kleinen Variationen dahinter an:
Das Ergeben-Ende:
Sean offenbart Daniel, dass ihn wohl keine Strafe erwartet und sie aber definitiv getrennt werden, werden. Danach steigen beide mit erhobenen Händen aus dem Auto aus, während die Polizei mit gezogenen Waffen beginnt die Brüder einzukreisen und darauf festzunehmen. Die Szene wechselt und wir sehen ein Foto von Daniel bei seinen Großeltern, das an einer kargen Wand angeheftet ist. Erst auf den zweiten Blick fällt ein Datum auf dem Foto auf, dass anzeigt, dass es kurze Zeit nach der Verhaftung aufgenommen wurde. Allem Anschein nach ist Daniel wirklich straffrei ausgegangen und wurde in die Obhut seiner Großeltern übergeben, die den Jungen bei sich aufgenommen haben. Die Kamera fährt weiter über die karge Wand und wir sehen weitere Fotos mit immer weiter ansteigenden Daten und einem älterwerdenden Daniel. Uns wird klar, dass die Wand, an der diese Fotos hängen nichts anderes sein kann, als die Zellenwand von Sean, der das Leben seines Bruders nur noch auf Fotos verfolgen kann, da er (zu Unrecht) im Gefängnis sitzt. Auch wenn die Szene auf den ersten Blick recht unspektakulär wirken mag, so trotzt sie nur vor Emotionen und treibt einem schon die Tränen in die Augen. Insgesamt vergehen 15 Jahre, Daniel ist 25 Jahre, ein fröhlicher lebenslustiger junger Mann und sein Bruder Sean wird mit 31 aus dem Gefängnis entlassen. Ihn empfangen Daniel und je nachdem, wie wir uns im Spielverlauf gegenüber verhalten haben Layla und seine Mutter. Dabei ist seine Mutter zwar immer dabei, egal, ob wir uns mit ihr versöhnt haben, oder nicht, aber Layla kann entweder dabei sein oder nicht. Waren wir abwehrend gegenüber Layla oder haben sie nach dem Anfang nicht mehr kontaktiert, ist sie nicht dabei.
Sean ist von seiner Zeit im Gefängnis gezeichnet, ist in sich gekehrt und wirkt zwar glücklich seine Familie wiederzusehen, kann die Gefühle aber nicht richtig zeigen. Es folgt ein Szenenschnitt, Sean und Daniel gehen gemeinsam wandern und gehen die gleiche Strecke, auf der sie in der ersten Episode ihre Reise angetreten sind, bis hin zum Flussufer an dem sie die Nacht vor einem Lagerfeuer verbringen. Hier bricht Sean in Tränen zusammen, ihm wird anscheinend bewusst, wie viel Zeit seitdem vergangen ist und bereut vielleicht auch einiges. Genau erfahren wir das nicht, da diese Szenen komplett ohne Gespräche oder Narration auskommen, sondern nur von Bildern und Musik getragen werden. Daniel legt tröstend den Arm um seinen anscheinend gebrochenen Bruder, beide Verabschieden sich am Folgetag und gehen ihrer Wege. Daniel steigt nachdem Sean weg ist in sein Auto ein und beginnt heftig zu weinen und damit endet das Spiel. – Nun ja, das Ende ist wahrscheinlich moralisch gut, aber dennoch alles andere als erfüllend. Gerade mit anzusehen, dass Sean gebrochen wurde und keine Freude mehr am Leben zu haben scheint, fand ich ziemlich deprimierend. Und so ging es anscheinend auch Daniel, weswegen er am Ende ebenfalls in Tränen ausbricht. Allerdings kann dieses Ende auch komplett anders ausgehen, wenn wir es im Verlauf des Spiels versäumt haben Daniel Moral beizubringen. Denn dann will sich Sean zwar ergeben, Daniel aber nicht. Daniel setzt darauf an der Grenze seine Superkräfte ein, steuert damit sowohl das Auto und räumt Polizisten und Polizeiautos gewaltsam aus dem Weg. Dabei gibt es offensichtlich einige Tote und auch wenn das Fluchtauto am Ende auf Mexikanischem Boden zu stehen kommt, so ist die Freude nicht von Dauer, da Sean im Kugelhagel tödlich getroffen wurde und an Ort und Stelle stirbt. Es vergehen 6 Jahre und wir treffen Daniel in Mexiko wieder, der ein Leben der Kriminalität eingeschlagen hat und seine Kräfte einsetzt Rivalen aus dem Weg zu räumen und hat im Grunde nichts mehr von dem fröhlichen Jungen, den wir über 5 Episoden begleitet haben. Beide Enden waren kein schöner Weg das Spiel so enden lassen zu wollen.
