„Shaq Fu“ wird weiträumig als eins der schlechtesten Spiele angesehen und es gibt sogar Bestrebungen im Netz, die es sich zum Ziel gemacht haben, jede existierende Kopie des Spiels zu finden und zu zerstören. Ich habe meine noch und kann ganz ehrlich nicht nachvollziehen, warum man dieses Spiel so schlecht macht. Klar, es nimmt sich selbst viel zu ernst und ist im Vergleich mit anderen Genre-Größen im Fighting-Genre, wie „Street Fighter“ oder „Mortal Kombat“ schon fast als belanglos anzusehen, aber dennoch haben meine Freunde und ich in den 90ern immer mal wieder zu diesem Spiel gegriffen, wenn wir mal ein anderes Kampfspiel abseits der bereits genannten spielen wollten.
Aber um dieses Spiel soll sich der Bericht auch gar nicht drehen, denn es gibt sehr viel aktuellere Ereignisse bezüglich „Shaq Fu“: Eine Fortsetzung. Unter dem Titel „Shaq Fu: A Legend reborn“ ist nach 24 Jahren tatsächlich eine Fortsetzung erschienen. Wobei es sich im Grunde um ein komplett neues Spiel handelt, das auch die Figur des Basketballers Shaquille „Shaq“ O’Neal benutzt und daher auch mit „Shaq Fu“ betitelt ist. Davon abgesehen hat dieses Spiel überhaupt nichts mehr mit dem Kampfspiel von 1994 gemein. Entwickler „Big Deez“ hat bereits vor ein paar Jahren über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo Geld für die Entwicklung gesammelt und das Spiel im Juni diesen Jahres für PC, Xbox One, PS4 und Switch veröffentlicht. Der Normalpreis von 23,99€ im PSN, bzw. 19,99€ im Xbox Store, sind meiner Meinung nach etwas zu happig ausgefallen ist. Von einer Retail-Version, die es auch gibt ganz zu schweigen, denn diese schlägt mit über 30€ zu Buche. Ich habe daher bislang auf einen Sale gewartet, der nun endlich kam, damit ich ohne Reue zuschlagen konnte.
Bevor wir tiefer ins Spiel einsteigen muss mal lobend erwähnen, dass die Entwickler das Spiel, entgegen des Originals, anders angegangen sind und es offenkundig als Parodie angegangen sind. Auch Shaq persönlich, der neben der Synchronisation auch Songs zum Soundtrack beisteuert hat, erweist sich als sehr witzig und macht auch vor der Selbst-Persiflage keinen Halt. Weder das Spiel noch sein Hauptdarsteller nimmt sich in irgendeiner Form ernst und merzt somit einen Fehler des Original gekonnt aus. Denn machen wir uns nichts vor, auch wenn Shaq damals eine große Nummer war, als Hauptcharakter in einem Kampfspiel konnte man ihn dennoch nicht ernst nehmen.
Das eröffnet mit einem netten Introfilm im Comic-Look, der uns die Vorgeschichte des chinesischen Waisenjungen „Shaq“ erzählt. – Ja, dabei handelt es sich nicht um einen Schreibfehler. Der chinesische Waisenjunge, der aus unerfindlichem Grund alle seine Mitschüler immer um mehrere Köpfe überragte und daher auch von diesen als „Sasquatch“ (= Bigfoot) bezeichnet wurde, war und ohne Bestimmung lebte, bis er seinen Lehrmeister Ye-Ye trifft. Ye-Ye ist eine Kombination aus Mister Miyagi und Yoda und lehrte Shaq die Kunst des Kämpfens um die Welt vor Dämonen zu beschützen, wie eine alte Prophezeiung vorausgesagt hat. Bis das allerdings eintritt fristet Shaq im erwachsenen Alter sein Leben als Rikscha-Fahrer. Doch dann kommt es, wie es kommen muss und Dämonen überrennen Shaq’s Heimatdorf und er muss sich (kämpfend) auf die Suche nach der Wurzel des Übels machen…
Da die Dämonen bereits seit Jahren im Verborgenen agiert haben, haben sie es sogar geschafft Leute aus ihren Reihen als Prominente zu etablieren, die Shaq dann gerademal mit abserviert. So trifft er auf seiner Reise unter anderem auf Bosse, wie zum Beispiel Donald Trump, Justin Bieber, Paris Hilton. Diesen wurden zwar andere Namen verpasst, aber es ist ziemlich eindeutig, wen sie darstellen sollen.
