PC Review: „Dark Devotion“ – Was bietet das 2D-Dark Souls in Retro-Pixeloptik?

Wie könnte ein Dark Souls aussehen, wenn es auf Sega Mega Drive oder SNES, sprich also zur Blütezeit der 16Bit-Generation, erschienen wäre. So oder so ähnlich kann man durchaus das Spiel „Dark Devotion“ des französischen Entwicklerstudios Hibernian Workshop, das von den Neo-Retro-Enthusiasten von The Arcade Crew herausgebracht wurde. Doch bietet das Spiel einen ähnlichen Mix aus anspruchsvoller Action gepaart mit einer dichten Geschichte? – Um das heauszufinden habe ich mir die PC-Version genauer angesehen, für die ich dankenswerter Weise einen Code von Cosmocover, der Presseagentur, die unter anderem The Arcade Crew betreut, bekommen habe. Selbstverständlich hat das keinerlei Auswirkungen auf meinen Bericht.

Neben den Einflüssen, wie das bereits erwähnte Dark Souls, boten aber auch andere Quellen, wie die Werke von H.P. Lovecraft eine Inspiration für die Entwickler, denn selbst wenn man am Anfang noch meint es mit einem standard-Fantasy-Actionspiel zu tun zu haben, so wird man bereits kurz nach dem Start mit wirklich abgedrehten Gegnerdesigns von gequälten Seelen konfrontiert, die sich uns in den Weg stellen und unseren Glauben auf eine harte Probe stellen: Wir spielen eine junge namenslose Templerin, die zu Beginn überraschend gut ausgerüstet in den Kampf zieht. Das ändert sich jedoch bereits nach unseren ersten kurzen Tutorialmissionen, dem ersten Bosskampf und unserem gewaltsamen Ableben, was aber überraschenderweise nicht zum Spielende, sondern eher zum richtigen Beginn des Spiels führt. Leider verlieren wir dabei auch unsere komplette Ausrüstung, ähnlich wie es auch bei „Casltevania – Symphony of the Night“ der Fall ist. Wir sind also voll-ausgerüstet gestartet und müssen uns danach dann erst mal wieder eine ganze Zeit lang aufleveln und bessere Waffen finden. Denn initial starten wir nun mit einem ziemlich schwachen Schild und einem Schwert mit dem wir gegen jeden Gegner gefühlte 100 Schläge aufwenden müssen, was natürlich auch die Gefahr einen Gegentreffer einzustecken nach oben schnellen lässt. Hier ist das Spiel blöderweise auch ziemlich unnachgiebig, denn bei jedem Tod werden wir unerbittlich zum Startpunkt zurücktransportiert und müssen wieder von vorne beginnen. Es gibt zwar die Möglichkeit auch Teleporter zu aktivieren, um die Zeit, um an die Stelle unseres Todes zu kommen verkürzen zu können, doch dabei entgeht uns leider auch das ganze Loot auf dem Weg, was wir gerade bei den schweren Bosskämpfen gebrauchen können, um unsere Energie wieder aufzubessern oder unsere Rüstung zu reparieren. Denn entgegen Dark Souls und Co. gibt es keine Möglichkeit die Dinge, die wir bei unserem Ableben im Inventar hatten, wiederzubekommen. Diese sind dann leider weg, sofern wir nicht die Blaupausen für besondere Waffen gefunden haben, denn diese werden gespeichert und lassen sich auch nach dem Ableben wieder neu herstellen.

 

So tasten wir uns teilweise mit jedem Durchgang ein wenig weiter voran, versuchen alternative Wege in den Dungeons, wo es viele (teilweise versteckte) Abzweigungen gibt und kämpfen und werden mit der Zeit immer besser. Und da wir bei jedem Durchlauf auch zufallsgeneriert mit negativen, wie auch positiven Unterstützern in Form von Segen oder Flüchen (z.B. +/- 5% Stärke, etc.) kann jeder Durchgang auch andere Wendungen nehmen und verleiht dem Spiel dabei, auch wenn durch das Spielprinzip viel Backtracking und das erneute Besuchen der gleichen Areale involviert ist, eine gewisse Dynamik und Abwechslung verleihen. Denn diese Herausforderung ist durchaus gewollt und spiegelt sich sowohl in der Geschichte des Spiels, wie auch im Titel wider: Diese „dunkle Hingabe“, also „Dark Devotion“ beschreibt den Leidensweg der Spielfigur und die schwere Prüfung vor die ihr Glaube im Verlauf des Spieles gestellt wird. Zwar bekommen wir am Anfang recht wenig über die Hintergründe gesagt, was sich aber im Spielverlauf durch Gespräche mit NPCs, die wir auf unseren Wegen treffen, oder gefundene Schriftstücke und Gegenstandsbeschreibungen ändert.