Auch wenn ich einige Kritikpunkte am Spiel habe, haben die Charaktere, die man im Verlauf der 5 Episoden gut kennen und lieben gelernt hat, nicht verdient so zu enden. Aus diesem Grund schauen wir uns noch die anderen Enden ab, denn es vielleicht bekommt man darin je mehr geboten, als einen gebrochenen und toten Sean…
Das Durchbrechen-Ende:
Beschließen wir alternativ alles auf eine Karte zu setzen und die Grenze zu durchbrechen, setzt Daniel seine Kräfte ein, um Polizeiautos und Zäune aus dem Weg zu räumen, damit die beiden Richtung Mexiko fahren können, während die Polizei Kugelsalve über Kugelsalve auf sie verschießt. An dieser Stelle kommt allerdings wieder Daniel’s Moral zu tragen, die maßgeblich den Ablauf verändern kann. Denn wenn wir Daniel im Spielverlauf ein Gefühl für Recht, Unrecht und Moral beigebracht haben, wird er diese Entscheidung nicht gutheißen, da Sean sich über das Gesetz stellt und springt kurz vor der Grenze aus dem fahrendem Wagen, wodurch Sean zwar in Sicherheit ist, Daniel aber zurückbleibt. – Aber immerhin überleben beide…Daniel bleibt zwar in USA, kommt aber nicht ganz ohne Strafe aus, da er Sean zur Flucht verholfen hat. Er wächst in der Obhut seiner Großeltern zwar in Sicherheit auf, trägt aber auch 6 Jahre später noch eine Fußfessel und scheint unter Hausarrest zu stehen. Aus diesem Grund sieht er, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt, auch seinen Bruder nicht mehr wieder, da dieser in Mexiko ein neues Leben angefangen hat. Das wird, ähnlich wie beim vorherigen Ende durch unterschiedliche Fotos, die an einer Wand hängen verdeutlicht und die zeigen, dass einiges an Zeit vergeht, ohne dass man sich nochmal persönlich sieht. Allerdings kommunizieren die beiden offensichtlich postalisch, wo wir erfahren, dass Sean nicht alleine ist, sondern mit Cassidy, die ihm nach Mexiko gefolgt ist, zusammen ist. Anscheinend leben die beiden ein glückliches Leben, was auch Daniel glücklich macht. Das macht das Ende zwar insgesamt zumindest teilweise besser, als das vorhergehende, aber dennoch traurig, da die Brüder gezwungenermaßen getrennte Wege gehen. Im Vergleich ist das Ende aber sehr viel kürzer, als das Vorherige, bietet aber zusätzlich sehr viel mehr Möglichkeiten der Variation, denn alternativ zu Cassidy kann Sean auch mit Finn zusammen sein, wenn er ihn statt Cassidy in Episode 3 geküsst hat. Als dritte Alternative kann Sean aber auch komplett alleine sein, wenn er weder mit Finn, noch Cassidy angebändelt hat, was dem Ende wieder eine traurigere Variante beschert.
Zusätzlich gibt es aber auch noch eine große Variation in diesem Ende, wenn wir es im Spielverlauf mit Daniel’s Moral nicht so genau genommen haben. Denn dann brechen die Brüder gemeinsam durch die Grenze und schaffen es unbeschadet nach Mexiko. Wir treffen die Brüder danach 6 Jahre später wieder, die gemeinsam eine Autowerkstatt aufgemacht haben. Sie scheinen zwar auch das ein oder andere nicht ganz legale Geschäft zu machen, was durch immense Geldsummen in einem Safe und eine rivalisierende Gang von Schlägern, die in die Werkstatt kommen, verdeutlicht wird, doch als Team macht den beiden keiner was vor. Ihre Flucht ist geglückt, da die Brüder das Ziel ihrer Reise erreicht haben. Dieser Umstand hat dafür gesorgt, dass mir die Enden insgesamt besser gefallen haben, da es entweder zusammen oder getrennt, beiden Brüdern gut ging. So wirkt die Reise auch nicht ganz umsonst, auch wenn die Handlungen innerhalb der Episoden leider immer noch größtenteils belanglos und austauschbar waren, auch wenn das Ende weniger Moral bietet. Aber das verhält sich dabei im Grunde wie bei der ersten Staffel, wo man am Ende auch die Entscheidung treffen musste, ob Chloe oder die Stadt stirbt, wo ich mich auch die Stadt geopfert habe.
