Es gibt nur wenige Spiele, deren Name eine solche nostalgische Welle lostritt wie „Dragon’s Lair“. Ursprünglich in den 1980ern als innovativer Laserdisc-Titel in den Spielhallen gefeiert, kehrt das Franchise nun mit „Dragon’s Lair: The Legend“ zurück – und zwar im charmanten 8-Bit-Gewand für den Game Boy. In Zusammenarbeit mit Elite Systems wurde das Spiel von Incube8 Games neu veröffentlicht und reiht sich in die stetig wachsende Sammlung von Re-Releases klassischer Game Boy-Titel ein. Und da ich den Ableger damals verpasst hatte, ist das Re-Release Grund genug sich das Spiel einmal ganz genau anzusehen!

Das Spiel ist dabei sowohl als ROM, aber auch als physisches Modul für die originale Game Boy-Hardware erhältlich. Genremäßig bewegt sich das Spiel in der Action-Plattformer-Ecke mit klassischen Jump’n’Run-Elementen, gewürzt mit einer Prise Abenteuer-Flair. Die Geschichte knüpft lose an das bekannte Dragon’s Lair-Universum an, lässt sich aber auch völlig eigenständig genießen. Der edle Ritter Dirk the Daring, bekannt aus der Originalreihe, tritt erneut in die pixelige Arena der Gefahr, um seine geliebte Prinzessin Daphne aus den Fängen des finsteren Drachen Singe zu retten.

Anders als im Arcade-Vorbild, das mit tollen Zeichentrick Animationen aufwartet, entfaltet sich die Handlung hier in einer typischen Game Boy-Form: kurz, knapp, aber dennoch mit einer Prise heldenhafter Erzählkunst, die sofort an Klassiker wie „Castlevania“ oder „The Battle of Olympus“ erinnert. Die Welt ist düster, mit bröckelnden Burgruinen, unterirdischen Verliesen und feuerspeienden Monstern – ein Märchen, das genauso gut aus einem alten Fantasy-Zeichentrickfilm stammen könnte. Zwar ist der Plot rudimentär, doch Fans des Originals werden die zahlreichen Anspielungen auf bekannte Szenen wiedererkennen – ein netter Fanservice für Retrofreunde.

Spielerisch präsentiert sich das Spiel als knallharter Plattformer. Das Spiel verlangt dem Spieler Timing, Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit ab – ganz im Stile alter Game Boy-Schulmeisterwerke. Gesteuert wird Dirk über ein simples Zweitasten-System: Springen und Angreifen. Die Steuerung ist reaktionsschnell, wenn auch gelegentlich etwas hakelig, insbesondere bei präzisen Sprüngen über bodenlose Abgründe. Das Leveldesign ist dabei klassisch linear, mit gelegentlichen Abzweigungen und versteckten Extras – ein klarer Rückgriff auf die Fähigkeiten der 8-Bit Hardware.

Besonders hervorzuheben ist der Schwierigkeitsgrad: Das Spiel ist gnadenlos, aber nie unfair. Jeder Fehler ist meist auf eigene Unachtsamkeit zurückzuführen. Bosskämpfe setzen auf Mustererkennung, während normale Gegner oft durch clevere Platzierung in den Leveln für spontane Frustmomente sorgen können. Für das Re-Release stand übrigens die europäische Version Pate, die durch kleinere Anpassungen etwas zugänglicher ist. So gibt es beispielsweise keinen Fallschaden, pro 42 gesammelte Steine bekommt man ein Extraleben und überarbeitetes Sprungverhalten. Jedoch damals wie heute gibt es keine Speicherpunkte – echtes Old-School-Feeling also.

Technisch holt „The Legend“ Erstaunliches aus der alten Hardware heraus. Die Sprites sind detailreich animiert, insbesondere Dirk selbst bewegt sich mit bemerkenswerter Flüssigkeit durch die Levels. Gegnerdesigns sind abwechslungsreich und stilistisch stark an das Ursprungsmaterial angelehnt. Besonders gefallen hat uns der Einsatz von Parallax-Scrolling-Effekten, die auf dem Game Boy nur selten zu sehen sind und dem Spiel zusätzliche Tiefe verleihen. Der Soundtrack verdient eine gesonderte Erwähnung. Die Chiptune-Kompositionen sind abwechslungsreich, teils düster, teils heroisch – stets aber stimmungsvoll und im Kontext des Spiels äußerst wirkungsvoll eingesetzt. Besonders im Bosskampf gegen den Drachen erreicht der Sound eine Intensität, die Erinnerungen an die treibenden Melodien von „Mega Man“ wachruft.

Hinter dem Spiel steht Incube8 Games, ein Publisher, der sich in den letzten Jahren einen Namen durch hochwertige physische Reproduktionen und Neuveröffentlichungen alter Game Boy-Titel gemacht hat. Entwickelt wurde das Spiel von Elite Systems, die zu den Pionieren von Sinclair Spektrum und C64 zählten und bis heute existieren, wobei man sich heute eher auf den Mobile Markt fokussiert. Das Spiel wird neben der Veröffentlichung als ROM auch als Modul vertrieben und dafür hat sich wirklich ins Zeug gelegt. Incube8 Games hat sich dabei nicht nur um die Veröffentlichung, sondern auch um die liebevoll gestaltete Verpackung, das Modul-Design und das beiliegende Handbuch gekümmert – alles in einer Qualität, wie man sie von offiziellen Releases der 90er kennt. Diese Kombination aus technischer Restaurierung und physischer Präsentation macht das Spiel zu einem echten Sammlerstück für Retro-Fans.

Unterm Strich ist „Dragon’s Lair: The Legend“ ein durch und durch gelungenes Re-Release, das sowohl Veteranen als auch neugierige Neueinsteiger ansprechen dürfte – vorausgesetzt, man bringt eine gewisse Frusttoleranz mit. Das Spiel verlangt einiges an Geschick, belohnt dafür aber mit einem klassisch-authentischen Abenteuer, das in seiner Form heute selten geworden ist. Für Sammler, Liebhaber pixeliger Fantasy oder Fans harter Action-Plattformer ist das Spiel eine klare Empfehlung. Wer eine Vorliebe für Retro-Hardware hat und seinen alten Game Boy reaktivieren möchte, kommt hier voll auf seine Kosten.
Entwickler: Elite Systems
Publisher: Incube8 Games
Erhältlich auf: Game Boy
Getestet auf: Game Boy
NB@06.05.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltliches ROM für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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