 

Das Kampfsystem ist dabei auf der einen Seite minimalistisch, da es nur eine Taste für den Schlag und eine Taste für das Blocken benutzt, offenbart beim genaueren Hinsehen aber durch Timing-basierte Mehrfacheingaben dennoch genug Tiefgang, um einige wirklich interessante Spezialattacken auszuführen, von denen man im Laufe des Spiels weitere freischaltet. Zusätzlich gibt es Tasten für Ausweichrollen links und rechts, Waffenwechsel, die Verwendung der gefundenen Powerups und magische Objekten. Hier kommt durchaus eine taktische Komponente ins Spiel, denn unsere Ausrüstung kann gepaart mit dem ohnehin hohen Schwierigkeitsgrad, besonders wenn wir auf Bossgegner treffen, schnell über Sieg oder Niederlage entscheiden. So kann es sein, dass ein Gegner beispielsweise gegen Feuer Immun ist, was logischerweise etwas blöd ist, wenn wir unser Loadout danach ausgelegt haben. Auf dem PC hat man dabei die Wahl zwischen Tastatur/Maus- und Controller-Steuerung, wobei gerade die Steuerung per Controller etwas Finetuning hätte vertragen können, da sie für Controllerspieler nicht intuitiv ist und ich mehrfach schlagen wollte und stattdessen aber eine Hechtrolle mitten in den Gegner machte. Hier wäre es zumindest wünschenswert, wenn man das Mapping ändern könnte, was aber leider nicht der Fall ist. Bei der Steuerung mit Tastatur/Maus ist die Tastenbelegung besser gewählt, was aber nur von Vorteil ist, wenn man mit dieser Eingabemethode gut zurechtkommt. Hier empfiehlt es sich allerdings mal beide Alternativen auszuprobieren, um herauszufinden, was einem besser liegt.

 

Wo das Spiel auf jeden Fall vollends überzeugt ist sein Grafikstil. Ist das Intro noch im Cellshaing Comiclook gehalten, so präsentiert sich das eigentliche Spiel dann im 16Bit-Pixelgewand, was aber im Gegensatz zu originären Spielen von damals durch eine tolle Detailtiefe und überaus schicke Licht- und Schatteneffekte aufweist. So flattert der Umhang der Protagonistin beim Laufen und durch kleine Ritzen in den Mauern bricht das Licht in die dunklen Gemäuer, in denen sich ein Großteil des Spiels abspielt. Insgesamt bietet das Spiel unterschiedliche Wege, insgesamt 18 Bossgegner und versteckte Fallen und Geheimnisse, die selbst erfahrene Spieler grob 15 bis 20 Stunden beschäftigen sollten, was für ein Spiel aus dem Neo-Retro-Segment wirklich überaus lang ist. Auch wenn es Momente gibt, wo durch die Schwierigkeitsgrad kurzeitiger Frust aufkommen kann, so handelt es sich dabei dennoch um nachvollziehbare, faire und durchaus gewollte „Stolpersteine“ auf dem Weg zum Sieg, der nach einigen „einmal versuche ich es noch“-Momenten umso süßer schmeckt.

 

Ich kann das Spiel jedem wärmstens ans Herz legen, der sich vom Schwierigkeitsgrad nicht abschrecken lässt. Momentan ist es ausschließlich auf dem PC (Steam, HumbleBundle, GOG) erhältlich, doch Ports auf PS4 und Nintendo Switch sind bereits, wenn auch ohne konkreteren Veröffentlichungstermin, in Aussicht gestellt.

NB@15.07.2019

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