Und auch wenn die Verbindung zur ersten Staffel bis zur fünften Episode allein aus einer Gedenktafel bestand, die man auch verpassen konnte, so hat sich Dontnod noch ein kleines Bonbon für das Finale aufgehoben, denn in wir treffen in der Siedlung der Mutter auf keinen geringeren, als David Madsen, den Stiefvater von Chloe, der mittlerweile lange Haare trägt und einige interessante Geschichten aus dem ersten Teil und was seitdem passiert ist, in Gepäck hat. Diese ändern sich natürlich, je nachdem, ob wir uns für Chloe oder die Stadt entschlossen haben und passen mit den Handlungen des gleichnamigen Comics zusammen. Auch wenn diese Begegnung keine direkten Auswirkungen auf die Geschichte von Sean und Daniel hat, so ist es dennoch schön, dass es diese Form von Fanservice in das Spiel geschafft hat.
Fazit:
Insgesamt hat mir die Staffel zwar insoweit gefallen, dass ich mich immer auf die neue Episode gefreut habe, aber dennoch hat sich schon ziemlich früh abgezeichnet, dass das Konzept als Roadtrip dafür gesorgt hat, dass fast alle Ereignisse in den Episoden geradezu belanglos wirkten und wenig bis keinen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte hatten. So konnte man zwar von Folge zu Folge Beziehungen zu den Protagonisten aufbauen, doch die Nebenfiguren blieben allesamt ziemlich blass, da es sich dabei nur um gelegentliche Gastspiele handelte. Das hat die erste Staffel und auch das nicht von Dontnod-stammende Prequel „Life is Strange: Before the Storm“ durchaus besser gemacht, da wir dort nicht nur immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten mit den gleichen Personen interagierten, sondern auch die gleichen Areale VOR und NACH bestimmten Ereignissen besucht haben. So konnte man mehr Beziehung zu allem außerhalb der Hauptfiguren aufbauen und hat daher mehr mitgefühlt. So ist mir zum Beispiel die Entscheidung am Ende von „Life is Strange“ alles andere als leicht gefallen, da mir klar war, dass wenn ich Chloe leben lasse, viele andere Charaktere sterben werden. Ähnlich verhielt es sich mit den Entscheidungen innerhalb der Episoden, bei denen immer genau abgewägt wurde, was richtig wäre. Und im Zweifelsfall konnte man durch die Zeitkräfte von Max auch nochmal die Zeit zurückspulen, um eine andere Entscheidung zu treffen. All das fehlt in „Life is Strange 2“, denn die Entscheidungen lassen fast nie erahnen in welche Richtung die Handlung dann weitergeht und ist eine Entscheidung getroffen, ist sie irreversibel. Das sorgt zwar für mehr Realismus führt aber dazu, dass wir uns als Spieler fast schon als Beiwerk führen und unsere Entscheidungen weniger Impact haben. Zusätzlich spielt dabei noch mit rein, dass wir dieses Mal Sean verkörpern, der keine Superkräfte hat und wir die Kräfte daher auch nur rudimentär für Rätzel und Erkundung einsetzen können. Mir ist zwar klar, dass die Entwickler sich dadurch vom ersten Teil abheben wollten und noch mehr den Fokus auf die Beschützerrolle von Daniel, der seinen Kräften noch nicht gewachsen ist, lenken wollten, aber dennoch ist diese passive Rolle für die Hauptfigur leider etwas unbefriedigend. Ich habe zum Beispiel bis zum Ende gedacht, dass es noch einen Twist gibt und Sean auch irgendwelche Kräfte hat, doch dem war leider nicht so. Und so ließ die Staffel, zumindest für mich, leider einiges zu wünschen übrig und bietet auf Grund der wenigen Variationen weniger Wiederspielwelt, als die anderen Teile der Reihe.
Entwickler: Dontnod
Publisher: Square Enix
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One
NB@20.12.2019
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Trifft es ziemlich gut 👍
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