Da es sich bei diesem Spiel nicht mehr um ein 1:1 Prügelspiel, wie „Street Fighter“, sondern um einen Brawler à la „Turtles in Time“ handelt, bekommen wir es neben den Bossen auch mit tausenden Schergen zu tun. Die sich je nach Level unterscheiden. Einmal haben wir es mit Kung-Fu-Kriegern zu tun, um im nächsten Level gegen Anwälte, Schönheitsdoktoren oder auch Kilt-tragende Deutsche anzutreten. Hier haben sich die Entwickler wirklich ausgetobt und Shaq macht dabei im Kampf auch eine wirklich gute Figur. Mit dem veränderten Spielprinzip hat sich auch die Ansicht von einer recht statischen 2D-Umgebeung zu einer 2,5D-Umgebung in Sidescroller-Manier gewandelt. Wir steuern Shaq von links nach rechts, in regelmäßigen Abständen tauchen Gegner auf, die wir ausschalten müssen, bevor wir weiter laufen können. Im Verlauf der Stage stellt uns auch der ein oder andere Mini-Boss in den Weg, bis wir am Ende auf den Über-Boss treffen.
Gut, dass Shaq von seinem Lehrmeister so einige Tricks gelernt hat, denn er macht im Kampf eine wirklich gute Figur. Auch wenn das Kampfsystem nicht so ausgefeilt ist, wie in reinrassigen Kampfspielen, macht das Kämpfen wirklich Spaß und die Kombination von Tritten mit kraftvollen Ground-Slams und dem ein oder anderen Zufallsgenerierten Finish, passend mit Zoom und Slow-Down wissen auch nach mehreren Leveln noch zu begeistern. Dabei verlangen die Gegner uns auch teilweise ein taktisches Vorgehen ab, denn nicht immer ist der normale Angriff die richtige Lösung, um einen Gegner auszuschalten. Die Bosse unterscheiden sich dabei auch ungemein und so kämpfen wir neben menschlichen Gegnern auch gegen das losgelöste Hinterteil von Kim Kardashian (oder ähnlichen), der uns vornehmlich aus der Luft angreift oder liefern uns einen Dance-off mit Justin Bieber im Mech-Suit. Aber was die Gegner können, kann Shaq erst recht, denn an fixen Punkten innerhalb einiger Levels findet Shaq auch Power-ups, die in entweder in das Roboter-Ungetüm Shaq-Diesel oder den menschlichen Kaktus, den SHAQtus (!!!) verwandeln. Doch auch wenn gerade keins dieser Power-ups verfügbar ist, muss sich Shaq nicht rein auf seine Muskeln verlassen, denn die Kulissen halten auch einige hilfreiche Gegenstände, wie Fässer zum Werfen oder Straßenschilder zum Schlagen bereit.
Grafisch und soundtechnisch wird hier einiges geboten. Die Zwischensequenzen erinnern stark an die Samstag-Morgen-Cartoons aus den 80ern und 90ern, wie „M.A.S.K.“ oder „The real Ghostbusters“. und die Areale sind detailliert designed und sehr abwechslungsreich. Auch die Vertonung mit vielen lockeren Kommentaren von Shaq und der Soundtrack kann sich wirklich sehen lassen. Hier gibt es wirklich guten Old-shool-Hip-Hop in einem Level und nervige Blaskapellenmusik in einer anderen Stage, die aber auch nicht unpassend daherkommt, sondern wie aus einem Guss einfügt. Einzig die Ladezeiten zwischen den Levels sind unterirdisch und könnten belangloser nicht sein, da hier nur ein Screenshot des Levels mit einem Ladebalken aus der Hölle geboten wird. In den Levels gibt es dann immerhin keine Ladezeiten mehr und diese lassen sich flüssig von Anfang bis Ende durchspielen.
Doch so spaßig das Spiel auch ist, so kurz ist es leider auch, denn die 6 Level des Spiels beschäftigen leider nicht länger als maximal 30 Minuten pro Level. Es stehen zwar 3 unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zum erneuten Spielen zur Verfügung, die sich aber zugegeben nicht wirklich stark voneinander unterscheiden. Der Retail-Version liegt gegenüber dem Hauptspiel noch ein Zusatz in Form von „Barack Fu: The Adventures of Dirty Barry“ bei, indem wir den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten in einer direkt an die Geschichte von Shaq anknüpfenden Geschichte, steuern dürfen. Für die Download-Version soll dieser Zusatz zwar auch nachgereicht werden, ist es aber bislang noch nicht. Jedoch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denn laut den Entwicklern soll dieser Zusatz auf jeden Fall auch noch für die Download-Versionen erscheinen.
Brawler-Freunde werden ihren Spaß mit der Spiel haben, wenn man auch anmerken muss, dass das Spiel eine reine 1-Spieler-Erfahrung ist. Das wird zwar auch lustig im Spiel von Ye-Ye kommentiert, da dieser anmerkt, dass er nicht mitkämpfen kann, da über das Crowdfunding nicht genug Geld zusammengekommen ist, um auch seine Kampfanimationen zu gestalten, ist aber dennoch schade. Brawler machen für mich zu zweit im Couch-Cop-op immer mehr Spaß, als alleine…
NB@13.09.2018
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